La mémoire privée familiale : témoignages
Flucht und Vertreibung : retranscription des témoignages
I) Parcours biographique et profil des familles témoins
On présentera ici des extraits issus d’entretiens menés avec deux familles opposées dans leur parcours biographiques et dans leur attitude actuelle face à la mémoire de la fuite et de l’expulsion. Il ne s’agit là que de deux exemples choisis volontairement pour leurs différences, le spectre de réactions et d’attitudes face à cette mémoire étant bien sûr beaucoup plus large.
(Voir notamment les autres témoignages consignés dans les ouvrages indiqués en bibliographie. Pour plus de détails sur cette enquête et sur les autres familles interviewées dans ce cadre précis, contactez-moi à l’adresse suivante : alicevolkwein@yahoo.fr).
Famille |
Membres interviewés (par génération) |
Données biographiques |
Est / Ouest (avant 1989) |
Affiliation à une organisation |
Durée approximative des entretiens |
Knecht |
M. Knecht |
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RFA de 1945 à 1954 (études). RDA de 1954 à 1988 (vie active comme pasteur à Berlin-Est) 1988 retraite et retour en RFA. |
BDV (« Bund der Vertriebenen » - Fédération des expulsés) et GES (« Gemeinschaft evangelischer Schlesier » - Communauté des Silésiens protestants) au lendemain de la réunification. |
Entretien en deux fois : 4h30 en tout |
Mme Winter (fille de M. Knecht) |
- Née en 1950 à Berlin-Est |
RDA |
aucune |
Entretien téléphonique : 30 minutes |
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Schmidt |
Mme D. Schmidt |
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RDA |
Membre du KPD depuis 1945 puis du SED et aujourd’hui du Linkspartei / PDS |
Entretien individuel Dora Schmidt :1h Entretien commun : 2h30 |
M. K. Schmidt (fils) |
- Né en 1951 à Schönberg (Mecklembourg) |
RDA (Berlin-Est) puis Alger de 1986 à 1989 |
Aucune depuis 1989 |
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Melle O. Schmidt (petite-fille) |
- Née en 1976 à Berlin-Est |
aucune |
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M. P. Schmidt (petit-fils) |
- Né en 1979 à Berlin-Est |
1. Extraits d’entretiens regroupés par familles
Les signes de transcription utilisés ici sont ceux proposés par Gabriele Rosenthal (Rosenthal Gabriele : Erlebte und erzählte Lebensgeschichte. Gestalt und Struktur biographischer Selbstbeschreibungen. Frankfurt am Main : Campus Verlag, 1994). Ainsi un chiffre entre parenthèses indique la durée en seconde d’une pause dans le flux de parole (nous ne les faisons figurer que lorsque les pauses sont significatives), un tiret accolé à un mot indique une pause brutale dans le cours du récit qui s’interrompt ou se poursuit sans reprendre la structure grammaticale de la phrase commencée. Le signe égal indique un enchaînement très rapide et les accents sont marqués en gras.
a. Famille Knecht
Remarque préliminaire : Dans le cas de la famille Knecht, je n’ai pu interviewer que le père (1ère génération) et la fille (2ème génération) et, malheureusement, personne de la troisième génération. Il est cependant intéressant de présenter ici quelques extraits, car la déperdition mémorielle est particulièrement flagrante dans cette famille, ou, du moins, la perte d’intérêt pour cette mémoire qui a peut-être été transmise mais ne joue plus aucun rôle pour les membres des générations suivantes. Cela est d’autant plus flagrant, que M. Knecht, lui, s’engage fortement en faveur de cette mémoire. Il est membre de deux associations d’expulsion : la Fédération des expulsés, l’association la plus connue et la plus controversée (Bund der Vertriebenen - BDV), et la Communauté des Silésiens protestants (Gemeinschaft evangelischer Schlesier - GES) dont il fait partie en tant que pasteur.
- Extraits n°1 : Récit de vie – M. Knecht, première génération
M. Knecht parle volontiers de son histoire familiale qu’il décrit avec force détails. Il est de fait impossible de tout reproduire ici. Il insiste fortement, dans son récit, sur les origines silésiennes de sa famille et son ancrage dans cette région qu’il décrit comme sienne. Son récit oscille entre souvenirs personnels décrits avec beaucoup d’émotion, et détails historiques donnant une profondeur « réelle » à ses souvenirs d’enfant. S’il n’a personnellement pas vécu la fuite et expulsion (il était soldat), il est revenu en Silésie juste avant les évènements et fait part de ses impressions à ce moment-là. Tout son récit met en avant son attachement profond pour cette région qu’il décrit comme sa « Heimat ».
Knecht: (...) „Schweidnitz ist eine große Kulturstadt, wo der größte deutsche Lyriker vor Goethe, der ist da ins Gymnasium gegangen, ja? Johann Christian Günter, ich weiß nicht, ob Sie den Namen schon gehört haben? Ein großer Lyriker mit einer unglücklichen Lebensgeschichte, und äh bedeutende Kirchenlieder- Gedichte, stammten von dort, und eine große Militärstadt, war Schweidnitz. Und da bin ich zur Schule gegangen, dadurch (...) kam die Freundschaft mit Dieter Schäfer, dem Bruder von Doktor Schäfer. Und ich stammte aus einem Dorf in der Nähe von Schweidnitz, war aber in ner Schülerpension in Schweidnitz selbst. Das Dorf war eine Fahrradstunde von Schweidnitz entfernt, mein Vater ist da Pfarrer gewesen, ich bin dort im Pfarrhaus geboren, aufgewachsen, so bin ich ein richtiges Dorfkind, ja? Ich gehöre auch noch zu den Menschen, darauf bin ich auch stolz, die noch schlesische Mundart sprechen, können. Ich könnte noch in Dramen von (Karl Hau) als Schauspieler auftreten ((lacht)) aber schon meine Töchter sprechen die Mundart überhaupt nicht mehr, ebenso wenig wie Sie.“ (...)
„Ich würde Ihnen vielleicht noch etwas (...)- (auch in Bezug auf die Vertriebenenfrage), zweierlei, als ich als Schwerverwundeter zu Hause war, offiziell war ich im Lazarett in Schweidnitz, de facto aber (...) bei meinen Eltern im Pfarrhaus. Das waren herrliche Zeiten! Oktober neunzehnhundertvierundvierzig bis Weihnachten neunzehnhundertvierundvierzig. Zweierlei, (...) viele Menschen einerseits ahnten schon, es ist der Abschied von Schlesien, obwohl die sowjetische Offiziere noch gar nichts angekommen waren, die kamen erst am 13. Januar, von der Weichsel, aber sie ahnten schon, das ist der Abschied, und wiederum, rational gesehen steht das in Widerspruch, ich konnte mich gar nicht vorstellen, dass dieses Land jemals polnisch werden würde, ja? In Schweidnitz es gab kein Mensch, kein einziger, der polnisch sprach. Sie können das vielleicht ein bisschen erahnen, es ist vielleicht ein bisschen so, manche Menschen ahnen, sie werden sterben, auf der andern Seite aber wiederum, sich ja auch gar nicht vorstellen können! Und selbstverständlich sich geben, als lebten sie noch sehr, sehr lange! Obwohl sie wiederum ahnen, dass sie bald sterben werden! So eine Parallele ist sicherlich- äh, ich ahnte, es ist der Abschied, von der geliebten Heimat, der Abschied von der geliebten- auf der andern Seite, äh, äh, es kann doch gar nicht sein! Es ist doch unmöglich, dass wir vertrieben werden, dass das Land polnisch wird! Absurrd!“
- Extraits n°2 : Transmission de cette mémoire dans la famille Knecht
Bien que M. Knecht et Mme Winter s’accordent à dire que le sujet fut souvent évoqué dans le cadre familial – notamment les souvenirs de Silésie, comme « Heimat » idyllique – il est clair que Mme Winter n’en garde pas un souvenir marquant. Cela reste une mémoire qu’elle associe à son père, mais qu’elle ne semble pas avoir repris à son compte, et qu’elle dit ne pas avoir transmise à ses propres enfants. M. Knecht est conscient de ce détachement au fil des générations et il le souligne à plusieurs reprises.
Knecht (K): „Ja, natürlich. Innerhalb der Familie war das Thema. Bis dahin (2)- äh, als, als die Grenze dann offen war, zwischen DDR und Polen, da brauchte man nur den Ausweis vorzuzeigen, (...) es war damals aber nur für DDR-Bürger, die äh Bundesdeutschen durften dann nicht, da bin ich mit meiner Frau, gefahren. Wenn Sie wollen, kann ich- habe ich das zu einer Kurzgeschichte verdichtet.“ (...)
„Wir sind dann wenige Jahre danach, mit unsern beiden Töchtern, noch einmal in meine Heimat gefahren, (3) und, unsere Töchter haben mir gesagt „Papa, wir haben Dich immer in Verdacht gehabt, Du übertreibst, so schön war Deine Heimat gar nicht. Aber jetzt müssen wir Dir etwas abbitten, sie ist wirklich so schön.“ Ja? (5). Für unsere Töchter war das natürlich auch ein großes Erlebnis“
Interviewer (I): „Sie meinten, Ihre Töchtern hätten gesagt, Ihre Heimat sei doch so schön wie in Ihren Erzählungen, das heißt zu Hause haben Sie auch oft von Ihrer Heimat erzählt?“
K: „An meinen Töchtern erzählt? Natürlich hab ich da erzählt! Ja, zu Hause durchaus, hab ich viel erzählt, und ausgemalt wie das alles war, ja?“
I: „Und mit Ihren Eltern auch? War das irgendwie ein Thema, als Sie sich getroffen haben? Und ich weiß nicht, als Sie da was erzählt haben, hatten Ihre Töchter auch Interesse?“
K: „Ja, meine Töchter hatten Interesse, die haben sich auch eine Zeit lang viel von meiner Mutter, denn mein Vater war dann schon gestorben aber- von meiner Mutter viel erzählen lassen, von zu Hause, wie das da war. Ja.“
K: „Ich wünschte mir das anders aber ich muss anerkennen, dass es nicht anders ist, äh, Schlesien, ist in meinem Herzen wahrscheinlich bis zu meinem letzten Atemzug, wenn ich mich so pathetisch ausdrücken darf, ein großes Thema, für meine Töchter, ganz wenig, für meine Enkel, gar nicht. Ich wünschte mir das anders, aber ich kann ihnen auch keinen Vorwurf machen, es liegt wahrscheinlich gar nicht an das mündlich- so gerne unsere Töchter in Schlesien gewesen sind ((lacht)) und gesagt haben „Papa, Du hast Recht gehabt, Deine Heimat ist wirklich so schön.“ Aber äh in der Tiefe ihres Gemütes bewegt es wohl unsre Töchter nicht, und unsre Enkel schon gar nicht. Obwohl sie dann immer wieder gerne, Geschichten von mir hören, ja?“
Winter (W): „Ja, er hat erzählt. Dass er hier in Wannsee wohnte, und, und, dass sie ja von der Flucht kamen und, und dass sie spartanisch eingerichtet waren, ja-“
I: „Ja und eben diese, diese Flucht, weil es geht mir auch um diese Erinnerung an Flucht und Vertreibung, hat er öfter darüber erzählt? Was wissen Sie, wie Ihre Familie das eben dann erlebt hat?“
W: „Nee, hat er nicht oft darüber erzählt. (2) Uns gegenüber jedenfalls nicht, nee.“
I: „Und über seine Verbindung zu Schlesien und zu diesen Gebieten, wo er herkam, hat er mal was darüber erzählt?“
W: „Ja aber das hat uns nicht so interessiert ((lacht ein bisschen)).“
I: „Ja also, als ich mich mit Ihrem Vater unterhalten habe , meinte er, dass er des Öfteren mit Ihnen (...) darüber gesprochen hat und dass Sie dann auch gemeinsam als Familie dann hingefahren sind ((sie bestätigt)) und dass Sie dann auch – also Sie und Ihre Schwester – dann gesagt hätten, wie Sie zum ersten Mal in Schlesien waren, äh „Papa, Deine Heimat ist doch genauso schön, wie Du es uns immer erzählt hast“ also das heißt, dass er jedenfalls den Eindruck hat, dass er Ihnen doch öfter davon erzählt hat.“
W: „Oh, dann hab ich Sie anscheinend ein bisschen missverstanden, ich hatte irgendwie gedacht, ob er hier viel von, von äh von Berlin da erzählt hatte, wo sie hier in Wannsee gewohnt hätten, oder so, da hat er nicht viel erzählt- “
I: „Nee also ich meinte die Zeit noch davor.“
W: „Von der Heimat- Doch davor schon, ja das wollte ich noch erzählen, dass wir ja auch mal da waren.“
I: „Ja, genau, also wenn Sie mir das ja erzählen könnten.“
W: „Naja, das war für uns- war für uns aufregend, weil wir äh ja aus Erzählungen kannten, äh was, wie groß der Pfarrgarten ist und was für Bäume es da gibt, und dass sie gleich neben der Kirche gewohnt haben, und, und, dass mein Vater nach (Waldsrupp) gebadet hat und- Das jetzt alles dann mal zu sehen, äh hat uns schon neugierig gemacht. Ja aber, als wir dann hinkamen, war man doch enttäuscht, dass äh die jetzigen Polen uns überhaupt nicht äh aufmachen und gar nicht reinlassen, obwohl wir irgendwie mitgekriegt haben, dass die da sind aber, wir doch mitgekriegt hatten, dass die keinen Kontakt mit uns wollten.“
I: „Und hat Ihr Vater dann öfter über diese Heimat gesprochen also erinnern Sie sich zu welcher Gelegenheit er darüber sprach?“
W: „Mit, mit uns jetzt?“
I: „Ja, genau.“
W: „Nee für ihn, hatte er auch mal gesagt, ist die Sache jetzt mit äh, mit seiner Heim- äh mit seinem Haus praktisch, mit seinem Geburtshaus abgeschlossen, er war ja früher schon einmal mit meiner Mutter da, und da wurden sie beide freundlich aufgenommen, und jetzt das zweite Mal mit, mit uns Kindern eben, wo wir nicht reingelassen wurden, und da hat er gesagt, das, das, das akzeptiert er jetzt so, und das ist jetzt so, und noch ein Versuch würde er nicht machen.“
I: „Würden Sie sagen- haben Sie den Eindruck gehabt, dass es gewisse Traditionen, ja ich weiß nicht, Essenstraditionen oder gewisse Ritualien, die aus diesem Gebiet also halt Schlesien kommen und die Ihr Vater versucht hat, Ihnen weiterzugeben?“
W: „Ach ja. Also zum Beispiel hat er immer erzählt, dass seine Mutter Klöße gemacht hat, schlesische Klöße, die hat meine Mutter öfter gemacht und meine Schwester macht sie auch und so- also, das schon-“
I: „Und würden Sie dann auch diese Tradition an ihre Kinder weitergeben wollen?“
W: „Würde ich wollen aber ((lacht tief)) ich dränge Ihnen das nicht auf also die schwärmen nicht davon. Also ich glaube, das ist dann- das ist dann erloschen. Es sind Männer ja?“
- Extraits n°3 : Importance et valeur identitaire de cette mémoire
L’attachement de M. Knecht pour la Silésie a déjà été souligné plus haut et constitue un des « leitmotivs » de cet entretien fort en émotion. Le contraste avec les remarques détachées et froides de sa fille est alors d’autant plus marquant.
K : (...) Wir waren wirklich verwurzelt ja? Meine Heimat äh da war ich so richtig zu Hause. Ich bin im Nebenberuf auch Autor und das hab ich auch in Form von Kurzgeschichten äh äh niedergeschrieben, was das hieß, dort zu Hause zu sein. Hier war meine Heimat, Heimat, das hieß, an bestimmten Plätzen dort, war ich ganz durchdrungen von Gefühlen, es kann in der ganzen Welt keinen besseren Platz geben als den, in dem ich jetzt hier bin und ich hätte es mir auch nie vorstellen können, dass ich jemals hier herausgerissen werden würde, ja? Lust zum Studium dann mal da hinzugehen und dort hinzugehen, ja, aber immer, hier verwurzelt sein, hierher zurückkehren und ich glaube, da bin ich typisch für viele Menschen, besonders in Schlesien, nicht? Viele sind ja eben auch an dem Heimweh gestorben, ja? Auch wenn es denen wirtschaftlich allmählich wieder ganz gut ging, äh in Westdeutschland ja? Aber das haben sie innerlich nicht verkraftet. Und ich kenne heute noch welche, die sagen, (...) „ich möchte gern zum Sterben nach Schlesien zurückkehren“, manche sagen „Sentimentale“, nichts Sentimentale, das ist etwas ursprünglich Echtes.“
K: „Ich fühl mich dreifach. Zuerst einmal, ich bin Schlesier und bleibe das. Nummer Eins. Zweitens, ich bin Berliner, dieses Glück ist mir zuteil geworden, dadurch dass meine liebe Frau mich geheiratet hat, meine liebe Frau ist eine geborene, richtige Berlinerin. Und so sage ich, ich bin geedelt, nachträglich veredelt ((lacht)) durch die Ehe mit einer Berlinerin. Und äh ich liebe die Berliner auch äh, als Menschenschlag. Ich sage immer- ich hab die Berliner von Anfang an geliebt, äh, ich hätte in keiner anderen Stadt der Welt Pfarrer sein wollen außer in Berlin, wegen der Berliner. Diese sind zwar auch Sünder aber die sind nicht so sündig wie die anderen Menschen. Die haben für mich ein viel direkteres Verhältnis zur Wirklichkeit. Und das drückt sich in ihrer Sprache aus. Das richtige Berlinerische, ja? Da ist keine andere Sprache, die ich kenne, geeignet, die Dinge beim Namen zu nennen. Und deswegen sage ich, die Berliner sind nicht, wenn man an ihre Sprache denkt, äh so sündig wie die Anderen. Ich fühl mich auch als Deutscher. Ja. Wenn ich zurückdenke an das, was manche Deutsche gemacht haben, auch, wenn ich zurückdenke äh zu welchen Erkenntnissen als Heranwachsender junger Mensch ich zu feige gewesen bin, sie zu vollziehen, obwohl ich die Voraussetzungen gehabt hätte, ja? Äh dann schäme ich mich. (1) Und wiederum äh, äh, wenn ich äh an die großen Kulturleistungen von Deutschen denke, da bin ich auch wieder stolz. Und für mich gehört das alles mit zusammen, da ist für mich das Eine nicht ohne das Andere. So wie mein ganz persönliches Leben, ganz individuelles Leben, auch vor Gott, nicht darin auf- aufgeht, dass ich schuldig geworden bin, das bin ich auch, das bin ich auch, aber das ist nicht das Ganze meines Lebens. Meine Lebensschuld ist nicht identisch mit meinem ganzen Leben! So sehe ich das auch mit unserm Volke.
I: „Und jetzt eine allgemeine Beurteilung: was bedeutet Ihnen diese Familiengeschichte? Sind Sie daran interessiert im Allgemeinen und was bedeutet es für Sie?“
W: „Also für mich ist das, ist das vergessen. Und ich, ich äh hab äh irgendwie kein Interesse, das normal vorzuholen und das normal aufzurollen.“ I: „Und das heißt, es spielt jetzt für Sie keine Rolle in Ihren Beziehungen zu Leuten, Sie wissen nicht, ob Sie jetzt Vertreibungshintergrund haben oder nicht?“
W: „Nee.“
I: „Aber vielleicht haben Sie dennoch ne Meinung zum Platz, beziehungsweise zu der Behandlung des Themas in der Öffentlichkeit? (...)“
W: „Ne also ich kann es verstehen, dass diejenigen die das betrifft, dass sie sich dann dafür engagieren, (2) wie zum Beispiel äh mein Vater, das find ich schon, schon gut. (2) Aber äh, für mich ist das kein, kein Thema.“
Il s’agit toutefois de relever que le thème n’eut pas toujours la même importance pour M. Knecht. Lui- même souligne qu’il fut relégué à l’arrière-plan dans l’immédiat après-guerre, alors que d’autres soucis plus matériels étaient déterminants. De même du temps de la RDA où il lui sembla plus important de défendre certaines libertés bafouées en Allemagne de l’Est, plutôt que de s’engager pour la cause des expulsés.
K: (...) Jetzt fragen Sie da, „welche Rolle hat denn die Vertreibung gespielt?“ ja, konkret, hab ich Ihnen das jetzt gesagt, aber sonst äh- das war eigentlich kein Thema. Ich kann Ihnen eigentlich gar nicht sagen, warum. Also auch mit denen ich dann im Studentenwohnheim gewohnt habe, die dann meine Freunde wurden und ich ihr Freund, die haben eigentlich von mir wenig erfahren über meine Heimat. Ich kann gar nicht einen Grund dafür sagen. Äh. Die hätten aber auch kaum etwas über meine schwere Verwundung gewusst! Man gebraucht zu Recht den Ausdruck, verdrängt. Ja? Aber ich finde, der wird zu häufig gebraucht, ja? Wir assoziieren damit immer etwas Aktives, dass jemand sich entschließt, an etwas nicht zu denken, von etwas nicht zu reden. Verdrängt. Ja? Aber, dieser Ausdruck ist mir zu aktiv, ja? Für solche Dinge. Wir sind auch nicht auf den Gedanken gekommen. ((lacht)) Ich bin nicht auf den Gedanken gekommen, meinen Kameraden zu erzählen, wie das war, als ich verwunden wurde, und die haben mir das nicht erzählt, wenn sie Entsprechendes erlebt hatten. Ich bin auch gar nicht, auf den Gedanken gekommen zu erzählen, von meiner Heimat, an der ich doch so sehr hing! Ich bin gar nicht auf den Gedanken gekommen. Jedenfalls, so wie ich mich daran erinnere jetzt, hätte doch eigentlich nahegelegt, unter werdenden Freunden. (1) Das war (1) nicht momentan, wie der Berliner sagt. Vielleicht kam es daher- das hat damals glaube ich für viele Deutsche gegolten, die Gegenwart, das Aktuelle erforderte eine so vitale Konzentration auf den Augenblick, auf den Tag, Essen, Trinken, (1) äh sehen, dass das Studium weiterging, so dass kein Raum war, im Inneren und in der Kommunikation jetzt über so etwas wie, die Vertreibung zu denken. Ich weiß nicht, ob Sie sich dies ein bisschen vorstellen können? Ja? Nee, also ich halte den Ausdruck Verdrängung nicht für sachgemäß.“ (...)
K: „Ich kann Ihnen das so sagen, als Christ und als Pfarrer habe ich sowieso, so viele Anstöße gehabt an den Staat, und Zusammenstöße mit dessen Funktionären, dass (3) so hab’s ich wahrscheinlich selber empfunden, „ich darf nicht auch noch- ich mich nicht leisten konnte zu sagen, ich kann die Oder-Neiße-Grenze nicht anerkennen.“ Äh, da musste ich wohl ein bisschen die Hierarchie der Wahrheit unterscheiden, ja? Äh, Äh und das musste wohl jeder Christ, es gab bestimmte Wahrheiten, da durfte man einfach nicht kapitulieren und da musste man den Anstoß in Kauf nehmen ja? Aber zu dieser ersten Gruppe von Wahrheiten gehörte das nicht. Können Sie verstehen ja? ((ich bestätige)) Und, so, äh (2) ist mein Verhalten an diesem Punkt eigentlich die ganze Zeit über äh ein Schweigen gewesen, außer in ganz kleinen Kreisen ja? Ich hätte also niemals jetzt äh, wenn ich Unbekannte besucht hätte, (...) mich jetzt eingelassen auf ein Gespräch über die Oder-Neiße-Grenze. Verstehen Sie? Denn wenn ich da jetzt äh große Schwierigkeiten gehabt hätte, womöglich ins Gefängnis gekommen wäre, da hätte ich nicht gut sagen können „Um Gottes willen komme ich jetzt ins Gefängnis“, das meine ich jetzt mit Hierarchie-“
La situation est différente aujourd’hui et M. Knecht fait partie de ceux qui ont vécu la réunification avec l’espoir que cela change quelque chose pour les expulsés et qui ont, par la suite et avec la reconnaissance définitive de la frontière Oder-Neisse, été déçus de l’attitude adoptée en Allemagne face à cette histoire. (cf. Extraits n°4)
- Extraits n°4 : Positionnement par rapport au traitement politique et public de cette histoire
- Par rapport au traitement de cette histoire du temps de la RDA : dénonciation d’un tabou (selon M. Knecht)
K: „Ne- also da- das ist der Hintergrund wieso, ich fürchtete, ich kann auf Ihre Fragen gar nicht so viel sagen, denn äh Vertreibung war ein Tabu in der DDR, der Ausdruck durfte gar nicht gebraucht werden, wenn, dann wurde von Umsiedlung gesprochen, was äh, äh ne völlig falsche Bezeichnung war. Umsiedeln, das heißt, ich sehe mich um, äh, äh, äh, äh, jetzt in Frankreich, ich kauf mir da ein Anwesen, ja? Und das werde ich noch ausbauen, äh, werde ich vielleicht ein (...) Betrieb dort einrichten, ja? So siedle ich von Berlin nach äh, nach ((unverständlich)) um, ja? Aber, äh, wenn ein Mensch, ja? Von seinem ganzen Eigentum getrennt wird, ja? Und äh gezogen wird in kurzer Zeit, das alles zu verlassen und äh entschädigungslos zurückzulassen, was ihm bisher gehörte, ja? Und äh, er wird einfach rausgeschmissen, und weiß eigentlich noch gar nicht wo er eigentlich hinkommen, geschweige denn, dass er dort einen Platz hätte, der ihm gehörte, von diesem Menschen zu sagen, er ist- er wird umgesiedelt, ist ja ein Zynismus nicht? Ja? Aber dieser Ausdruck war äh der einzige Legitime äh in der DDR, von Vertreibung wurde da nicht gesprochen. In der Schule schon, schon gar nicht, nicht? (...) Meine beide Töchter haben niemals in Geschichtsunterricht oder Staatskundeunterricht etwas von der Vertreibung äh der Deutschen äh gehört.“
- Déception au lendemain de la réunification : le manque de dignité des Allemands face à leur histoire (selon M. Knecht)
K: (...) „Es ist für mich ein schmerzliches Kapitel. Und zwar deswegen, weil- stellen Sie sich mal bitte vor, ich glaube da, können Sie es am besten verstehen, es würde jetzt Frankreich, ja? Mit welcher Vorgeschichte auch immer, (2) die Normandie abgetreten haben, an England, und alle oder fast alle der in der Normandie wohnende Franzosen wären völlig enteignet worden, und wären (1) auf grausame Weise aus der Normandie hinausgetrieben worden. Und, verteilt worden auf die übrigen Landschaften, Provinzen Frankreichs, Äh von vielen Mitfranzosen nicht gerade mit offenen Armen aufgenommen worden, stellen Sie sich das mal vor? Und dann stellen Sie sich mal vor äh (1), zunächst wäre das ohne jeden Vertrag einfach verfügt worden, das wäre einfach so über Frankreich gekommen. Das was ich Ihnen jetzt eben gesagt habe. Und dann äh nach vielen Jahren ((unverständlich)) hätten alle Politiker in Frankreich gesagt, „Das kommt gar nicht in Frage, dass wir das jemals anerkennen! Niemals! Werden wir das anerkennen. Mit welchem Recht nimmt man uns diese Gebiete weg? Auch wenn wir äh in der Vorgeschichte der Wegnahme der Normandie als Volk Schuld auf uns geladen haben. Diese Schuld, die wir auf uns geladen haben, rechtfertigt doch nicht, dass man ohne Vertrag, nicht nur die Gebiete wegnimmt, sondern auch unsere Menschen, die darin wohnen, einfach enteignet und vertreibt.“ Das hätten alle führende Politiker gesagt. (2) Und nach einer ganzen Reihe von Jahren, (2) dann wäre, wie das neunzehnhundertneunzig geschehen ist, ein Vertrag abgeschlossen worden, Frankreich und äh Polen, und das französische Parlament hätte- ohne irgendetwas- ohne irgend welche Verhandlungen- ohne dass es ein Dialog gegeben hätte ja? (2) äh erklärt, „Wir erkennen den Verlust der Normandie als endgültig an.“ Und nachdem dieser Beschluss gefasst worden wäre, hätten alle Abgeordnete des Parlaments sich spontan von ihren Plätzen erhoben und hätten ihrem eigenen, diesem ihren eigenen Beschluss, und damit dem Verlust der Normandie stehend Beifall geklatscht. Stellen Sie sich das mal bitte vor! Dann habe ich Ihnen damit gesagt, wie ich das empfinde. Ich bin- also eine solche nationale Würdelosigkeit, wie das gelaufen ist, äh wenn der Präsident des Bundestages nach diesem Beschluss gesagt hätte, „Wir haben eben durch diesen Beschluss zugestimmt den Verlust von beinahe einem Viertel der Fläche unseres deutschen Vaterlandes von neunzehnhundertsiebenunddreißig, wir haben zugestimmt den endgültigen Verlust von wirtschaftlich hoch wertvollen Gebieten und zugleich von Gebieten, die für unser ganzes deutsches Volk eine ganz große Kulturbedeutung haben.“ Ja? Zumal Schlesien, ja? Es ist beinahe die Wiege der neueren deutschen Dichtung, wissen Sie vielleicht? (...) „Wir haben das getan, weil wir angesichts der heute bestehenden Realitäten keine andere Möglichkeit sahen und wir haben jetzt getan, um des Friedens, mit den Völkern willen, besonders um des Friedens willen mit unserem polnischen Nachbarn Punkt. Damit haben wir an eine Wunde gerührt von unseren Landsleuten, die aus diesen Gebieten vertrieben worden sind, vertrieben worden sind, ohne jedes Recht. Wir haben damit auch an die Wunde ihres verwundeten Rechtsbewusstseins gerührt und nicht nur an ihr- das Gefühl für die verlorene Heimat. (1) Möge vor allem unser polnisches Nachbarvolk an diesem unseren Beschluss erkennen, wie viel uns an dem Frieden mit ihm liegt. Und jetzt bitte ich Sie, sich von Ihren Plätzen zu erheben zu einer Minute stillen Gedenkens, einer Minute stillen Gedenkens, das der schicksalsschweren Stunde dieses unseres Beschlusses entspricht.“ ((hat die ganze imaginäre Rede sehr feierlich und langsam vorgetragen, nun spricht er wieder wie sonst)) Wissen Sie, wenn das geschehen wäre, ja? Dann, hätte man vielleicht sagen können, es konnte nicht anders kommen, aber können Sie ein bisschen erahnen, wie mich das empört, wie mich das zornig macht, dass das nicht so geschehen ist! Dass die Abgeordneten sich erhoben haben und haben stehend Beifall geklatscht. Und dahinter steckt äh, was Ihnen bestimmt schon mal begegnet ist, das deutsche Volk neigt immer dazu von einem Extremen in das andere zu fallen, das französische nicht in dem Maße, das englische erst recht nicht. Was Deutschland macht, das macht es ganz, ja? Äh wenn es schon schuldig wird, dann wird es schwer schuldig, und wenn Deutschland Reue empfindet, ja? Na dann aber perfekte oje ja? Und wenn Deutschland nationalistisch wird, dann wird es ganz nationalistisch, >das hat einen furchtbaren Triumph unter Hitler erreicht, ja?< und umgekehrt, wenn es aufhört nationalistisch zu sein, da verliert es jedes gesunde Nationalgefühl. Damit hängt es jetzt zusammen, was ich eben äh dar- Äh, es, es gibt in Deutschland eine Tendenz zur, zur, zur Dauerselbstbeschuldigung und zum Selbsthass und, sie ist deswegen so gefährlich, weil das ja etwas Gutes ist, wenn ein Volk sich selbst auch kritisch sieht, ja? [...]. Ja? Ja? Und äh, äh, es ist also durchaus etwas Gutes aber in Schlesien gab’s ein Sprichwort, ich weiß nicht, ob Sie das übersetzen können, manches, wenn es in Hochdeutsch übersetzt ist, verliert seinen Reiz, „zu viel und zu wink ist immer a Dink“. Können Sie das verstehen? „zu viel und zu wenig ist immer ein Ding“, das klingt gar nicht so- na schlesische Mundart „zu viel und zu wink ist immer a Dink“ ja? (1) Bei uns ist das jetzt zu viel und damit ungesund und eigentlich auch unehrlich, dieser dauernde Selbsthass, und in dieser Linie liegt es, dass- äh man fasst es zunächst gar nicht, die deutschen Abgeordneten aufstehen und Beifall klatschen zu diesem tiefschmerzlichen Beschluss. Denn der Verlust eines Viertels des Staatgebietes bedeutet- und äh die de facto Anerkennung eines Unrechtes als Recht durch den Vertrag nämlich, ja?“
- M. Knecht défend donc fortement le projet proposé par la Fédération des expulsés de fonder un „Centre contre les expulsions“. Il se montre par ailleurs très critique face au discours public ambiant mettant en avant l’impératif de réconciliation sans véritablement, selon lui, aspirer à une réelle réconciliation.
K: „Ich bin dafür ohne wenn und aber, und ich will das begründen. Erstens man fürchtet, äh, dieses Zentrum gegen Vertreibung könnte eine Exposition von Hass und Rachsucht sein, (1) das ist völlig abwegig, denn (1) schon neunzehnhundertfünfzig, als die meisten Heimatvertriebenen auch äußerlich in einer ganz, ganz schlechten Situation waren, da ist die berühmte Charta der Vertriebenen- haben Sie davon gehört? Ja. Äh, konstituiert worden. Und, (2) war’s bewusst äh (2) „vor Gott erklären wir, und dieser Beschluss ist uns ernst und heilig“ so heißt es wörtlich, wir wollen unsere Gebiete, unsre Heimat nicht wiederhaben durch Krieg, ja? Und äh wir verzichten auf Hass und Rachsucht. Ist das nicht etwas großes? So wie wir Menschen nun mal sind, so kurze Zeit nach der Vertreibung ist das schon gesagt worden, ja? Und jetzt mit den ((unverständlich)) Vätern und Befürwortern dieses Zentrums, die würden das jetzt äh fördern, dass Hass und Rachsucht kommen, das ist gar nicht zu fürchten. (2) Äh, es sind dann später von einem Bundesministerium für Vertreibung heraus- das gab’s früher- herausgegeben worden mehrere Bände, Zeugnisse von Vertriebenen über deren Erlebnisse bei der Vertreibung, ja? Und ((hustet)) da hat man verwundert geurteilt, dass sich- dass sich auch in diesen Dokumenten, in autobiographischen- fast, fast keine Spuren von Hass und Rachsucht finden. Das war was Großes, ja. Das ist ja ein Horrorgemälde, was man von den Vertriebenen immer malt ja? Die Vertriebenen, die äh, äh sind beinahe so was wie äh die Inkarnation des Bösen- vor allem wenn man da so ihre Funktionäre, das ist schon so ein liebloses Wort, da kann ich überall sagen, der Lehrer ist der Schulfunktionär, ja? Da kann ich sagen, der Pfarrer ist der Kirchenfunktionär äh, der Dirigent ist der Funktionär äh des, des, des Orchesters und, und äh, äh- manche sagen da auch, „ach die Vertriebenen, die sind gar nicht so schlecht, bloß eben die Funktionäre.“ Ja? Und das erinnert mich immer daran, was ich in der DDR erlebt habe, da hieß es dann oft, „ach, die Christen, die sind gar nicht so schlecht“ ja? vom Staate her „aber ihre Funktionäre!“ sprich, die Pfarrer, „die sind schlimm!“ Ja? Und die hetzen bloß die an sich guten Christen- ja, und auch hier „ach die Vertriebenen sind vielleicht ganz friedliche Menschen ja? Aber die werden immer wieder aufgehetzt von ihren Funktionären“ (2) Äh, es soll ja ein Zentrum sein äh gegen Vertreibung, das heißt also die Pointe dieses Zentrums soll werden: das ist schlimm gewesen, und so was soll es nie mehr geben. (1) Für keinen Angehörigen irgendeines Volkes soll es so was noch mal geben. Und wenn man jetzt sagt, „nein“ ((lacht)) „das müsste als europäisches Zentrum gestaltet werden“ ja? Und womöglich dann in Polen ja? Da gehört nicht viel Phantasie dazu, wie dieses Zentrum dann aussehen wird. Ja? Äh bis jetzt sind immer noch die offiziellen Stimmen in Polen ganz in der Minderheit, die sagen „die Vertreibung war ein Unrecht“, oder wie der treffliche katholische Bischof von Opole, Oppeln? Alphons Nosseln klar gesagt hat „Die Vertreibung war ein Verbrechen.“ Ja? Das sind aber vorläufig noch Minderheitenstimmen in Polen, und man kann sich vorstellen, wie dieses Zentrum unter Fit- unter polnischen Fittichen äh diese Ausstellung über Vertreibung aussehen würde, nein. Nein. Wir machen- das ist meine Einstellung- wir machen den, den Po- dem Volk der Polen und dem Land der Polen keine Vorschriften, welche Ausstellung sie wo veranstalten dürfen, und welche nicht, aber bitte schön, wir haben auch das Recht unsere Ausstellung zu veranstalten.“
„Neulich hat mir ein äh ein Schlesier, der sich sehr damit beschäftigt und beste Beziehungen zu einzelnen Polen hat, ja? Äh geschrieben „Ich kann das Wort Versöhnung schon nicht mehr hören“, ja? Weil so viel Missbrauch mit dem getrieben wird. Und mein Beispiel ist das, wenn Eheleute im Streit miteinander leben, wenn die Ehe in einer Krise ist, und da sagt der Eine zu dem Anderen „ich werde jetzt mal sagen, worin Du an mir schuldig geworden ist und das höre Dir jetzt bitte an!“ ja? Und der Andere hört sich das an und seine Reaktion ist „Was Du mir da gesagt hast, ist es wirklich so. Ich muss das anerkennen. Ich muss Dich um Verzeihung bitten. Ich bin schuldig Dir gegenüber. Aber nun bitte ich Dich, wenn ich ehrlich sein soll ja? Muss ich Dir jetzt auch paar Dinge sagen, indem Du nach meiner Erkenntnis an mir schuldig geworden bist.“ Ja? Und sehen Sie? Hier scheiden sich die Geister, die Einen- wenn Sie das jetzt übertragen auf Deutschland und Polen, die sagen, „das ist ja unversöhnlich, der will sich gar nicht versöhnen, der will ja aufrechnen!“, das Modewort „aufrechnen“, ja? Und die Anderen sagen „wenn der nicht bereit ist, das auszusprechen, woran er den andern an sich schuldig geworden sieht, und wenn der Andere nicht bereit ist, sich das anzuhören, und das anzuerkennen, ist die Versöhnung gar keine echte Versöhnung, sondern eine Pseudo-Versöhnung“ Ja? Und da haben Sie- das ist eigentlich ziemlich perfekt meine Einstellung. Ich hab mich, glaub ich, auch klar ausgedrückt. Da ist kein Missverständnis möglich. Und dieses- versöhnlich gehört ja mit- das haben Sie ja gemerkt, bei mir war auch nicht die Spur eines Hasses gegenüber einen der polnischen Menschen, von denen ich erzähle- auch nicht die Spur- und das muss man eben voneinander unterscheiden, äh, äh, äh wenn ich auch nicht die Spur von Hass oder Rachsucht oder irgend so was gegenüber irgend einem polnischen Menschen, zumal, wenn er in meiner Heimat lebt, dann bedeutet das nicht, ja? Dass ich die Vertreibung aus diesen Gebieten als Recht anerkenne, ja? Das sind zwei verschiedene Schulen- ich weiß nicht, ob Sie mir folgen können? Ja? (5) Um das abzurunden, die Vertriebenen, vor allen Dingen die Vertriebenensprecher, das sind die Bösen, ja? Äh, äh, äh und, äh, äh es gehört beinahe schon Mut dazu, das zu sagen, was ich Ihnen jetzt gesagt habe, unter Deutschen, wohlgemerkt, ja? Und ich habe auch bei dieser Tagung gesagt, „versetzen Sie sich doch mal in die Lage eines Vertriebenen, der hat den Politiker Willy Brandt folgende Worte sagen hören, früher: „wer sagt, dass das deutsche Volk die Oder-Neiße-Grenze innerlich bejaht, der belügt das polnische Volk.“ Und stellen Sie sich mal vor, wie das auf einen, diesen Heimatvertriebenen wirken musste, wenn einige Jahre danach derselbe Politiker etwas ganz Anderes sagt.“ Niemand hat dort reagiert, ja?“
- La position de Mme Winter est tout autre : elle ne peut se souvenir que le sujet ait été ‘tabouisé’ dans la mesure où il fut tout de même abordé par son père et elle ne semble pas vraiment au courant du projet d’un „Centre contre les expulsions“.
I: „Aber vielleicht haben Sie dennoch ne Meinung zum Platz, beziehungsweise zu der Behandlung des Themas in der Öffentlichkeit? (...)“
W: „Ne also ich kann es verstehen, dass diejenigen die das betrifft, dass sie sich dann dafür engagieren, (2) wie zum Beispiel äh mein Vater, das find ich schon, schon gut. (2) Aber äh, für mich ist das kein, kein Thema.“
I: „Und haben Sie eventuell von diesem Zentrum gegen Vertreibungen gehört?“
W: „Ja.“
I: „Und haben Sie ne Meinung dazu?“
W: ((überlegt)) „Also ich habe davon gehört, aber ich weiß sehr wenig darüber, wo ist denn das?“
b. Famille Schmidt
Remarque préliminaire : Le cas de la famille Schmidt constitue une exception. En effet, il participe d’un type d’expulsé propre à la RDA : le groupe des expulsés ancrés politiquement à l’extrême-gauche. On peut distinguer deux sous-groupes : d’une part, ceux ayant bénéficié de transports organisés, les « Antifa-Transporte », grâce auxquels ils purent quitter leur ville dans des conditions bien meilleures que celles réservées aux autres expulsés. D’autre part, ceux ayant, à leur arrivée en RDA, accepté l’offre du SED visant à favoriser l’intégration des expulsés en leur offrant des possibilités de carrière au sein de l’appareil du SED. Les expulsés, aujourd’hui encore affiliés politiquement au PDS, connurent tous ce genre de parcours et défendent une vision très spécifique de la fuite et expulsion qu’ils expriment, notamment, dans les journaux d’antennes locales du Linkspartei / PDS. Mme D. Schmidt est l’un d’entre eux. Après avoir quitté Köslin dans le cadre d’un transport organisé, elle fut recrutée par un ami, engagé dans le SED, et fit carrière dans le parti. Nous l’avons contactée suite à la parution d’un de ses articles à l’occasion du 60ème anniversaire du 8 mai 1945 dans le journal Mittendrin, organe de presse du Linkspartei / PDS dans le quartier Berlin Mitte. Son argumentaire (percevoir la fuite et expulsion comme une conséquence de la Seconde Guerre mondiale et comme une migration forcée parmi d’autres à l’échelle planétaire) est typique pour tout ce groupe d’expulsés. En effet, après avoir contacté un autre expulsé ayant exprimé des idées similaires dans un journal du Linkspartei / PDS de Mecklembourg- Poméranie occidentale, j’ai reçu plusieurs lettres d’expulsés, membres du Linkspartei / PDS, désirant faire part de leurs souvenirs et exposer leur vision des évènements. Les courts récits de vie compris dans ces lettres reprennent, pour la plupart, les arguments énumérés ci-dessus.
En outre, on peut constater, dans le cas de la famille Schmidt, une grande continuité entre les générations. En effet, le fils de Mme D. Schmidt mais aussi ses petits-enfants, qui ne sont pourtant pas engagés politiquement à l’heure actuelle, reprennent à leur compte les arguments de leur mère ou grand- mère. Certes, il ne s’agit pas pour eux de défendre la politique du SED mais ils insistent sur le caractère universel, « global » du phénomène et sur le lien de cause à effet entre la guerre et la fuite et expulsion, et cela beaucoup plus que dans toute autre famille. Sans doute est-ce lié au fait que le sujet ne semble pas avoir fait l’objet de récits de famille détaillés. Les membres des générations suivantes n’associent donc pas du tout cette histoire à leur histoire familiale mais l’abordent par le biais des débats menés sur le sujet dans la sphère publique. Il semble que cela ait été le cas dans beaucoup de familles appartenant à ce groupe d’expulsés. On peut donc dire que, pour ce groupe très spécifique d’expulsés, la mémoire communicative de la fuite et expulsion fut prématurément « empêchée » non pas de l’extérieur par le pouvoir central, mais de l’intérieur par les membres de la première génération. Ceux-ci adoptèrent l’interprétation en vigueur dans le nouvel ordre social et politique qu’ils choisirent de soutenir et qui encouragea l’effacement de cette mémoire dans la sphère publique comme privée.
Extraits de l’entretien mené en famille dans l’appartement de Mme D. Schmidt
Extraits n°1: Récit de vie – Mme D. Schmidt, première génération
Il est significatif que Mme D. Schmidt n’évoque pas spontanément la fuite et expulsion, mais commence par présenter sa famille comme une famille composée d’ouvriers et d’artisans, tous ancrés politiquement à gauche depuis des générations.
D.S.: „Nee, mm. Öh, ja, also, also ich komme aus einer, na wie man so schön sagt Arbeiterfamilie, ja? Mm, meine Eltern beide, sowohl meine Mutter als auch mein Vater, stammen aus einer (1) sogenannten Großfamilie, wie es früher also gar nicht so selten war, als heute gibt’s das schon nicht mehr, bei meinem Vater gab es zwölf Kinder zu Hause und bei meiner Mutter zehn. (2) (...) und öh (2) bei uns in der Familie war schon von den Großeltern her öh die waren schon parteipolitisch organisiert, ja? Die Mehrzahl öh oder Großeltern sowie auch die ganzen Geschwister meines Vaters also er selber auch waren in der Sozialdemokratie verankert (2) bis auf einen, bis auf den jüngsten Bruder meines Vaters, der war in der Kommunistischen Partei, und auch öh aktiv tätig=meine Großmutter väterlicherseits war während der Weimarer Republik öh sozialdemokratische Abgeordnete im Stadtparlament (2).“
Son récit de la fuite et expulsion, qui ne vient qu’après que j’ai insisté pour en savoir plus, est conditionné par cette perspective. C’est le récit d’une famille à part du fait de son engagement politique. Cet engagement détermine (a) le déroulement de leur expulsion puisqu’ils bénéficièrent d’un transport organisé, mais aussi (b) le ton adopté par Mme D. Schmidt. Celle-ci explique et excuse les crimes des soldats soviétiques (alors qu’elle-même a été violée) et insiste sur le lien entre cet évènement et la Seconde Guerre mondiale.
D.S.: (3) „Also äh die Mehrzahl öh der Menschen die aus den Ostgebieten- die sind vor dem Einrücken der Roten Armee=sagten wir damals also der russischen Soldaten (2) schon vor dem Einrücken also öh rausgegangen aus unserer Stadt und auch auch öh die so konnten öh besonders mit Kleinkindern (erstes Mal) hatten wir ja auch Luftangriffe mit öh und öh Krieg- also mein Onk- einer Onkel der war im Januar fünfundvierzig in Urlaub, der war in öh öh Ostfront, er hatte ein Kaufmannsladen dort in unserer Stadt, und öh der hatte uns besucht und mein Vater war zwölf Jahre gelähmt, (1).“ (...)
„Im Gegensatz zu der Mehrheit der Menschen, die vor dem Einrücken der Roten Armee öh rausgegangen sind, weil auch keine Kinder da waren und so, sind wir geblieben. Wir sind nicht rausgegangen=als mein Onkel fünfundvierzig im Januar in Urlaub war, da sagte er zu meinem Vater, und das war der der Kommunist war, (2) da sagte der zu meinem Vater (1) also ich gebe, Fritz, hieß mein Vater, ich gebe Euch den- den einzigen Rat, den ich Euch geben kann, Krieg im eigenen Land ist schrecklich. Verschwindet vorher hier, bevor der Krieg, denn es war ja- die die Front öh kam ja immer näher und da hat mein Vater ihn rausgeschmissen. Und hat gesagt, Du willst Kommunist sein! Mach, dass Du rauskommst. So, mir so einen Rat zu geben! Ja da war- mein Vater gehörte zu den linken Sozialdemokraten und öh, mein Großvater auch, und der hat, der sagte dann ja, ihm fehlte ja die eigenen Kriegserfahrung nicht, weil er ja nicht im Krieg war und der- also ich habe keinem Menschen bisher was getan und uns wird auch niemand was tun=war natürlich naïv, ja, war naïv. Und öh auf Grund dessen wir sind nicht rausgegangen, auch meine Großeltern nicht, (1) meine Tante ja mit zwei kleinen Kindern und auch öh die Berliner Tante mit zwei Kindern, die dort bei uns waren wegen der Bombenangriffe hier in Berlin, die sind rausgefahren am zweiten März und am (1) fünften März marschierte bei uns die Rote Armee ein, wir hatten vorher vier Tage Beschuss, die Stadt, das Zentrum war völlig zerstört durch den Beschuss, wir waren also vier Tage und vier Nächte im Keller, haben überlebt, (2) und dann kamen ja natürlich auch die (2) nicht schönen Erlebnisse die wir denn die ersten Soldaten, die reinkamen, ja das waren irgendwelche aus Sibirien oder was, da fehlte auch die Bildung, die hatten also auch nicht die Bildung, und ja dort war- die waren vielleicht die ganzen sechs Jahre, im Nachhinein wenn man sich das überlegt, die ganzen sechs Jahre überhaupt nicht zu Hause gewesen, und öh da haben wir das natürlich meine Schwester und ich, ich war damals neunzehn und sie war siebzehn öh (1), tja natürlich haben wir uns ständig versteckt, irgendwo, auf dem Boden oder so, wenn, wenn wir merkten öh die kamen rein ins Haus aber das ist uns natürlich nicht immer gelungen, wir öh man hat uns auch vergewaltigt, ja. (1) Das waren öh schlimme Erlebnisse aber öh es also hin und wieder ist uns das auch gelungen, dass sie uns nicht entdeckt haben. (2) Ja das schlimmste Erlebnis war dass öh sie selbst meine Mutter in Gegenwart von meinem Vater vergewaltigt haben also das war- wenn ich mir das heute noch vorstelle, also das (...)“
„Ja und öh aber wir hatten dann auch wieder Glück, also das Schlimmste, na das Schlimmste war ja für meinen Vater, als die ersten russischen Soldaten kamen und öh wir wohnten im ersten Stock, sodass wir den den Rollstuhl immer unten im Flur stehen ließen (2) und öh da saß er am Fenster und musste mit ansehen wie- da holten zwei russische Soldaten, entdeckten nun den Rollstuhl, da holten sie den auf die Straße und öh, suchten eine große Axt und haben den Rollstuhl zertrümmert, ja. (1) Ja ich hab- darüber habe ich auch geschrieben in meiner Geschichte, man muss sich des hier auch mal vorstellen! äh die, die konnten ja nicht wissen öh dass das wirklich ein Invalide war, der schon lange gelähmt ist und so, die werden vielleicht gedacht, das ist einer der öh als Soldat im Osten in ihrem eigenen öh in ihrem eigenen Land alles zerstört haben, wie es die deutschen Soldaten ja gemacht haben nicht, die haben ja dort auch ganze Städte und Dörfer dem Erdboden gleich gemacht und da haben sie natürlich so ein Zorn und eine Wut gehabt und haben- Das war für meinen Vater furchtbar, der hat also geweint wie ein kleines Kind weil- damit war er ja nicht mehr bewegungsfähig nicht. Das war schlimm. Naja und dann öh aber, dann hatten wir wieder Glück, dann kamen, mm als die ersten Truppen durch waren, dann kamen die, mm wie soll ich sagen die etwas Gebildeten, die Offiziere, die dann schon also, die waren ganz anders, die haben das letzte Brot mit uns geteilt und so und daran- Da wir die einzige Familie in dem Haus waren, öh alle anderen waren weg, öh haben sie sich unter uns in der Parterrewohnung öh, so zwei oder drei Offiziere weiß ich nicht mehr genau, haben sich dort eingenistet und haben dort gewohnt und dann hatten wir’s gut. Dann wurden wir also, wurden wir geschützt und das kam niemand mehr rein, und die haben uns auch mit versorgt, die brachten immer Lebensmittel und meine Mutter musste für die kochen und so weiter. (2) Ja, wie in jedem Volk, war’s dort auch!“
- Lorsque Mme D. Schmidt en vient à parler de son arrivée en RDA, c’est une fois de plus pour mettre en avant son engagement précoce pour la mise en place du socialisme en Allemagne de l’Est. Sa vision du traitement de cette mémoire en RDA est dépendante de cette perspective particulière.
D.S.: „Ja, wir, wir sind dann öh- Na mein Vater starb in Juli fünfundvierzig,>eine Lungenentzündung, keine erste Hilfe und so da-< Und wir sind dann- es hatte sich dann öh gleich ne deutsche Verwaltung dort gebildet und die haben(1) Transporte zusammengestellt. In der Hauptsache haben sie natürlich öh berücksichtigt öh Mitglieder der Kommunistischen Partei und der SPD und da kriegten wir das Angebot, meine Großmutter war ja bei uns, kriegten wir das Angebot, ob wir mitfahren wollten im im Transport, im Antifa-Transport, das heißt öh wir konnten mitnehmen alles soweit wir das tragen konnten und wir sind unter russischer Bewachung rausgefahren, das heißt die Polen, die dann schon da waren, die haben einen schon geplündert und geklaut und so weiter nicht und die die die Wagons wo wir mit rein=natürlich in Güterwagen und so weiter aber wir wurden nicht ((räuspert sich)) geplündert und nicht belästigt, weil eben russische Soldaten mit fuhren, als Bewachung. Und wir sind, waren acht Tage unterwegs und waren- landeten dann sind wir in Mecklenburg an der Da- also kurz- fast an der Grenze zu Lübeck (her und hin) also zu der alten BRD, ja. Dort landeten wir, ja meine Schwester hatte Buchhalterin, Buchführen gelernt, also Buchhalterin, und ich hatte im Büro gelernt, (2) und wir wurden dann aufgeteilt auf die einzelnen Dörfer so und nach elf Tagen kam dann jemand- sagen wir fünfundvierzig öh waren schon die (1) ehemaligen in (Sachsenhausen), in Konzentrationslagern und Zuchthäusern, die waren also öh schon ganz organisiert überall so hingeleitet worden und die waren dort und haben die äh, den Parteiaufbau erstmal vollzogen, um das, das Leben wieder in Gang zu bringen, um die Verwaltung aufzubauen und alles. Und da der Leiter unseres Transportes äh äh, das war auch ein Genosse dort aus den Ostgebieten, und der wusste- kannte uns und wusste, dass wir also- und dann kam der nach elf Tagen und bat uns äh reinzukommen nach Schönberg, das war damals die Kreisstadt heute ist es (Glad Müritz), bat uns zu kommen, die Partei braucht uns, und dann wurden wir also, ich bin dann dort in Schöneberg, hab dann bei der Kreisleitung der Partei angefangen, meine Schwester ging nach Rena, das war so ne, so ne Kleinstadt. Und damit waren wir also schon, wenn man so will, bei uns sprach man dann, und das kann man mit Recht in Anspruch nehmen ohne überheblich zu sein Aktivisten der ersten Stunde, ja?“
- Extraits n°2 : Transmission de cette mémoire dans la famille Schmidt
Mme D. Schmidt (1ère génération) insiste sur le peu d’importance de cette histoire familiale pour elle et les autres membres de sa famille. Elle en revient tout de suite à des questions politiques, parlant non plus seulement en tant que témoin, mais du point de vue des politiques de RDA. En tant que telle, elle distingue une nouvelle fois sa position de celle de la majorité des expulsés. (Ses propos sur la politique menée en RDA sont rapportés plus bas, Extraits n°4, a)
I: „Und diese Geschichte der Vertreibung, beziehungsweise der Umsiedlung, wie haben Sie das dann erlebt, als Sie in der DDR waren? Hat es auch ne Rolle gespielt?“
D.S.: „Nein. Nein, nein. Also für uns überhaupt nicht, für uns überhaupt nicht.“ (...)
I: „Und wurde das Thema in Ihrer Familie angesprochen, diese Geschichte, diese Familiengeschichte?“
D.S.: „Nee. Äh ich habe auch in dem Artikel, den Sie gelesen haben da habe ich ja auch geschrieben, oder vielmehr in dem anderen, den ich jetzt abgezogen habe, äh, (2) ich habe also ich persönlich und das trifft für unsere Familie, wir haben uns nicht als Vertriebene ge- äh gefühlt! Nun gut, ich muss ja vielleicht den Unterschied machen, dass äh wir sind ja mehr oder weniger, abgesehen von den negativen Erlebnissen die wir dort hatten vorher, aber sind wir doch organisiert rausgefahren und ganz zielgerichtet und sicher wir haben auch die ersten Jahre äh zu tun gehabt, dass wir überlebten äh und äh aber das Problem der Vertreibung- Wir haben das immer im Zusammenhang gesehen, und so muss man das auch sehen, meiner Meinung nach. Die Vertreibung ist ja ein Ergebnis des Krieges. Und wenn der Krieg nicht gewesen wär, den Krieg haben die Deutschen (1) auf dem Gewissen, ja. Wenn der nicht gewesen wär, dann hätt es auch kein Problem der Vertreibung gegeben. Also man darf ja nicht Ursache und Wirkung verwechseln, hum? Und so haben wir das eigentlich auch immer gesehen, also in unserer Familie. Und so wurde es auch in der DDR gehandhabt, deswegen äh hat das Problem Vertreibung nicht die Rolle gespielt, hum!“
- M. S. Schmidt (2ème génération) montre dans l’ensemble peu d’intérêt pour la question. Il est clair que le sujet n’a pas fait l’objet de longues discussions dans le cadre familial. Mme D. Schmidt elle-même évoque seulement les récits de guerre de son mari, histoires ayant été transmises aux enfants, à l’inverse des récits sur la fuite et expulsion. Il est significatif que M. S. Schmidt en vienne immédiatement à parler de l’expulsion comme d’un phénomène international et non comme un évènement faisant partie de son histoire familiale. On retrouve le même argument chez sa mère et chez ses enfants.
I: „ Ich würde Sie gerne fragen, was Sie von Ihrer Familiengeschichte wissen über diese Geschichte- ob Sie Erinnerungen haben, ob Geschichten vermittelt worden sind, die für Sie jetzt noch präsent sind in der Erinnerung? Was das für ne Rolle gespielt hat im Allgemein?“
S.S.: „Ja pff ein paar Geschichten sicher, die- aber dass nun intensiv darüber gesprochen wurde-“
D.S.: „Naja, eins, eins-“
S.S.: „Ein paar Geschichte, ja sicher, dass dass unsere Eltern da herkommen, und und das auch auch das Umfeld nicht? (..) teilweise auch daherkamen und dass sie dann auch sich ansiedelten im Norden, was gibt’s noch für Geschichten?“
D.S.: „Naja, zum Beispiel, das hatte ich schon erwähnt aber öh daran müsst Ihr Euch ja auch noch erinnern, Euer Vater hat immer sehr viel über seine Kriegserlebnisse-“
S.S.: „Ja“
D.S.: „-gesprochen und äh das waren ja auch nicht immer äh- Ich hab ja schon gesagt, dass er also auch öh über die Erlebnisse, die er hatte im Krieg öh-“ S.S.: „Na gut, die haben aber jetzt mit der Herkunft nicht so viel zu tun-“ D.S.: „Nee, mit der Herkunft nicht! Aber sie gehören ja zum Leben, was vermittelt wurde, ja!“
(...)
I: „Mm, also Sie würden sagen, das Thema spielt für Sie keine Rolle. Interessieren Sie sich speziell für eventuelle Debatte oder Bücher darüber?“
S.S.: „Pff. (2) Ja speziell jetzt, wie meinen Sie speziell, (2), ne interessiere mich schon für Geschichte und äh für Vertreibung. Ich meine Vertreibung im Grunde ist ja die älteste äh Geschichte der Welt nicht, Vertreibung ist zweitausend Jahre alt, immer wieder wurden Leute vertrieben nicht, die Hugenotten und äh die Juden sind die Ältesten-“
D.S.: „Ja das ist ein globales Problem!“
S.S.: „Ja immer! Und heute werden auch wieder Menschen vertrieben durch äh Kriege und äh Balkan und- Naja, brauch man nicht, wenn man da anfängt, brauch man nicht aufhören ne? (1) Nicht, das sind, durch Kriege, durch Seuchen, durch Kr- Naturkatastrophen, durch (2) ja, in Ostdeutschland werden junge Leute auch vertrieben zur Zeit, weil sie keine Arbeit finden also >mm das ist auch ne Vertreibung ne!<“ ((lacht))
D.S.: „Ja auch in Frankreich!“
S.S.: „Ja gibt’s in jedem Land, sicher! Also so was-“
I: „Also Sie würden nicht sagen, dass Sie ein spezielles Interesse aufgrund dieser Familiengeschichte-“
S.S.: „Für diese?“
I: „Ja.“
S.S.: „Eigentlich nicht.“
- Les membres de la troisième génération, P. et O. Schmidt, confirment que le sujet n’a jamais été au centre des discussions familiales et, de fait, qu’ils ne le perçoivent pas comme une histoire de famille personnelle. En outre, on constate que le peu de choses qui ont fait l’objet de récits dans le cadre familial n’ont pas forcément été bien comprise (P. Schmidt se trompe sur l’histoire de sa grand-mère et même sur le point principal : le fait qu’ils n’ont pas fui mais ont bénéficié d’un transport spécial). Certes, O. Schmidt (3ème génération) se dit intéressée par cette histoire en général, elle a lu le récit autobiographique de D. Schmidt et les lettres de son autre grand-mère, mais il s’agit là d’un intérêt historique pour cette partie de l’histoire qui mérite aussi d’être connue, et non d’un intérêt plus personnel qui relèverait davantage d’un intérêt pour une mémoire familiale.
I: „Ich würde erst mal ganz allgemein fragen, was Sie über Ihre Familiengeschichte wissen und ob Sie sich an bestimmte Geschichten erinnern?“ O.S.: „Ja, also, ich weiß, dass meine meine Großmutter, aus äh Pommern kommt, ja dass sie auch nach Kriegsende in dem Gebiet der damaligen DDR also auch viel umhergezogen sind, also vorwiegend dann von Mecklenburg Vorpommern, nach Berlin irgendwann gekehrt. Weil wir als Kinder auch gefragt haben. Mm. Und eigentlich auch was wissen wollten. Mm. Denn ja wir wurden auch in der Schule immer angehalten „nutzt Eure Großeltern aus, solange sie da sind, nur sie können Euch eigentlich aus erster Hand erzählen, was passiert ist. Und dann hat meine Großmutter ihre Lebensgeschichte auch aufgeschrieben. Und öh, das habe ich auch gelesen, also und daher weiß ich dann auch viel, also danach haben sich dann auch viele Fragen erübrigt, beziehungsweise, die ich vielleicht als kleines Mädchen, wo ich mich jetzt nicht mehr erinnern kann, gestellt, die aber noch mal vertieft wurden praktisch.“
D.S.: „Auf jeden Fall war dann in dem Zusammenhang auch interessant für mich äh, (1) nachdem ich die verteilt hatte und so, die Enkelkinder haben Fragen gestellt, die eigenen nicht.“ ((lacht)) „Die haben keine Fragen gestellt. Ich weiß nicht warum aber äh (1) das war für mich interessant, ja.“
I: „mm.“
O.S.: „Also ja, unsere Familie- also bei uns beiden, also meinem Bruder und mir, ist das so außerdem auch noch so, wir haben- also beide Elternteile, da kommt die Familie aus dem jetzigen Polen also die- Unsere Großeltern mütterlicherseits kommen aus Schlesien und haben also meine Großmutter-“ D.S.: „Das sind auch Ostgebiete.“
O.S.: „Genau, und meine Großmutter da hat auch wirklich als Kind die Vertreibung miterlebt aber-“
P.S.: „Ja was heißt da Vertreibung? So kann man das auch sagen aber-“
O.S.: „Doch.“
P.S.: „Was Oma erzählt hat, zum Beispiel, das kam mir nie vor wie ne Vertreibung, geflüchtet die sind geflüchtet!“
D.S.: „Ja, na gut-“
P.S.: „Die sind geflüchtet vor dem russischen äh Vormarsch-“
D.S.: „Nein, das stimmt nicht. Nee.“
P.S.: „Nee?“
D.S.: „Nee, das stimmt nicht. Nein: das ja nicht, nein, nein, Paul, das sind wir nicht, wir gehörten ja zu denen, aber das war die Minderheit, die Mehrzahl ist vorher geflüchtet äh, diese Flüchtlingstrecks, wie man sie gesehen hat, das, aber das, das waren wir nicht. Wir sind erst, guck mal fünften März äh fünfundvierzig ist die Rote Armee einmarschiert bei uns und wir sind am vierundzwanzigsten August, als wir waren noch ein halbes Jahr dort, und haben dort Aufräumungsarbeit und so weiter nicht? Und dann sind wir mit einem ganz organisierten Transport Antifaschistischentransport, hieß es damals, alles organisiert und so-“
P.S.: „Ich habe das immer so-“ (...)
O.S.: „Also wie gesagt, von meiner anderen Großmutter weiß ich’s, die sind ja vierundvierzig aus Schlesien, also wirklich vertrieben worden. Und sie redet auch nicht, so viel drüber.“
I: „Sie redet nicht.“
O.S.: „Nein also, auch äh- Ich habe auch immer das Gefühl, dass man sie gar nicht so explizit fragen kann, das sind dann wirklich schlechte Erinnerungen dann für sie, sie war zwölf Jahre alt, und äh. Ihr Mann, unser Großvater, hat da mehr erzählt.“
P.S.: „Der war ja auch zu der Zeit aber auch im Krieg gewesen.“
O.S.: „Der war ja auch zu der Zeit auch im Krieg gewesen.“
P.S.: „Ihm hat es ja dann sofern gar nicht- Diese Flucht hat er nicht mitbekommen.“
O.S.: „Diese Flucht hat er nicht mitbekommen, genau. Aber, das ich jetzt sagen muss- Also für mich in meinem Leben hat es nicht ne Rolle gespielt, dass ich mich jetzt noch fühle, als ja Enkelgeneration der Vertriebenen. Also, aber-“
I: „Also ob von einer Seite, also in dieser Familie, oder von der anderen Seite, wurde das halt auch in Familientreffen oder so doch ein ein Thema, was zurückkam oder?“
O.S: „Nein. Also es ist jetzt- Also ich kann mich nicht erinnern, dass das so bei Familientreffen jetzt Thema war. Das ist nur wirklich also- von meiner Großmutter, das weiß ich nur wirklich von den Briefen, also von diesem Buch, äh, aber das war jetzt nie so, dass wir gesessen haben, also unsere Familie gehört jetzt (1) zu den Vertriebenen.=Das war auch bei meinen anderen Großeltern nicht so. Nein, überhaupt nicht. Also, deshalb meine ich auch, also ich fühle mich jetzt nicht (2) wie vielleicht andere, die sagen, es betrifft mich noch immer, dass unsere Familie mal vertrieben worden ist, das überhaupt nicht mehr.“
D.S.: „Ne, das ist da keine Verbindung zu, ne?“
- Un dernier point permet de constater que la vision de cette histoire est aujourd’hui également déterminée par le discours médiatique sur le sujet, discours qui contribue à une simplification de cette histoire autour d’images symboles. En effet, O. Schmidt (3ème génération) reconnaît certaines images présentées au cours de l’interview et extraites de documentations grand-public.
O.S.: „Dieses Bild kommt mir bekannt vor.“
S.S.: „Ja, ja, das war der große Treck.“ (...) ((Erzählt wieder Geschichte, wie Leute aus Ostpreußen rauskamen auf Trecks)) „Da hab ich schon mal eine Dokumentation gesehen drüber.“ (...) „Wie viel Tausende da umgekommen sind und so weiter und so fort.“
O.S.: „Es gibt ja so, es gibt ja auch, so so, so klassische- bestimmte Bilder, die man (1) zu bestimmten Ereignissen immer wieder sieht.“ Vergleich mit Bild des DDR Soldaten, der über die Grenze springt: dieses Bild mit Treck auf Eis sei das Ähnliche für die Vertreibung.“
- Extraits n°3 : Importance et valeur identitaire de cette mémoire
La position de D. Schmidt se laisserait facilement résumer à l’affirmation „Wir haben uns nie als Vertriebene gefühlt“. Mais le fait qu’elle s’engage aujourd’hui encore fortement pour défendre sa vision de cette histoire atteste que ce thème conserve une place importante dans sa vie, ce qui transparaît à un moment de l’entretien, où elle dit faire tout de même partie du groupe des expulsés. Son rapport à cette histoire est donc complexe.
D.S.: „Wir haben uns nie als Vertriebene gefühlt.“
P.S.: „Genau, das meine ich doch!“
D.S.: „Aber, aber, äh“ ((Unterbrechung. Kassettenwechsel.)
„Als ich den Artikel geschrieben habe da über Vertreibung, da hat mich hier mein Nachbar, der Ingo Klein, äh, angesprochen, hat gesagt, der ist nämlich auch Vertriebener, bloß die kommen aus den ehemaligen Sudetendeutschen Gebieten also aus Tschechien, ja? Und da hat er mich angesprochen, hat mir gesagt, du, das äh finde ich nicht ganz in Ordnung äh, Du schreibst da, Du hast Dich nicht als Vertriebene gefühlt, sagt er, das konntest Du auch nicht! Sagt er. Ihr sagt ja mit- ganz organisiert rausgefahren und Ihr seid ja nicht geflüchtet und und- Ja, sage ich, aber Vertriebene sind wir trotzdem! Wir mussten ja auch raus, nicht?“
- De ce rapport complexe, c’est essentiellement la distance par rapport à cette histoire qui fut transmise aux générations suivantes.
I: „Also wie Sie das eben mitbekommen haben, das Thema in der in der Familie“
P.S.: „Was für ein Bild ich mir da gemacht hab von der Sache?“
I: „Ja genau also“
P.S.: „äh (1) also bei uns in der Familie wurde das nie so dramatisiert, dass die vertrieben wurden, so hab ich das nie empfunden, sondern es war halt ne Folge des des Krieges, was ganz normal halt ist, wenn man verliert, dann wird auch die Bevölkerung dann die Konsequenzen tragen müssen. Und öh das wurde nie in der Familie so dramatisiert, dass sie vertrieben wurden, von meiner, also von der Seite nicht und von meiner anderen Oma auch nicht. Das war nie das Thema gewesen. Aber es ist halt schon interessant, also ich fand’s immer interessant, was dann passiert, also wenn, dass der Weltkrieg zu Ende war, und dann öh kam dann die russische Armee, und dann mussten sie dann halt verschwinden, und- Das war schon ne interessante Sache aber ich hab’s nie also irgendwie empfunden, meine Großeltern wurden vertrieben, und das ist alles ganz schlimm.“
- Sur ce plan-là, tous les membres de la famille Schmidt ont la même interprétation de cette histoire : il y a une vraie continuité intergénérationnelle et un consensus sur la place à accorder à cette histoire.
S.S.: „Na wissen Sie, das ist hier, diese ganzen Fragen der der Vertreibung und so weiter, nicht, sagte er vorhin schon, vor zweitausend Jahren hat die angefangen wahrscheinlich schon früher, nicht? Und wenn man davon anfängt, (2) Balkan, (3) China, Afrika-“
O.S.: „So wie die Omi geschrieben hat“
S.S.: „In in in Amerika die Indianer, nicht? Die, die-“
O.S.: „Vertreibung ist kein deutsches, sondern ein internationales Problem.“ ((liest gerade den Artikel ihrer Oma))
D.S.: „Ja, ja.“
O.S.: „So wie Paul gesagt hat, es ist passiert in jedem Krieg. Also, es ist tragisch, aber Krieg insgesamt ist ja nun, wie gesagt es ist ja-“
D.S.: „Darum darum ist der Kampf gegen den Krieg und für den Frieden so wichtig.“
O.S.: „Ja.“
- Il existe également un consensus sur la valeur identitaire accordée à cette histoire: tous affirment ne se définir en aucune manière par rapport à cette histoire qui relève d’un passé clos qu’il s’agit de ne pas trop mettre en avant. Tous insistent par ailleurs sur le fait que leur „Heimat“ est Berlin et, surtout, que chacun est libre de changer de „Heimat“ au fil d’une vie.
I: „Und was bedeutet also für Sie Heimat öh?“
D.S.: „Heimat ja, was bedeutet Heimat? (1) Der Ort, wo man lebt!“ I: „mm. Und wie- vielleicht noch zuletzt-?“
D.S.: „(Gucken Sie mal) fünfundvierzig, das sind sechzig Jahre her! Sechzig Jahre leben wir jetzt hier! Dort- Damals war war ich, ich war keine Zwanzig nicht? Sicher hat man Erinnerungen aber, öh, die die Erinnerung werden auch immer bleiben, aber öh darauf kann man sie, daran kann man sich heute nicht mehr hängen und öh.“ (...)
I: „Vielleicht auch noch (...) die Frage, wie Sie sich heute, fühlen, also Deutsch, Ostdeutsch, Berliner, Europäer, Nachfahren von Vertriebenen, als auch entweder oder oder halt alles zusammen?“
O.S.: „Also Nachfahren von Vertriebenen kann ich sofort verneinen. Wie gesagt, man hat das Ihnen deutlich gemacht, dass das gar nicht mal die Rolle spielte und äh (1) ja, das mit den Vertriebenen das ist so gekommen, es war halt so aber eigentlich- Ich fühl mich als Berlinerin“ (...)
- P. Schmidt (3ème génération) éprouve non pas de la fierté, la fierté des victimes, mais de la honte. Il estime déplacé de se positionner aujourd’hui en tant que victime allemande de la guerre.
I: „Mm, und äh jetzt, interessieren Sie sich für das Thema oder?“
P.S.: „Mm ich finde das ein bisschen albern, wenn jetzt in den Medien, die letzten Paar Jahren haben sie auch so was gemacht, dass dann da wieder Ansprüche gestellt werden in Polen und so, ich finde das albern dass dass, das finde ich unmoralisch. Das muss man nicht ja machen. Weil es ist halt vorbei, und der Krieg ist verloren und das wurde so entschieden, und dann muss man nicht noch irgendwelche Ansprüche erheben. Ich find das Thema wird so so einseitig beleuchtet, man sollte das anders beleuchten also, wie sich jetzt die Leute dort fühlen, die dort leben, also die Polen und und die Tschechien, die dort jetzt im Grunde genommen äh so ne Forderung gestellt bekommen von den Deutschen, (also wie fühlen sie sich dazu), also das man das auch mal anders betrachtet, ich finde das albern, dass man dass manche Deutsche da noch Ansprüche haben. Kann ich nicht verstehen.“
- Extrait n°4 : Positionnement de la famille Schmidt par rapport au traitement politique et publique de cette histoire
La position de P. Schmidt citée ci-dessus va déjà dans le sens d’une condamnation de certaines initiatives mettant en valeur cette histoire dans le but d’obtenir des compensations, matérielles ou morales, de la part des « pays expulseurs ». Dans l’ensemble, tous les membres de la famille Schmidt s’accordent pour (a) condamner l’action des associations d’expulsés qui instrumentalisent, selon eux, cette histoire et (b) pour souligner la difficulté de mener aujourd’hui un travail de mémoire sur cette histoire qui reste fortement politisée. Tous se méfient des initiatives publiques, notamment celles venant des associations d’expulsés.
I: „Mm, und wie stehen Sie dann zu den zu den Vertriebenenverbänden also solchen die eben auch diese Tabupolitik verurteilen dann und öh auch heute dann?“
S.S.: „Tja öh weiß nicht, heute Tabu? Ich weiß nicht, ich bin davor öh dafür, dass man Geschichte aufarbeiten muss, ne, das ist schon richtig, das muss man tun. Aber nicht unter der Überschrift öh (1) der Rückgängigmachung oder der der Ansprüche oder , sondern einfach (aufgrund) historischen und öh sonstigen Geschichten ist es entstanden und (3) ja welche Beschlüsse und welche Geschichten haben dazu geführt und warum. Das, das ist schon richtig, das sollte man schon tun. Je- solche Fälle nicht nur speziell in dem sondern- Aber nicht das, was sie teilweise tun Verbände, wo denn, ich meine, die die die Generationen, die davon körperlich getroffen waren, äh sind ja die letzten, die- so viele sind ja nicht, die noch leben, nicht, also, und diese Verbände, wo denn da junge Leute dahinrennen, da in meinem Alter oder noch jünger, halt ich für Unsinn.“
D.S.: „Ja weil das, weil das (...) beeinträchtigt die Versöhnlichkeit.“
S.S.: „Ich meine, was soll das, ne?!“
I: „Und ich würde Sie fragen, wie stehen Sie zu diesem Projekt Zentrum gegen Vertreibungen?“
D.S.: „Lehne ich ab, lehne ich überhaupt ab, das hat überhaupt gar keine Berechtigung! Weil das ja auch wieder missbraucht wird! Und äh das ist sechzig Jahre her! Irgendwann muss ja auch mal Schluss sein! Und aus äh- und der Staat ist sowieso pleite, und dann dann dort wieder Millionen reinstecken?! Wozu denn? Da haben wir doch ganz andere Sorgen! Das ist doch wieder Missbrauch dieses Problems äh ja äh, das gehört in der Politik der Vertriebenenverbände, die die äh- (...)“
I: „Und äh Sie, haben Sie eine Meinung dazu zu zu dieser Debatte?“
S.S.: ((seufzt)) „Ja, hab ich schon! (2) Aber bei solchen Geschichten besteht immer die Gefahr, dass es äh benutzt wird, nicht. Was ich eben schon sagte, ich bin dafür, dass man die Geschichte aufarbeitet, auch dieses Thema, wie viele andere auch. Und, in welcher Form man das dann dokumentiert, das wäre ja nur- das ist eine andere Frage, da da da ist die Gefahr eben groß-“ ((Unterbrechung, weil die Enkelkinder ins Wohnzimmer kommen. Präsentationen.))
„Das ist eine andere Geschichte, und da besteht die Gefahr immer, dass das dann benutzt wird und- Naja, da hätte ich so meine Zweifel. Also es ist sicher schwierig dort dort (in Sachen Vertreibung) etwas zu organisieren, was die Objektivität dann äh nicht? Und wenn dann nur im Zusammenhang auch mit anderen Dingen, nicht? Wie gesagt, die Vertreibung ist ja weltweit seit Jahrtausenden- und in dem Kontext. Wie kann so was passieren? In welcher Gesellschaft?“
D.S.: „Deswegen, um noch mal äh zurück zu dem dem Zentrum der Vertreibung, deswegen bin ich ja auch so dagegen, weil die Generation, für die das zutrifft oder denen das noch was bedeuten würde, die stirbt ja langsam aus, oder ist ja schon am Aussterben. Und warum muss man dieses- Zentrum ist gut, wenn man’s für ne richtige Politik benutzt, aber das ist das Problem! Ja? Das ist das Problem bei uns! Man will-“
P.S.: „Aber das wird immer das Problem sein, das wird immer das Problem sein.“
S.S.: „Man darf es, man darf es überhaupt nicht politisch benutzen.“
D.S.: „Genau, ja, aber das wird ja gemacht und deswegen bin ich dagegen.“ ((S.S und D.S. sprechen zusammen))
S.S.: „Die Gefahr besteht, sagte ich vorhin schon, dass solche Sachen politisch benutzt werden, und die Gefahr besteht, immer. Und darin besteht die Problematik so ner Geschichte.“
D.S.: „Ja, ja.“
O.S.: „Also wie gesagt, wenn dann, dann müsse man objektiv äh die Geschichte darstellen. Und das ist ja immer schwierig.“
D.S.: „Nimm doch bloß mal, nimm doch bloß mal hier die die Gedenkstätte, die in Hohenschönhausen von der Staatssicherheit ja? Äh über den westdeutschen Geheimdienst, da da spricht keiner! Das spielt keine Rolle!“
S.S.: „Den gibt’s aber noch!“
D.S.: „Ja den gibt’s noch ja ja aber die haben auch nicht bloß Buttermilch getrunken! Oder oder (...)“
P.S.: „Nein aber, nein aber Oma, das ist doch normal. (...)“
D.S.: „Ja aber das ist doch ein typisches Beispiel dafür, dass es politisch benutzt wird, und darum bin ich so dagegen.“
O.S.: „Es ist einfach noch nicht an der Zeit, so ein Zentrum zu machen.“
D.S.: „Ja, ja! Weil die Generation noch da ist.“
O.S.: „Solange die Generation äh der Vertriebenen noch da ist, werden die immer versuchen das irgendwo, politisch zu nutzen und äh die Objektivität, das haben wir ja an vielen Sachen der Geschichte ja gemerkt, kommt ja erst, je größer die Zeitspanne-“
D.S.: „Ja, ja die die Generation- Es muss biologisch-“
O.S.: „Wobei es natürlich nicht verkehrt ist, die persönlichen Erfahrungen zu dokumentieren, die die einzelnen Menschen- Jeder Mensch empfindet das als subjektiv=so wie Du sagst, dass Du Dich nicht als Vertriebene fühlst, sagt Dein Nachbarn, er fühlt sich aber als Vertriebener!“
D.S.: „Ja, ja, weil ja auch anders vertrieben wurde, nicht? Äh dort hat es auch Fälle gegeben, es wurde geklingelt, in ner Stunde mussten sie weg sein und so ja. Also hat ja gegeben, will ich ja gar nicht bestreiten, aber bei uns nicht, ich kann mich erinnern.“
- La position Mme D. Schmidt (1ère génération) se distingue quelque peu de celle des membres des autres générations, dans la mesure où elle semble enfermée dans l’opposition Est/Ouest, condamnant d’autant plus les initiatives actuelles et passées en RFA, qu’elle souhaite défendre la politique menée en RDA en la matière.
I: „Ja, aber die Menschen, die in der DDR gelebt haben, die haben ja inzwischen ihr Leben ganz anders eingerichtet und öh es sind einige öh sind dann öh zu diesen Vertriebenentreffen, die ja auch alljährlich da öh organisiert worden- Ich bin bisher nicht zum Einen, ich hab auch gar keine, gar keine Interesse=erstes Mal (1) verurteile ich die die falsche Politik, die dort getrieben wird, die die nutzen ja die Menschen nur aus für ihre falsche Politik und das ist für mich kein- und und auch die die Meisten, die meisten Menschen hier aus der DDR, die haben dazu keine- einige wenige schon ja.“
I: „Mm aber, wie stehen Sie zu der These, was heute auch häufig gesagt wird, dass das Thema an sich in der DDR öh tabuisiert worden ist, also wie stehen Sie dazu, was ist Ihre?“
D.S.: „Naja, öh, es war insofern tabuisiert öh- Man hat als Erstes versucht, den Menschen wieder ne Existenz zu geben! Und öh man brauchte- der Boden musste ja auch bearbeitet werden, das Vieh musste öh öh gefüttert werden, dann öh, das war ja wichtig und aus dem Grunde äh da hat, nee die Vertreibung hat bei uns keine Rolle gespielt, das stimmt schon. Aber ich verurteile das (2), dass äh in der, äh in den alten Bundesländern ist es ja anders gelaufen, äh in den alten Bundesländern, wo vielleicht ich weiß nun nicht ob’s das Gros war aber äh ich glaube schon, dass die Meisten in den alten Bundesländern gelandet sind, die schon vorher rausgegangen sind, und die kriegten natürlich dort äh enormen Lastenausgleich, nicht. Für ihr verlorengegangenes Vermögen in den Ostgebieten. Ja dafür gab’s in der DDR kein Geld. Bei uns wurde das anders gemacht, indem die Mehrzahl der Menschen eben ein Stück Land bekamen, die Güter äh die Fläche der Großbauern wurden aufgeteilt und das war für sie erstmal ne Überlebenschance! Während es drüben ja ganz anders gelaufen ist in den alten Bundesländern nicht, dort wurde- äh die hatten den Marshallplan dort wurde reingepumpt von, von USA, nicht?“
D.S.: „Ja es ist ja so, in den in den alten Bundesländern äh und ich verurteile das ganz scharf äh, da wurden ja sofort die Vertriebenenverbände gegründet. (1) Und äh dort, das wär ja alles nicht so schlimm gewesen, wenn sie eine vernünftige Politik gemacht hätten aber sie haben ja diese Vertriebenenverbände, an der Spitze ja diese Vorsitzende aus aus Bayern die nicht mal eine Vertriebene ist, aber äh die haben ja ganz bewusst also diese Vertriebenenverbände ausgenutzt für ihre militaristische äh und für ihre revanchistische Politik ja! (1) Und äh, das gab’s bei uns in der DDR nicht.“
Pour citer cette ressource :
Alice Volkwein, La mémoire privée familiale : témoignages, La Clé des Langues [en ligne], Lyon, ENS de LYON/DGESCO (ISSN 2107-7029), mars 2008. Consulté le 19/11/2024. URL: https://cle.ens-lyon.fr/allemand/civilisation/histoire/lexil-germanophone/la-memoire-privee-familiale-temoignages