Stefan Weinert: "Die Familie"
Le réalisateur
Stefan Weinert ist ein deutscher Schauspieler, Regisseur, Produzent und Bühnenbildner. Während seines langjährigen Aufenthaltes in Barcelona, später in Berlin, wuchs sein Interesse an der Thematik "Diktatur" und an der jüngeren deutschen Geschichte. Die Familie, Stefan Weinerts zweiter Dokumentarfilm über die DDR-Diktatur, wurde mit dem "Most Valuable Documentary Award 2014" von Cinema for Peace ausgezeichnet.
Synopsis
Die Familie, Dokumentarfilm, Deutschland, 2013, 92 Minuten.
„Zwei Jahre auf Bewährung. Für einen Todesschützen. Das ist doch was!?“
Mit diesen Worten werden wir, von Irmgard B., einer der Protagonistinnen und Mutter des 1986 erschossen Sohnes, aus dem heutigen Berlin in den eindrucksvoll berührenden Film eingeführt.
Hinterbliebene sind bei Unrechtstaten auch Opfer. Mehr als ein Vierteljahrhundert nach ihrem Verlust, leiden sie noch an dem Trauma. Eine Mutter weiß zum Beispiel immer noch nicht, wo die Leiche ihres Sohnes geblieben ist, eine Ehefrau versteht nicht, wie und warum ihr Ehemann damals an der Grenze ertrunken ist, der Sohn eines Maueropfers sieht zum ersten Mal in einer Stasi-Akte die Fotos von der Leiche seines erschossenen Vaters.
Der Film ist erschütternd, weil hier auf verschiedenen Ebenen Zeugnis abgelegt wird. So werden die Aussagen der Betroffenen oft in Kontrast zu den entsprechenden Formulierungen in den Stasiakten gesetzt, deren kaltes Bürokratendeutsch in diesem Kontext noch unerträglicher als gewöhnlich ist.
Oberstaatsanwalt a.D. Jahntz erklärt, warum die Verfahren gegen die Todesschützen an der Grenze mit solch unbefriedigten Urteilen endeten und erweitert dadurch den Horizont des Films, in dessen Mittelpunkt aber immer die Protagonisten und ihre Traumata bleiben. Schließlich gelingt eine Begegnung zwischen einem Todesschützen und dem Sohn seines Opfers – und dieser erstaunliche Dialog bildet den Höhepunkt des Films.
Die vollständige Synopsis und mehr Informationen zum Film unter http://diefamilie-derfilm.de
Présentation de la vidéo
Teil 1 (auf Französisch)
Stefan Weinert erklärt, dass sein Film im Rahmen der in Deutschland höchst aktuellen Debatte, ob die DDR eine Diktatur gewesen sei oder nicht, verstanden werden sollte. Ihm ist es wichtig, die Traumata der Opfer des DDR-Systems ans Licht zu bringen und das weitverbreitete Image einer gemäßigten Diktatur zu widerlegen.
https://video.ens-lyon.fr/eduscol-cdl/2014/2014-11-18_ALL_Weinert_01.mp4
Teil 2 (auf Deutsch)
Fragen, die Herrn Weinert gestellt wurden:
- Sie haben dreieinhalb Jahre lang an Ihrem Dokumentarfilm gearbeitet. Hat sich Ihr Blick auf Ihren Stoff in dieser Zeit geändert?
- Nach der Wiedervereinigung kam es zu Prozessen gegen Vertreter des DDR-Regimes. Wurde Ihrer Meinung nach Recht gesprochen oder hinterlassen diese Verfahren das Gefühl des Unfertigen?
-Wie haben Sie die Zeitzeugen für Ihren Film gefunden?
- Haben die deutschen Behörden nach 1990 nicht versucht, die Geschehnisse zu vertuschen, um den Wiederaufbau des vereinigten Deutschlands zu begünstigen?
- Haben Sie versucht neben den Opfern auch Täter zu Aussagen zu bewegen?
https://video.ens-lyon.fr/eduscol-cdl/2014/2014-11-18_ALL_Weinert_02.mp4
Pour citer cette ressource :
Stefan Weinert, Cécilia Fernandez, "Stefan Weinert: "Die Familie"", La Clé des Langues [en ligne], Lyon, ENS de LYON/DGESCO (ISSN 2107-7029), novembre 2014. Consulté le 05/11/2024. URL: https://cle.ens-lyon.fr/allemand/civilisation/histoire/les-deux-allemagne-1949-1990/stefan-weinert-die-familie-