"Ulrike Meinhof als naturbelassene Bikinischönheit": Das Medienspektakel um Bettina Röhls Buch «So macht Kommunismus Spaß! Ulrike Meinhof, Klaus Rainer Röhl und die Akte Konkret»
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Bettina Röhl hat das Weltbild ihrer Mutter auf den Kopf gestellt. Im Gegensatz zu Ulrike Meinhof, die die eigene Spezies je nach Veränderungswillen in „Schweine“ und „Menschen“ unterteilte, findet ihre Tochter wegen des ersehnten bürgerlichen Lebens ((Vgl. Kramer-Santels Interviewtitel „Sehnsucht nach Bürgerlichkeit“.)) Feindbilder in all denjenigen, die noch immer etwas an den Verhältnissen auszusetzen haben. Die Anzahl der Feinde scheint sich demnach über die Generationen nicht verringert zu haben, nur mangelt es der jüngeren an Genossen. Zudem beschränkt sich B. Röhl darauf, erstere mit der Feder zu bekämpfen.
Die Aktualisierung der aus dem Kalten Krieg hervorgegangenen bipolaren Weltsicht befremdet nicht nur Franzosen und Italiener, die den ehemaligen Systemgrenzen ferner waren, sondern auch gegenwärtig erwachsen werdende Deutsche, die nur wenige Jahre ihrer Kindheit in einem geteilten Land lebten und in einer Realität aufwuchsen, in der man eher dazu neigte, Unterschiede zu verwischen.
Es stellt sich die Frage, warum sich die Deutschen an einem französisch-italienisch-deutschen Kongress über die Erinnerungsschriften der Kinder von Terroristen und Opfern des Terrorismus in der Behandlung von B. Röhls So macht Kommunismus Spaß! Ulrike Meinhof, Klaus Rainer Röhl und die Akte Konkret beteiligen. Auf der Seite der Kinder von mit Meinhof vergleichbar bekannten RAF-Mitgliedern ((Es ist auffällig, dass v. a. die erste Generation der RAF Kinder hatte. Dies mag daher kommen, dass die Gründer älter waren (Meinhof war 1970 36, Ensslin 30 und Baader 26) als ihre Nachfolger und deshalb mit einer Vergangenheit brachen, die Familie und Beruf einschloss. Eine mögliche Erklärung bietet aber auch die Lancierung der Antibabypille in den 60er Jahren. Aust erwähnt die Familie von Karl-Heinz Ruhland (2008: 225).)) ist im Fall von Andreas Baaders Tochter Suse Vermeidung der Öffentlichkeit ((Vgl. Stern: „Die Tochter des bekanntesten RAF-Terroristen hat sich niemals öffentlich geäußert“ (2007: 71). Dem Dokumentarfilmer gelingt es aber nicht nur Baaders jüngst verstorbene Exfreundin Ello Michel zu interviewen, sondern auch deren gemeinsame Tochter „Lydia Suse Ellinor, kurz: Suse“ (2007: 70) aufzuspüren. In seinem Buch benennt er sie mit dem Pseudonym „Suse Pellers“ (2007: 71ff). Sie sei 1965 geboren, habe Lehramt studiert und arbeite als Kunstführerin in Paris. In seinem dem Buch gleichnamigen und demnächst ausgestrahlten Film bleibt diese Sequenz dagegen außen vor.)) und im Fall von Gudrun Ensslins Sohn Felix Ensslin das Bemühen um objektivere, vor allem kunsttheoretische Auseinandersetzung zu beobachten, die jedoch nicht zu einem Buch führte ((F. Ensslin ist Dramaturg am Deutschen Nationaltheater in Weimar (vgl. Mehling). Er war neben Klaus Biesenbach und Ellen Blumenstein (vgl. Rauterberg; ersterer wird von Mehling einmal fälschlicherweise „Biesebach“ genannt) Kurator einer Exposition (Zur Vorstellung des Terrors: Die RAF-Ausstellung), die nach starker Kritik im Vorfeld und dem Entzug von öffentlichen Geldern 2005 in der Berliner Galerie Kunst-Werke und in der Grazer Neuen Galerie am Landesmuseum Joanneum gezeigt wurde. Im Juni dieses Jahres hat er auf der Konferenz Idee des Kommunismus im Berliner Theater Volksbühne die Podiumsdiskussion Die Idee des Kommunismus und ihr Potential für die Kunstproduktion heute zusammen mit Bojana Kunst und Jan Ritsema ausgerichtet. Als weiteres Beispiel dafür, dass eine Partei den 68ern mitsamt ihren inzwischen als gefährlich angesehenen Ideen zum Auffangbecken gereiche, weist K. R. Röhl in der Anmerkung zu dessen Vater Bernward Vesper (1938-1971) auf F. Ensslins Bewerbung „bei den ‚Grünen’ um eine Kandidatur zur Bundestagswahl 1998“ (1998: 355) hin.)). Auch Regine Röhl scheint sich nicht auf das Medieninteresse an ihrer Person einzulassen oder hat die Reaktion darauf ihrer Zwillingsschwester überlassen ((Regine Röhl ist Neurologin und Psychiaterin und lebt in Berlin (vgl. Posche).)); B. Röhl bezieht sie in ihre Sicht mit ein, indem sie von „wir“ oder „meine Schwester und ich“ (vgl. Röhl / Niezborala, Seegers’ und Thiemes [A] Interview) spricht, obwohl sie sich in anderen Kontexten heftig dagegen wehrt, dass über sie selbst Mutmaßungen angestellt werden. Auf der Seite der Kinder von Opfern der RAF ließen sich dagegen Anne Siemens Für die RAF war er das System, für mich der Vater (2007) ((Hierbei handelt es sich um eine Sammlung von Interviews mit Angehörigen der RAF-Opfer. Siemens (die nachweislich nicht in Zusammenhang mit dem Konzern oder seinem ehemaligen Vorstandsmitglied Karl-Heinz Beckurts gebracht werden kann, der 1986 von der RAF ermordet wurde) befragt u. a. Clais Baron von Mirbach (Sohn von Andreas Baron von Mirbach; Geisel und Opfer 1977), Claudia und Dr. Viveka Hillegaart (Töchter von Dr. Heinz Hillegaart; Geisel und Opfer 1977), Corinna Ponto (Tochter von Jürgen Ponto; 1977 getötet), Hanns-Eberhard Schleyer (ältester Sohn von Hanns-Martin Schleyer; Geisel und Opfer 1977) und Patrick von Braunmühl (Sohn von Gerold von Braunmühl; 1986 getötet). Es geht v. a. um Erinnerung und aktuelle Themen. Staadt (2007) bespricht Für die RAF war er das System, für mich der Vater zusammen mit den Büchern von B. Röhl und Stern im Hinblick auf die internationale Eingebundenheit der RAF und die Ignoranz der Opfergeschichten in der bisherigen Historiographie.)) und Michael Bubacks Der zweite Tod meines Vaters (2008) ((Der Chemie-Professor M. Buback beschreibt hier seine Nachforschungen hinsichtlich des Attentats auf seinen Vater (dem ehemaligen Generalbundesanwalt Siegfried Buback), die ihn dahin führen, an der Täterschaft der dieses Mordes Beschuldigten zu zweifeln. Hinsichtlich dieses Aufsatzes ist auch sein Erfahrungsbericht über die deutschen Medien von Interesse.)) mit dem ausgewählten Text zumindest formal gleichstellen.
Im Hinblick auf die in Italien und Frankreich erschienenen Bücher stellt man eine Besonderheit betreffend der Beziehungskonstellationen fest. Während Mario Calabresi, Benedetta Tobagi, Sabina Rossa oder Virginie Linhart über ihre Väter schreiben, widmet sich B. Röhl beiden Eltern, v. a. aber der Mutter.
Der Erfolg von So macht Kommunismus Spaß! erklärt sich auch aus dem stärkeren Interesse an den Tätern, dem gegenzusteuern Siemens laut dem Vorwort ihr Buch schrieb und das B. Röhl selbst kritisiert.
Am ehesten lässt sich die Aufmerksamkeit, die die Presse B. Röhls Werk schenkt, wohl durch die Skandale erklären, die sie vor und nach seiner Veröffentlichung als Journalistin – also mit dem von der Mutter übernommenen Beruf – um Meinhof und deren Umfeld (auch international) provozierte.
B. Röhls Buch erscheint 2006 pünktlich zu Meinhofs 30. Todesjahr bei der Europäischen Verlagsanstalt (Eva). Dies kann allerdings nicht als geplant gelten, denn es war bereits 2001 unter dem Titel Sag mir, wo du stehst! bei Econ und Kiepenheuer & Witsch (KiWi) angekündigt. Letzterer Vertrag wird aufgelöst, „weil die Autorin entweder nicht schreiben kann (sagt der Verlag) oder der Verlag ihre Angriffe auf den damaligen Außenminister Joschka Fischer und gleichnamigen KiWi-Autor nicht hinnehmen wollte (sagt die Autorin)“ (Winkler 2006).
Noch vor der Publikation wird das Werk von den „Enthüllungsspezialisten“ (ebd.) Spiegel und Stern besprochen. Die Artikel sind eher Zusammenfassungen der Aufsehen erregenden Fakten als Buchkritiken.
Hans-Joachim Noack und Ulrike Posche sind sich einig darüber, dass das Buch als „familiäres und gesamtgesellschaftliches Sittengemälde“ (Noack) zwei Ebenen behandelt. Die „Komplexität“ (ebd.) wird jedoch B. Röhls Rechercheaufwand und ihrer positiv aufgefassten Ambitioniertheit und Akribie zugeschrieben ((So leger der Spiegel-Bericht über die ca. einen Monat später im Hamburger Kellertheater stattfindenden Buchvorstellung auch daher kommen mag, beweist er mit Kollege Noack dahingehend Konsens, als dass die folgende Bemerkung nicht als Kritik an B. Röhls Arbeitsweise zu verstehen ist: „Die Lektüre dauerte Jahre. Dann hat sie in nur drei Monaten das Buch zur Akte geschrieben“ (Broder 2006).)). Posche erwähnt zwar gleich im Titel, dass es Meinhofs Tochter ist, die sich hier deren „Leben vor dem Terror“ widmet, doch zeigt sie sich nicht sonderlich erstaunt über ihren „kühle[n] Blick“. Dagegen entnimmt Noack der „fast schon aufreizende[n] Nüchternheit“ eine „vorwiegend politisch[e]“ Auseinandersetzung. Während erstere die „Geschichte vom Niedergang einer Hamburger Familie“ (Posche) fokussiert, legt letzterer den Schwerpunkt auf das „Stück deutscher Zeitgeschichte“ (ebd.).
Die Stern-Rezension orientiert sich bei der Beschreibung der „Wonnen des bürgerlichen Scheins“ und der Auflistung der bis heute berühmten Bekanntschaften der Familie Röhl an der gelobten Detailversessenheit. Bei der Wiedergabe der Herkunftsgeschichte wird die besonders von Ditfurth (2007) und sogar in So macht Kommunismus Spaß! beleuchtete Verwicklung der Meinhofs und Röhls im Nationalsozialismus zugunsten der Vertreibung letzterer Familie aus Danzig nach 1945 übergangen. An späterer Stelle bringt Posche jedoch ob der „braunen Vergangenheit“ Deutschlands Verständnis für die 68er-Bewegung auf. In Hinblick auf Meinhof erscheint es ihr undenkbar, dass eine gesellschaftlich dermaßen Etablierte zugleich „Gegner der Gesellschaft“ sein kann ((Auch Noack (2006) lässt es sich nicht nehmen, darauf hinzuweisen, wie „gelenkig“ sich Meinhof „auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Gleisen“ bewegte.)). Dass eine „kluge und als schön empfundene Frau“ ((Zur Illustrierung von Meinhofs Weiblichkeit wird dem Artikel neben unzähligen anderen ein Foto von Meinhof in Bikini beigegeben, dessen Bildunterschrift diesem Aufsatz zum Titel gereicht.)) „[z]ur Topterroristin, zur Mörderin, zum Mythos“ wird, kann sie sich nur durch Beeinflussung und privates Unglück ((Noack distanziert sich immerhin von der Spekulation, dass Meinhof aus „verschmähter Liebe“ in die Fänge der RAF geraten sei, indem er diese als von Peter Rühmkorf initiiert ausweist. Nicht deswegen, sondern wegen der Unterstellung, er hätte von der Ost-Finanzierung der konkret und ihrer Vorgänger gewusst, wäre also ein „nützlicher Idiot“ gewesen – mit dieser Bezeichnung wird ohne Anmerkung K. R. Röhl zitiert (u.a. 1998: 54), der Rühmkorfs Mitwissen dementiert (ebd: 65) – schaltet sich Rühmkorf mit seinem Leserbrief ein. Winkler (2006) bezweifelt Rühmkorfs Künstleridealismus. Chotjewitz fühlt sich von dieser These, unabhängig von wem sie stammt, in B. Röhls Buch „belästigt“ (2006B).)) erklären: „Sie wurde von der DDR bezahlt, vom Ehemann betrogen und von der Hamburger Schickeria fallen gelassen“.
Im Mittelpunkt des Spiegel-Artikels steht die „totale[r]“ und „wenig appetitliche[n] Abhängigkeit“ des „vermeintlichen Avantgarde-Magazins“ konkret (und über dieses der gesamten „Protestbewegung“) von der 1956 in Westdeutschland verbotenen KPD. B. Röhl sei die „Entlarvung der Drahtzieher und willigen Vollstrecker“ im „Propagandakrieg“ von DDR und BRD gelungen. Deren unzeitgemäß geschichtsfatalistische Ätsch-Bätsch-Haltung, dass die Geschichte den daraus hervorgehenden Sieger ermittelt habe ((Vgl. z.B. den vorletzten Satz von So macht Kommunismus Spaß!: „Was den Kommunismus anbelangt, [...] hat die Geschichte nach 100 Jahren entschieden, daß diese naturgewaltige Kraft [...] zu Ende ist“ (2006: 641).)), bestärkt Noack mit der Analogie der Untergänge von DDR und RAF. Bei der Schlussaufzählung der aktuellen Aktivitäten von Manfred Kapluck, Klaus Rainer Röhl und Hermann L. Gremliza, bringt er neben diesen Einzelpersonen Institutionen wie die Linkspartei und die aktuelle konkret in Verruf.
Die der Veröffentlichung nachfolgenden Zeitungskritiken fallen allesamt negativer aus. In seinem Enthusiasmus bei der Sensationswiedergabe und seiner Empörung über die Verbindung von Kommunismus und Reichtum ((Laut Mohr schwebten den Reichenzusammenkünften in Hamburg und auf Sylt „noch kein richtiger Kommunismus“ vor, sondern „gefühlte Revolution“ oder „west-östliche[r] Shareholder-Kommunismus“: „Che Guevara, Rudi Dutschke und die Kommune I waren ganz nah und doch weit genug weg, um nicht beim Hummerknacken zu stören“.)) knüpft der Welt-Artikel am ehesten an Posche und Noack an. Ansonsten reicht das Spektrum von Generationssolidarität mit B. Röhl in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ((Minkmar verknüpft die Alltagsanekdoten des „kluge[n] und kitschfreien[n] Buch[es]“ mit eigenen Kindheitserinnerungen und erkennt in B. Röhls „kühle[m] Blick“ die Möglichkeit, sich selbst von den „Provinzachtundsechziger“-Eltern zu emanzipieren. Die Tochter von Meinhof sei weniger auf der Suche nach „Revanche“ als nach Wahrheit, was ihn hoffen ließe, dass die Familie keine „hermetische Einheit“ bilde, sondern das Kind als „teilautonome Größe“ zu „Eigensinn“ gelangen könne.)) bis hin zu Gesellschaftskritik anhand des Buchs und seiner Vermarktung durch Spiegel und Eva in der Süddeutschen Zeitung und der Zeit.
Willi Winkler (2006), Rudolf Walther und Alexander Gallus relativieren die Skandalträchtigkeit von So macht Kommunismus Spaß!, indem sie auf Fünf Finger sind keine Faust verweisen, in dem K. R. Röhl bereits 1974 zugibt, dass konkret vom Osten finanziert wurde ((K. R. Röhls „Abrechnung“ (so der Untertitel) kam erstmals 1974 heraus, für den vorliegenden Aufsatz wird die Ausgabe von 1998 verwendet, der aktuellere Anmerkungen hinzugefügt sind. Dass deutsche Bücher zum Thema ’68 oder RAF auch von Italienern lektoriert werden sollten, kann über das hier behandelte Thema hinausreichende Aufschlüsse zum deutschen Italienimago geben. In Fünf Finger sind keine Faust wird das Lied Bandiera Rossa wie folgt transkribiert: „Avanti populo [...]. Evviva communista – e libertà“ (1998: 295). Stern gibt den italienischen Titel von Klaus Kinskis Film Leichen pflastern seinen Weg (1968) mit „Il silenzio“ (2007:69) an. Zusätzlich lässt sich K. R. Röhls ein Jahr später veröffentlichter eitler Roman Die Genossin erwähnen (vgl. Ditfurth 2007: 215), der als „fiktiv“ (K. R. Röhl 1975: 6) ausgegeben wird, in dem aber jede Figur, jeder Ort, jede Zeitung und jede Organisation Entsprechung in der Wirklichkeit findet. So lässt sich z. B. in der Figur Giuseppe Marinucci, die als „einer der reichsten Männer Frankreichs“ (ebd: 212) eingeführt wird und die auf einer „Seine-Brücke“ (ebd: 214) den Tod findet, unschwer Giangiacomo Feltrinelli erkennen. Erstaunlich ist allerdings, dass K. R. Röhl 1975 die Entführung einer „Lufthansamaschine“ (ebd: 11) prophezeit. In den Anmerkungen zu Fünf Finger sind keine Faust gibt Röhl zu, dass es seiner „Wunschvorstellung“ (1998: 356) entsprach, dass Katharina Holt, alias Ulrike Meinhof, im Gefängnis mit der „Rahner-Holt-Gruppe“ bzw. Baader- Meinhof-Gruppe öffentlich bricht.)). Die ersten beiden definieren B. Röhls Werk als „recht witzloses Remake“ und „Kopie“. Walther weist sogar darauf hin, dass sich die Kapitelreihenfolge am älteren Buch orientiert und dass es zu wörtlichen Wiederholungen des Vaters kommt. Aufgefüllt sei es nur mit unwichtigen Zahlen und langen Zitaten. Dagegen hält es der Journalist der Frankfurter Rundschau trotz allem für „kein überflüssiges oder gar ärgerliches Buch“, sondern für „die bislang detaillierteste Geschichte der Zeitschrift Konkret“.
Sogar Reinhard Mohr, der in dem „Tatsachenroman“ die Vergangenheit wieder belebt und einen „sachdienliche[n] Beitrag zur Irrtumsgeschichte der deutschen Linken“ (die ihrerseits in „wahnhaften Vorstellungen eines ‚neuen Faschismus’ und einer herbeiphantasierten Weltrevolution“ bestünde) sieht, erinnert an die „krude deutsche Normalität“ unter Konrad Adenauer, an der auch die sog. Generation Golf erstickt wäre. Es werden zwei Gründe für B. Röhls Ignoranz gefunden: Erstens ihr „radikal verengte[s] Weltbild[ern]“ (Walther), das nach einer „handliche[n] Aufteilung der Welt in weiß und schwarz, gut und böse“ (ebd.) strebe, sie „einäugige Urteile“ (ebd.) fällen ließe und sich in einem „eigentümliche[n] FDP-Sprech“ ((Bei Chotjewitz erwecken die Fotos von B. Röhl eine ähnliche, durch Provinzialität ergänzte Assoziation: „[...] Bettina, die sich gerne ablichten läßt, als wolle sie auf der Liste der FDP für den Gemeinderat von Bad Schussenried kandidieren, [...]“ (2006B).)) (Winkler 2006) manifestiere; zweitens der in ihrem Fall „naturgemäß[e]“ (ebd.) Vorrang der Familien- gegenüber der Weltgeschichte. Dem von Vornherein als „riskante[r] Versuch“ (Walther) eingeschätzten Buch fehle die „analytische Stringenz und Differenzierung“ (ebd.), das Verständnis für „politisch handelnde Personen“ (ebd.), der „Zusammenhang“ (Winkler 2006) und die „Eindeutigkeit“ (Gallus), weil es sich um eine „Melange aus historischer Betrachtung, Quellenedition, aktuell-politischer Besinnung, Autobiografie und mühsamer Verarbeitung der eigenen Familiengeschichte“ (ebd.) handele bzw. die Autorin „zwischen objektivierender Beschreibung und Selbsttherapie“ (Walther), zwischen Distanz und der „Ich- Perspektive“ (ebd.) eines Kindes schwanke.
Winkler (2006) ist es nicht nur darum bestellt, die Missstände der Nachkriegszeit in Erinnerung zu rufen, sondern auch die Qualität von konkret, deren Erfolg mit dem Ausfall der DDR-Gelder nicht abbrach. B. Röhls Nomenklaturen der heute Ton Angebenden, stellt er eine Liste von bis heute anerkannten Autoren entgegen, die damals für die Zeitschrift schrieben.
Laut Walther trägt B. Röhl auch zur Biografie Meinhofs „nichts Neues“ außer Klatsch über Herkunft und Umfeld bei. Gegenüber der Studentenbewegung verhalte sie sich „grobschlächtig“ (ebd.) und schrecke nicht vor „pauschale[n] Unterstellungen“ (ebd.) zurück.
V. a. Winkler (2006) übt Medien- und Gesellschaftskritik, wenn er den Verzicht auf den Hinweis auf Fünf Finger sind keine Faust im Spiegel dadurch erklärt, dass „das kulturelle Gedächtnis allgemein nachlässt“, und wenn er die Abbildung des „bekannteste[n] Familienmitglied[s]“ auf dem Titelblatt von So macht Kommunismus Spaß! nicht dem Inhalt geschuldet, sondern Werbezwecken dienend erkennt.
Auf die Internetpublikation der Zeit-Rezension reagiert B. Röhl mit einem Kommentar, dessen Inhalt sich als Gegenangriff und Eigenlob zusammenfassen lässt. Sie pariert die „biologistisch[e]“ Attacke mit einer Generationsoffensive. Walther gehöre zu den „68er- Apologeten“, die ihre „krasse Gesichtsfeldverengung“ „aus Neid, aus Hass, aus Minderwertigkeitsgefühl“ und aus Unfähigkeit zur „Selbstreflexion“ nicht nur auf ihr Werk, sondern auf ihre Person übertrügen. Die „Schieflage zwischen den Generationen“ sieht B. Röhl darin begründet, dass ihre Altersgruppe die Rentenzahlung übernehme, die „historische Deutungshoheit“ jedoch den Alten überlassen solle. Deren „gesellschaftszerstörerische[r] Unsinn“ sei bereits in Unmengen von Büchern fixiert, dennoch wehrten sie sich gegen eine „neue Geschichtsschreibung“. Durch die Billigkeit und Durchschaubarkeit seines „Diskreditierungsversuch[s]“ (B. Röhl zählt gegen Ende drei Verleumdungsbeispiele auf) erreiche Walther allerdings das Gegenteil, nämlich eine „Kaufempfehlung“. Ihr Buch setze sich von dem ihres Vaters – den sie hier als „bekennende[n] Rechte[n]“ ((Chotjewitz bezeichnet ihn „höflich[erweise]“ (2006B) als „nationalliberale[n] Betonkopf“ (ebd.). Nachdem K. R. Röhl aus der KPD ausgeschlossen wurde, tritt er zunächst in die SPD, dann 1995 in die FDP ein. Als Ernst Nolte mit der Relativierung der Begriffe „Täter“ und „Opfer“ im Nationalsozialismus 1987 den sog. Historikerstreit auslöst, entschließt er sich „solidarisch, gewissermaßen demonstrativ“ (K. R. Röhl, 1998: 338) bei diesem eine Doktorarbeit über die „Zusammenarbeit der Kommunisten und Nationalsozialisten am Ende der Weimarer Republik“ (ebd.) zu schreiben.)) einordnet – insofern ab, als dass sich für letzteres niemand interessiere und zwischen den Publikationen mehr als 30 Jahre Historiografie lägen. Gemäß der Autorin böte So macht Kommunismus Spaß! einerseits eine „Fülle an neuen Fakten“, die das Buch „historisch (und nicht subjektiv)“ und „analytisch einordne[t]“, andererseits eine „spannende Familiengeschichte“.
Die konkret vom Mai 2006 trägt den Titel „Meinhof: Ein politischer Mord zum 30. Todestag“ und bezieht sich am Rande in Gremlizas Kolumne „Meinhof 2006“ und dezidierter in Peter O. Chotjewitz’ ((Stern führt Chotjewitz in seiner Baader-Biographie als „Freund“ (2007: 75) des RAF-Gründers ein.)) Buchbesprechung „Propagandapanorama“ auf So macht Kommunismus Spaß!. Den konkret-Autoren geht es weniger um eine Richtigstellung der Geschichte der Zeitschrift, da sie die ihrige nicht in K. R. Röhls Tradition verstehen ((Vgl. Chotjewitz 2006B: „[D]ie kleine, geistig eher unbedeutende Zeitschrift namens ‚Konkret’, die [B. Röhls] Vater gehörte, 1973 unterging und nicht mit der 1974 gegründeten Zeitschrift verwechselt werden kann“.)). Vielmehr stellen sie sich die Frage, inwiefern B. Röhls Buch aktuellen Interessen nachkommt. Gremliza zeigt auf, dass das Bedürfnis nach Meinhofs „politische[r] Exekution“ 30 Jahre nach ihrem noch immer unaufgeklärten Tod anhält und Chotjewitz entnimmt So macht Kommunismus Spaß! das Anliegen, mitsamt Meinhof die „gesamte deutsche Nachkriegslinke“ in Misskredit zu bringen. B. Röhls Biografie bleibt weitestgehend außen vor ((Gremliza gesteht Röhl zu, dass sie „von der Mutter nicht immer gut behandelt[en]“ wurde. Beide Journalisten kommen jedoch nicht um den Vergleich zwischen Mutter und Tochter herum: B. Röhls „schreckliche Kälte“ und Unbarmherzigkeit gegenüber Meinhof und die Frage, „[w]ie muß ein Mensch beschaffen sein, der um des literarischen Erfolgs willen versucht, das Leben der eigenen Mutter in den Dreck zu ziehen“, führen Chotjewitz zu der Feststellung, dass Röhl als „Produkt eben jenes gesellschaftlichen Systems“ einzuschätzen ist, „das ihre Mutter bekämpft hat“. Für Gremliza verdeutlicht B. Röhls Boulevardinteresse an Belanglosigkeiten, dass Meinhofs Gedankengut ihren „Horizont“ überschreitet.)). Dafür bringen beide Journalisten persönliche Erfahrungen ein ((Gremliza erwähnt seine damalige Forderung, die RAF-Mitglieder zu denunzieren, um sich über seine gegenläufige Entwicklung vom Gros der Intellektuellen abzusetzen: Diejenigen, denen es heute besonders am Herzen läge, die Abweichler für „kriminell oder krank“ zu erklären, hätten ehedem mit den „Chaoten“ sympathisiert. Die Erwähnung seines Alters und seiner einstigen Fabrikarbeit soll beweisen, dass Chotjewitz B. Röhl an Erfahrung voraus ist.)). Stärker noch als Winkler machen Gremliza und Chotjewitz die Medien für B. Röhls Erfolg verantwortlich.
Gremliza ordnet die Pressewerbung für das „nicht gerade unter Intelligenz leidende[n] Werk[s]“ dahingehend ein, dass es dem Wunsch von anderen Intellektuellen entspreche, sich der durch Meinhofs Werdegang aufgeworfenen Alternativen zur „Lohnschreiber[ei]“ zu entledigen. Durch deren „Weigerung, [ein] nützliche[s] Glied der Gesellschaft“ zu sein, habe die angesehene Journalistin ihre Kollegen als Unterstützer des Systems entlarvt. B. Röhl besänftige den „Haß der Herrschenden und ihrer Angestellten“, indem sie die anhand von Baader früher und einfacher durch den hier nur über seinen Titel und sein Werk identifizierbaren Stefan Aust erprobte „Psychopathologisierung“ auf ihre Mutter anwende: „Die Meinhof eine Rebellin? Eine Rabenmutter! Das Politische, das widersteht, ist privat, und wird so zugerichtet: als Streiterei eines Ehegatten mit der Gattin, die sich [...] später auf der Straße fortpflanzt.“
Während Gremliza B. Röhl unbegründet die Intelligenz abspricht – nur an einer Stelle erwähnt er ihre Klatschsucht – verfährt Chotjewitz dabei sehr wortreich: Aus Eitelkeit und Selbstgerechtigkeit halte sich das „eingebildete[n] Trutchen“ noch „langatmige[r]“ als die meisten Bücher über Personen der Zeitgeschichte mit Authentizitätsbelegen der „familiären Nichtigkeiten“ und der Prominentenbekanntschaften auf, anstatt an relevanteren Stellen zwischen Gerüchten und Fakten zu unterscheiden. B. Röhls „Unfähigkeit[en]“, Sachbücher zu schreiben, offenbare sich darin, dass sie zwar „fleißig“ Material sammele, dieses aber nicht auszuwerten vermöge. Auch für Chotjewitz beweist das „Getöse [der] Medien“, dass So macht Kommunismus Spaß! als „revisionistisch[es]“, mit „antikommunistischen Zwangsvorstellungen“ und „totalitär[em]“ „Verfolgungstrieb“ gespicktes „Weltanschauungspamphlet“ den Nerv der Zeit getroffen habe, obwohl es sich um eine „Nachgeburt des kalten Krieges“ handele. In Erinnerung an die realen Zustände und im Glauben an Selbstbestimmtheit entpuppe sich B. Röhls These einer Ost-Steuerung der „gelegentlichen und nie sonderlich wirksamen sozialreformerischen Einsprengsel in der Geschichte der Bundesrepublik“ als „triviales Propagandapanorama von 360 Grad“. Gerade die Einsicht, dass die westdeutsche Linke ein „chaotischer, zerstrittener Haufen“ gewesen sei, widerlege ihre übergreifende Beeinflussung; außerdem relativiere das antikommunistische Klima im Westen die sog. Verwerflichkeit von „Finanzhilfen aus dem Osten“ und von „Gesprächen mit Genossen im Osten“. Chotjewitz bezweifelt B. Röhls oft beteuerte „Liebe zur Freiheit“, zur „Demokratie“ und zum „Rechtsstaat“ insofern, als dass sie ausschließlich den „Bürgerbewegungen in den sozialistischen Staaten“ Eigeninitiative zugesteht. Die nach dem Mauerfall akut gewordene These einer Lenkung aller „Opposition in der BRD“ bezwecke u. a. die Diskreditierung neuer Institutionen wie der PDS und der Linkspartei ((In ihrer Kritik an Der Baader Meinhof Komplex benennt B. Röhl die „Globalisierungsgegner[n], Attac, [die] hysterische Szene um die Linkspartei herum“ (Interview mit Seegers) als die aktuellen politischen Gruppierungen, in denen „Karl Marx“, „Revolutionsphantasien“, die „Systemfrage“ und „uralte[r] weltweit bereits hunderte von Malen gescheiterte[r] Ideologien“ (B. Röhl 2008A) wieder auflebten. In deren Arme treibe der mythentreue und durch die „mediengemachte“ (Seegers) Selbstinszenierung von Baader und Ensslin verblendete Film den „Durchschnittszuschauer[s]“ (B. Röhl 2008A).)) und entlaste mit der verqueren Ansicht, Ideen seien käuflich, phantasielose Karrieristen.
Bei Emma ist es Sache der Chefin, die „verdammt traurige Geschichte“ der acht Jahre älteren Meinhof feministisch zu interpretieren. Alice Schwarzer rezensiert B. Röhls Buch, das ihr hierzu Anlass gibt, nur knapp und unpräzise und übergeht das Thema der DDR-Finanzierung von konkret als bekannt.
Man kann nicht unbeachtet lassen, dass Schwarzer im Vergleich zu Meinhof die Richtigkeit ihrer eigenen Lebensgeschichte und Theorie unter Beweis stellt. Obwohl sie unter dem zentralen Begriff „Doppelleben“ auch biografische ((Auf psychologischer und entwicklungsgeschichtlicher Ebene werden widerstreitende Veranlagungen („Melancholie“ vs. “Lebhaftigkeit“) und die undefinierte Rolle der Adoptivmutter Renate Riemeck („Mutter“, „Freundin[nen]“, „Geliebte“) hervorgehoben, die Meinhofs Emanzipation aus dem „Gewirr von Abhängigkeiten und Gefühlen“ erschwert habe.)) und historische ((Unter Homophobie oder Zwang zur Heimlichkeit von Liebesbeziehungen werden in den wenngleich „mannlosen Kriegs- und Nachkriegsjahren“ beide Geschlechter gelitten haben. B. Röhls Unbehagen in Hinblick auf die lesbischen Beziehungen in ihrer Familie mütterlicherseits ist für Schwarzer übrigens ein Beispiel dafür, dass sich ersteres Phänomen bis in die heutige Zeit rettet. Unabhängig vom Sexus ist auch die Schwarz-Weiß- Sicht im „restaurativen Adenauer-Deutschland“. Schwarzer gesteht, eine „glühende Anhängerin der von Renate Riemeck gegründeten ‚Deutschen Friedensunion’“ gewesen zu sein, der vorliegende Artikel kann aber als Beispiel für heutige Distanzierung gelten. Die „Erklärung von [Meinhofs] ‚Abdriften’“ durch die Gehirnoperation von 1962 wird abgelehnt. B. Röhl erhält insofern Zustimmung, als dass sie die Bartsch- Kolumne als den Moment der „Abwendung ihrer Mutter von jeglicher menschlicher Empathie und Hinwendung zur realitätsleugnenden Ideologie“ benennt. Allerdings gilt Schwarzer Meinhof nur als Sprachrohr der wiederauflebenden Täteridentifikation, wohlgemerkt bei den „Töchter[n] und Söhne[n] der von ihnen so verdammten Nazis“.)) Problematiken fasst, so stellt sie doch bes. Schwierigkeiten in den Vordergrund, die Frauen allgemein und die Meinhofs und ihrer Generation insbesondere betreffen ((Schwarzer hebt das ausschließlich Weibliche (die „dramatisch[e]“ Geburt, der Kampf um berufliches Ansehen) in Meinhofs Biographie hervor. Sie erkennt eine Kontinuität des „patriarchische[n] System[s]“ in den Oppositionsbewegungen ab den 60er Jahren. Am Beispiel von Meinhof verdeutlicht Schwarzer, dass Männer der Promiskuitätsmode leichter nachkamen als Frauen. Dafür, dass Meinhof sich mit dem „zynischen und gewalttätigen Röhl“ und später mit dem „Ex-Zuhälter Andreas Baader, für den alle Frauen ‚Fotzen’ waren“, abgab, findet sie die Erklärung, dass „diese Frau sich bei Männern klein gemacht [hat], um sich für ihre intellektuelle Überlegenheit zu entschuldigen“. Die weibliche Beteiligung am Kampf gegen „Vater Staat“ wird als Ersatzhandlung für den Kampf gegen „übergriffige Väter“ und Ehemänner gedeutet.)). Zu Anfang wird die festgestellt, dass sich „in [Meinhofs] Revolte [...] Politik und Persönliches auf unlösbare Weise“ widersprechen. Auch die Vermutung eines Mangels an „politischen Kategorien zu einem umfassenden Begreifen“ belässt den Konflikt auf der individuellen Ebene. Am Ende wird jedoch deutlich, dass Schwarzer Terrorismus und Feminismus in einem Konkurrenzverhältnis begreift und Meinhof lieber an ihrer Seite gewusst hätte. Fatalerweise kommt deren Entscheidung, in den Untergrund zu gehen, dem feministischen Ausweg der Umkehrung („Das Private ist politisch“) jedoch zuvor.
Schwarzer entschärft Kritik an der „relativ wahllos zusammengetragen[en] und geschriebenen[en]“ „Materialsammlung“ und an B. Röhls ihrer Mutter in keiner Weise nachstehenden Besserwisserei, die sich „zum Beispiel in ihren langen Elogen zur Weltpolitik“ zeige, gerade durch den unumgänglichen Status als „Ex- und Immer-noch-Kind“. Zwar sei B. Röhls „Blick auf die Ereignisse zwangsläufig [ge]prägt und ein[ge]engt“, doch habe sie „persönlich Gründe[n] für eine Abrechnung“ und gebe die „Entmystifizierung der Mutter“, die diese weg von der „Ikone der Revolution“ hin zur „tragischen Figur“ zu rücken vermöge, dem Leser Aufschluss und lohne die Lektüre. Insofern man „Abrechnung“ und „Rache“ synonym versteht, kann man Schwarzer Ungenauigkeit vorwerfen ((Einerseits versteht Schwarzer das Buch als Versuch, „zu verstehen, zu verarbeiten – und abzurechnen“, andererseits charakterisiert sie B. Röhl als „selbstgerecht, aber ohne Rachegelüste, sondern mit Nachdenklichkeit und Trauer.“)).
Von den drei ein Jahr zuvor im Cicero veröffentlichten Artikeln, in denen sich B. Röhl mit dem Feminismus auseinandersetzt, kritisiert v. a. der erste Schwarzer in einer ähnlichen Weise. Die Sex-Mythen des Feminismus ist vordergründig eine Chronologie des Feminismus in Deutschland von 1975-2005, eigentlich aber ein Erfahrungsbericht. B. Röhl spricht für ihre Generation, wenn sie den „unattraktive[n] Frauen“ um Schwarzer vorwirft, den „Geschlechterkampf“ aus „verpasstem Leben“, „Frust“ und eigenen „Orgasmusschwierigkeiten“ angezettelt zu haben, um für „persönliches Versagen“ dem Mann die Schuld zuzuschieben und aus Tabubruch, Umwerbung von Frauen und Quoten Profit zu schlagen. Dies ohne zu bedenken, dass sie damit bei ihren Kindern Beziehungsunfähigkeit und „Single-Frust“ auslösten. Sie behauptet, Gleichberechtigung erlebt zu haben und verteidigt die „genauso unschuldig geboren[en]“ Männer, die zu Unrecht gesellschaftlich dämonisiert würden ((Dies belegt sie in den Folgeartikeln am Beispiel des offiziellen Gender-Mainstreaming und der „gewaltsame[n] Geschlechtsumwandlung“ von David Reimer.)). Dennoch lenkt sie am Ende ein, dass auch den Jüngeren der „Vorstoß der Feministinnen“ zum Vorteil gereiche und demnach Schwarzer eine öffentliche Anerkennung durchaus verdiene.
Bei Schwarzer wird die Feststellung, dass B. Röhl zu „rührenden Psychologismen“ (Winkler 2006) gegenüber ihrem Vater neigt und diesem im Vergleich mit der Mutter weitaus mehr Verständnis entgegenbringt, zur Leserwarnung vor der Kombination „weiterhin vergötterter Vater“ und „Hauptinformationsquelle“. Des Weiteren unterstreicht sie eine Besonderheit in der Vater-Tochter-Beziehung, die die Familie Röhl vor Kurzem anlässlich der Missbrauchsdebatte ins Rampenlicht gerückt hat: „Denn dass sich [K. R. Röhls] schrankenloser Blick auch auf die eigenen Töchter gerichtet hat, das hatte Tochter Bettina in der Vergangenheit schon mal thematisiert – verschweigt es aber jetzt in ihrem Buch ((In der Mai-Ausgabe des Stern bezichtigt Anja Röhl ihren Vater K. R. Röhl des sexuellen Missbrauchs. Daraufhin verbittet sich B. Röhl in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau Spekulationen darüber, ob sie ähnliche Erfahrung machen musste. Ihre Feinde, allen voran Ditfurth (die am gleichen Tag der taz ein Interview zum Thema gibt), benutzten ihre Halbschwester, um das Bild ihrer Mutter rein zu waschen. Der Pädophilievorwurf solle die bislang fehlende Erklärung für den Sorgerechtsstreit ihrer Eltern und Meinhofs Entscheidung liefern, die Kinder eher einem palästinensischen Waisenlager, als dem Vater zu überantworten. In der Juni-Ausgabe des Spiegels erinnert sich B. Röhl an „ansexualisierte Übergriffe“ (Schlüter) von K. R. Röhl, will diese aber weiterhin nicht als Entschuldigung für die „Rücksichtslosigkeit“ (ebd.) ihrer Mutter missverstanden wissen.)).“
Anlässlich der Buchpräsentation und B. Röhls Lesungen in der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung erscheinen ein weiterer Artikel im Spiegel, eine Ankündigung in der Thüringischen Landeszeitung ((Im Untertitel „Bettina Röhl ergründet das Leben ihre Eltern und rüttelt am Mythos ’68“ hat sich ein Druckfehler eingeschlichen.)) und ein Bericht in den Potsdamer Neusten Nachrichten. Laut Henryk M. Broder wurde die Buchvorstellung von „Veteranen der Bewegung“ besucht. Die Abwesenheit des „Kronzeuge[n]“ erklärt sich nicht allein aus dessen Urlaub, gemäß B. Röhls Aussage herrschte lange Funkstille mit ihrem Vater und K. R. Röhl habe nach der Veröffentlichung von So macht Kommunismus Spaß! einen Schock erlitten. Antje Hellmann wirbt in ähnlich zusammenfassender Weise wie Posche und Noack für die Jenaer Lesung. Dirk Becker lenkt die Aufmerksamkeit unwillentlich auf einen Widerspruch in B. Röhls Beantwortung der Publikumsfrage, ob es sich bei ihrem Werk um eine „persönliche Abrechnung“ handele: Es gehe in diesem um die Zeit „vor der politischen Radikalisierung“ ihrer Eltern. Diese Antwort wird als befriedigend dargestellt und das Buch zugleich als „Gegenentwurf zum Mythos“ beworben, der im „Schizophrenie“ ((Derselbe Begriff wird bezogen auf Meinhof auch von Kramer-Santel benutzt. B. Röhl verwendet ihn im Interview mit Eisenhauer auch hinsichtlich der ihre Mutter bewertenden Intellektuellen.)) -Beweis, also darin bestehe, dass Meinhof sowohl zu Zeiten der Ost-Unterstützung von konkret, als auch während ihrer Aufnahme in die „Hamburger Schickeria“ Leben und Ideal nicht vereinbaren konnte. Dies kann allerdings nur von Interesse sein, wenn man Meinhofs auch im Buch weitestgehend ausgesparten Schritt in den Untergrund im Blick hat.
Auf den ersten Blick scheint es, als würde So macht Kommunismus Spaß! eher zerrissen denn gelobt. Wenn man die Auflagenzahlen von z. B. Spiegel und konkret vergleicht oder sich daran erinnert, dass das Buch auf die Bestseller-Liste (übrigens von Spiegel) gelangte, ist B. Röhls Einfluss auf die Öffentlichkeit nicht zu unterschätzen. Dies ist weder wegen der Qualität des Buches, noch der familiären Verwicklung der Autorin problematisch. Vielmehr liegt die Schwierigkeit in B. Röhls Alleingeltungsanspruch, der sie reagierend (wie im Fall von Walther) oder initiierend (wie im Fall von Schwarzer) anderen das vorwerfen lässt, was für sie gleichermaßen gilt. Anhand ihrer Kritisierweise lässt sich das Paradox aufzeigen, dass Abgrenzung nicht weniger vom Abgegrenzten als Identifikation vom Identifikationsobjekt abhängig ist. In Kooperation mit gewissen Medien ficht sie unter dem Deckmantel der historischen Wahrheitsfindung aktuelle Politika aus. Gerade durch die Emotionalisierung und oftmals kleinliche Moralisierung bewirkt sie aber, dass die Geschichte der RAF nicht zur Geschichte wird.
Wie in So macht Kommunismus Spaß! ist auch in B. Röhls journalistischer Arbeit eine Fixierung auf die Zeit und die Personen um ihre Eltern festzustellen. Die größten Skandale löst sie vor der Veröffentlichung ihres Buchs aus: 2001 veröffentlicht sie Fotos, auf denen der derzeit amtierende deutsche Außenminister Joschka Fischer identifizierbar ist, wie er 1973 mit dem späteren Mitglied der Revolutionären Zellen, Hans-Joachim Klein, einen Polizisten verprügelt ((Hohls Abgleich von B. Röhls „Aktionismus“ in diesem Fall mit dem Schweizer Pressekodex ergibt u. a., dass diese in ihrem „fanatische[n] Wahrheits-Ideal“ und wohl auch wegen der „wirtschaftliche[n] Ansprüche an [d]er skandalträchtigen Story“ die Bilder ohne die Copyrightrechte vom FAZ-Fotografen Lutz Kleinhans abdruckte. Dass die Fotos schon vor 2001 bekannt waren, ist auch K. R. Röhls Anhang zu Fünf Finger sind keine Faust zu entnehmen (vgl. 1998: 348).)); im gleichen Jahr legt sie einen Text des Europapolitikers Daniel Cohn-Bendit über seine Zeit als Kindergärtner als Pädophilieeingeständnis aus ((Angesichts der Pädophiliebezichtigung von K. R. Röhl bezeichnet es B. Röhl neun Jahre später im Interview mit Thieme (A) als „widerlich“, dass A. Röhl sich auf dieser Ebene „hervortu[t]“. Ditfurth versteht die Pauschalisierung einer „linke[n] Indifferenz gegenüber Pädophilie“ (Schlüter) im Interview mit Gessler als „neue[n] Mythos von rechts“.)); 2002 wartet sie mit der Nachricht auf, dass das Gehirn ihrer Mutter sich noch immer in den Labors der Magdeburger Universitätskliniken befinde. Zudem meldet sie sich in jeder öffentlichen Debatte zu Wort, die die Themen Studentenbewegung oder RAF betreffen. Abgesehen von der vorzeitigen Haftentlassung von Brigitte Mohnhaupt und dem Gnadengesuch von Christian Klar im Jahr 2007 ((Die dadurch losgetretene öffentliche Debatte veranlasst viele Opferkinder zur Beteiligung. Im Fall Mohnhaupt lassen Bild, FAZ und Stern Dirk Schleyer zu Wort kommen, der die Entscheidung des Oberlandesgerichts Stuttgart als „Rechtsbeuge“ (Internetquellen) auffasst und gestützt von der CDU/CSU, insbesondere Edmund Stoiber, im Namen aller Opferfamilien Reue fordert. Bild zitiert zudem Sabine Reichelt (Tochter von Georg Wurster, der als Leibwächter von S. Buback 1977 erschossen wurde). Mit Karin Göbel (Tochter von Wolfgang Göbel, der 1977 als Chauffeur von S. Buback erschossen wurde) spricht sich diese in der Welt bezüglich Klar für das wörtliche Verständnis von „lebenslänglich“ aus, da auch die Hinterbliebenen der Opfer das gesamte Leben mit dem Verlust konfrontiert seien. Dieselbe Argumentation greifen sie im Fokus anlässlich der Entlassung Klars 2008 (das Gnadengesuch hatte Bundespräsident Horst Köhler abgelehnt) auf. Aus seinem Gespräch mit dem SWR geht hervor, dass Jörg Schleyer die Versöhnung zwischen Tätern und Opfern zwar für unmöglich hält, dass die Aussöhnung zwischen Staat und ehemaligen Staatsfeinden jedoch ersteren stärke. Gerade diese auch von den Grünen und der FDP vertretene liberalere Ansicht verwirft B. Röhl im Interview mit Volkery. Denn sie negiert die alte Frage nach der Politizität der RAF, da aktuell die Gefahr einer „öffentlichen Priveligierung gegenüber anderen Straftätern“ bestünde, die das„Medieninteresse“ erahnen ließe und derentwegen sie die „Bundesrepublik [als noch nicht] reif [...] für eine solche Begnadigung“ einschätzt. Dennoch verzichtet sie nicht auf den moralisierenden Hinweis, dass hier Staatsgegner die „humanistischen Errungenschaften dieses Rechtssystems in Anspruch“ (ebd.) nähmen.)) erhitzen sich die Gemüter v. a. zu kulturellen Anlässen. Zu nennen sind die bereits in Fußnote 4 erwähnte RAF-Ausstellung, die Uraufführung von Elfriede Jelineks Stück Ulrike Maria Stuart in der Inszenierung von Nicolas Stemann am Hamburger Thalia-Theater (2006), die Erinnerungsveranstaltungen zum Deutschen Herbst (2007) und zu 1968 (2008) sowie der Film Der Baader Meinhof Komplex (2008). In Interviews greift B. Röhl weitere Personen des öffentlichen ((Im Interview mit Westermann und in ihren Kritiken der RAF-Ausstellung erinnert B. Röhl daran, dass der ehemalige deutsche Innenminister Otto Schily und der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder einst RAF- Anwälte waren. Als Unterstützerin der Berliner Exposition greift sie die Bundestagsabgeordnete der Grünen Antje Vollmer an, die F. Ensslin laut Preuss 1995 aus den USA zurück nach Deutschland bat. Ein besonderer Dorn im Auge ist ihr die Frankfurter Politikerin und Publizistin Jutta Ditfurth, die ein Jahr nach ihr eine Meinhof-Biografie herausbringt (vgl. die Interviews von Westermann und Eisenhauer).)) oder familiären ((Gegenüber Seegers bezeichnet sie Wienke Meinhof als „Mutter dieser ganzen Terroristen“, gegenüber Thieme (A) legt sie ihre Tante als „Angehörige der Roten Hilfen“ fest und ist froh, deren „ideologische[m] Druck[s]“ als Kind nicht weiter ausgesetzt gewesen zu sein.)) Interesses an, es geraten ihr aber auch Menschen in die Schusslinie, deren Situationen mit der ihrigen vergleichbar sind ((So betont sie wie drei von den hier zusätzlich einbezogenen vier Rezensionen zur RAF-Ausstellung den Familienhintergrund von F. Ensslin und sät wegen der „Personen der Aussteller und deren Biographien [...] Zweifel an ihrer sachlichen und fachlichen Qualifikation und Distanz“. Obwohl sich der Sohn von Gudrun Ensslin wiederholt dagegen auflehnt, dass seine Kindheitserfahrungen stärker gewichtet werden als seine beruflich-künstlerischen, kreidet ihm die auf Skandale rund um die RAF versessene Tochter von Ulrike Meinhof an, dass er mit seinem Namen für die Exposition werbe. Je nach Nutzen stellt sie sich in seiner Forderung nach Aufklärung entweder hinter M. Buback (vgl. das Interview von Volkery) oder spricht dem Opferkind die „straighte Linie“ (im Interview mit Westermann) ab und ordnet es als „Spielball der Medien“ (ebd.) und „beeinflusst“ (ebd.) ein.)) oder die ihr zuvor als Retter und Karriereförderer galten ((Dass Aust eine der wenigen „Lichtgestalten“ in So macht Kommunismus Spaß! hergibt, bezieht Schwarzer nicht darauf, dass er die Röhl-Zwillinge in Sizilien tatkräftig vor der weiteren Verschleppung bewahrte, sondern auf seine Charakterisierung als „ruhender Pol in der konkret-Redaktion“. Der Anmerkung von B. Röhls Kritik des Films Der Baader Meinhof Komplex ist zu entnehmen, dass sie 1985 als studentische Assistentin am gleichnamigen Buch mitarbeitete. Dennoch begreift sie den ehemaligen Chef-Redakteur des Spiegel, dessen Schriftwerk auch anderen Filmen zur Vorlage gereichte, als dritten Mann der aus dem Regisseur Uli Edel und dem Produzenten Bernd Eichinger bestehenden „Dilettantenkombo“ (B. Röhl 2008A)/ „Dilettanten-Combo“ (im Interview mit Seegers).)).
Die Frage danach, was, wen und wie B. Röhl kritisiert, ist kaum losgelöst von der Frage nach ihrer Veranlassung zu beantworten. In Bezug auf das Buch ist sie unvermittelt zu lösen: „Die Autorin verarbeitet - trotz aller Bemühung um Historisierung - mit der Biographie ihrer Mutter auch das zutiefst verletzende Erlebnis einer enttäuschten Tochterliebe“ (Staadt). Die Erklärung ihres Verhaltens in der Fischer-Affäre bedarf dagegen eines Doppelschritts: „Weil sie alles hasst, was mit 1968 zu tun hat. Und das hat wiederum mit ihrer Mutter zu tun“ (Stern 2007: 237).
Bereits 1995, also sehr früh verglichen mit den Medienauftritten anderer Kinder von Mitgliedern und Opfern der RAF ((Bezüglich des Medieninteresses an den Angehörigen lassen sich generell zwei Phasen unterscheiden. Dokumentarischen Büchern und Filmen kann man entnehmen, dass sie zeitgleich zu den Ereignissen in den 1970er und 1980er Jahren von Journalisten zwecks Unterstützung von deren zumeist negativer Einordnung der RAF aufgesucht wurden. 2007 lädt man sie zu den vielen Erinnerungsveranstaltungen zum Deutschen Herbst, um neben der historischen Bedeutung den Gegenwartsbezug aufzuzeigen. Die meisten Kinder kommen aus Altersgründen erst in der zweiten Phase zu Wort; eine Ausnahme bildet z. B. Hanns-Eberhard Schleyer (1944), der 1977 mit den Geiselnehmern seines Vaters Hanns-Martin Schleyer (1915-1977) in Kontakt stand.)) schildert B. Röhl mit Carola Niezborala im Spiegel-Artikel Unsere Mutter – Staatsfeind Nr. 1 ihre persönliche Sicht.
B. Röhl beschreibt ihre Kindheit voller Verluste und beherrscht vom Gefühl des Ausgeliefertseins, parallelisiert die eigene mit der Biographie ihrer Mutter und sucht nach Schuldigen.
Als Meinhof 1976 in Stammheim stirbt, fühlt sich ihre Tochter von ihr „zum zweitenmal und diesmal endgültig verlassen“. Abgesehen vom Verlust der Familie durch die Scheidung und den Umzug von Hamburg nach Westberlin, geht dem Verlust der Mutter durch den Tod ihr Verlust an Arbeit und Politik vorweg. Die Doppelbelastung einer berufstätigen Frau mit Kindern, die Meinhof 1969/70 im Interview von Helma Sanders in Worte fasst, das gemeinhin ((Ditfurth geht von einem Missverständnis aus: „Der letzte Halbsatz wurde fälschlicherweise oft als Meinhofs Ankündigung interpretiert, sie wolle ihre Kinder verlassen. Aber das Bild von der verlassenen Familie war eine Metapher für die gescheiterte Hoffnung auf ein ‚Nest’, [...]“ (2007: 259).)), und auch hier von B. Röhl selbst als die Entscheidung ausgelegt wird, „ihre Kinder zu verlassen“, empfindet die Tochter wie folgt: „Ständig war sie auf Reisen, hatte Termine. Wenn sie zu Hause war, fand sie wenig Zeit für uns. Politik stand im Mittelpunkt ihres Lebens“. Ganz entzieht sich Meinhof ihren Kindern, nachdem sie 1970 in Folge der Baader-Befreiung untertaucht ((Im aktuelleren Interview mit Seegers geht für B. Röhl die Ablehnung der Gesellschaft überein mit der Ablehnung der Kinder. Hier wird der Weg in den Untergrund also als bewusste Entscheidung aufgefasst.)). Es ist als einseitige Beziehung zu charakterisieren, dass die Kinder ihr „über diffuse Kontakte“ Basteleien in den Untergrund schicken. Obgleich die Mutter im Gefängnis Briefe wieder erreichen können und Besuche wieder möglich sind – bevor sie beides erneut unterbindet – haben sich die Rollen verkehrt und es sind eher die Töchter, die sich um ihre Mutter kümmern. Sowohl die „Verteufelung“, als auch die „Glorifizierung“ Meinhofs lösen bei B. Röhl das Gefühl aus, dass „sie der Öffentlichkeit mehr als uns Kindern“ gehört. Früh schlägt sich dies darin nieder, dass die Mutter auf Fotos nicht wiederzuerkennen ist. Da der Mythos die Person überlebt, ist B. Röhl diesem Verlust bis heute ausgesetzt.
Die Entführung der Zwillinge nach Sizilien 1970 ist als Höhepunkt dessen zu bezeichnen, was die erwachsene B. Röhl „Instrumentalisierung“ nennen wird ((Auch die Überforderung, von der B. Röhl im Hinblick auf die Zeit in Sizilien spricht, in der sie sich in der Obhut von Erwachsenen befindet, die im Fall von Hanna Angst oder im Fall der vier Hippies ein geschäftliches Verhältnis zu ihr haben (die Kinder bezahlen mit ihren Habseligkeiten, als das von der RAF versprochene Geld nicht eintrifft), ist schon in der Beziehung zu Baader und Ensslin erkennbar, die nach den Frankfurter Kaufhaus- Brandstiftungen bei ihrer Mutter unterschlüpfen. Meinhofs Töchter müssen das Geheimnis hüten und sind Baaders „Hausherr“-Allüren, Ablehnungen und Wutanfällen ausgesetzt.)). Bereits im „Scheidungskrieg“ von Meinhof und K. R. Röhl „wurden [die] Kinder aufgerieben“. In Westberlin habe man sie für politische Aktionen funktionalisiert ((„In unseren Hosentaschen wurden Zangen in das Heim geschmuggelt, damit die Jugendlichen den Stacheldraht durchschneiden und fliehen konnten.“ Diese, wenngleich in der Konsequenz weniger tragische Erinnerung, lässt an Monika Haas’ Anklage denken, sie hätte die Waffen für die Entführung der Landshut im Kinderwagen ihrer Tochter nach Mallorca gebracht (vgl. Aust 2008: 736ff). Im Interview mit Eisenhauer erinnert sich B. Röhl daran, dass die Kinderbesuche im Gefängnis auch den Zweck der anderen Seite erfüllten, Meinhof zu brechen.)). Das öffentliche Interesse an der Mutter überträgt sich auf die Tochter ((Vgl. das Interview mit Seegers: „Der Mythos Meinhof erstreckt sich auch noch auf die Kinder.“ Gegenüber Eisenhauer gibt B. Röhl an, dass sie nach wie vor der Projektion von „Meinhof-Phantasien“ ausgesetzt ist.)).
Als Erklärung dafür, dass Meinhof zur Mitbegründerin der RAF wurde, nennt B. Röhl die Kriegssozialisierung und die Erziehung zu „einer selbständigen, starken Frau“, „die Schuldgefühle gegenüber dem jüdischen Volk“ ((Dass auch der Antisemitismus in der RAF Kontinuität fand, könnte man anhand Meinhofs Befürwortung der Aktion Schwarzer September belegen. Ihre Tochter spricht zwar hinsichtlich der APO von „linke[m] Antiisraelismus“ (2006: 618), erkennt in der Frankfurter Hausbesetzerszene „antisemitische Züge“ (ebd.) und mahnt wegen des Holocausts eine „deutsche Verpflichtung gegenüber den Juden und damit auch gegenüber Israel“ (ebd: 622) an; Meinhof des Antisemitismus zu bezichtigen, erscheint ihr hingegen „unhistorisch und etwas effekthascherisch“ (ebd: 623). Wenngleich Ditfurth der Geiselnahme und der Ermordung von israelischen Sportlern durch ein palästinensisches Kommando bei der Olympiade in München 1972 sehr wenig Raum gibt, so nimmt sie in Meinhofs Beurteilung zumindest „antisemitische Ausfälle“ (2007: 363) wahr. Rauterberg bemängelt an der RAF-Ausstellung die unaufgeworfene Frage, [w]ie [...] es [kam], dass so viele RAF-Mitglieder sich einerseits als Nazi-Opfer fühlten, anderseits selbst oft auf Judenhatz gingen.“)) und eine „falsche[n] Auffassung über das Helfen“. Identifizierung erfolgt durch den gemeinsamen Waisenstatus und die Unfähigkeit zu trauern. Allerdings wird die als gescheitert erlebte Erfahrung, das Einzelschicksal den gesellschaftlichen Missständen unterzuordnen, in ihr Gegenteil, den Vorzug der „Verarbeitung [...] persönliche[r] Probleme“, verkehrt ((Im Grunde herrscht demnach Übereinstimmung zwischen Schwarzer und Röhl, was die Bevorzugung des Privaten vor dem Politischen anbelangt.)). Gegen die Macht des öffentlichen Mythos wird der private aufgefahren: „Eines Tages wollte ich sie heimholen in ihr Privatleben zu ihrer Familie“.
B. Röhl hat im Gefühl, dass ihre Mutter Selbstmord beging. Zwar erwähnt sie in diesem frühen Artikel noch staatliche Überreaktionen, geht jedoch davon aus, dass „Kämpfe mit den anderen Gefangenen und mit sich selbst“, besonders das Konkurrenzverhältnis mit G. Ensslin, Meinhof in den Suizid getrieben hätten ((Die Auffassung, Meinhof sei „Gefangene der Gruppe“ gewesen, stammt von Renate Riemeck (vgl. Schwarzer). B. Röhl wähnt Ensslin für die Radikalisierung der RAF verantwortlich, wie sie es im Interview mit Westermann wiederum betont. Im Vergleich mit den Schauspielern Moritz Bleibtreu und Johanna Wokalek, die Baader und Ensslin in Der Baader Meinhof Komplex verkörpern, empfindet B. Röhl ersteren als humorloser und letztere als „hässlich und verkrampft“ (Interview mit Seegers).)).
Um dem Befangenheitsvorbehalt zu entgehen, dem sie erstmals gelegentlich des Fischer- Skandals ausgesetzt ist (vgl. Hohl), muss B. Röhl ihren Status „als prominentes Opfer des linken Terrorismus“ ((Zwar nimmt B. Röhl durch ihre vordergründige Solidarität mit den Opfern (siehe Fußnote 36) im Interview mit C. Ponto über Der Baader Meinhof Komplex, sowie im Anprangern der Ignoranz der Opfergeschichten in diesem Film, der RAF-Ausstellung und der Debatten um das Gnadengesuch von Klar selbst die übliche verallgemeinernde Unterscheidung zwischen Opfer- und Täterkindern vor. Doch lässt sie es sich im Fall der Missbrauchsdebatte von Schlüter und Thieme (B) wiederum gefallen, als zweifaches „Opfer“ (das der Eltern und das der Medien) bezeichnet zu werden.)) (ebd.) leugnen, obwohl er Voraussetzung für ihren Erfolg und Antrieb für ihr Schaffen ist. Bei ihrer Buchpräsentation gibt B. Röhl an, „nicht als Tochter gesehen werden“ (Broder) zu wollen. Sie widerspricht Bertram Eisenhauer, dass man aus „dieser Position [...] kaum heraus[kommt]“, indem sie auf ihr Erwachsensein und darauf pocht, dass jeder gleichermaßen von seinen Eltern „geprägt“ würde, sie im Gegensatz zu anderen jedoch „nie einen Anlass [zu der Vermutung] gegeben habe“, an diesen „zerbrochen“ zu sein. Im hiesigen Interview wählt sie als Beispiel für diese anderen Drogenabhängige, in dem mit Seegers pocht sie auf den Unterschied zwischen den Kindern des Nobelpreisträgers Thomas Mann und sich als Kind einer Terroristin, während Broder das „Päckchen“, das „Promi“- Kinder mit sich tragen, ob sie denn Dutschke, Mann oder Röhl hießen, als komparabel auffasst.
In der Antwort auf Theo Westermanns Frage nach der „Lufthoheit in Sachen RAF- Geschichte“, designiert B. Röhl nicht nur ihre Feinde, sondern schiebt auch den Voreingenommenheitsvorwurf an sie ab:
„Die Deutungshoheit hat eigentlich eine vergleichsweise kleine, völlig inhomogene und nicht abgesprochen arbeitende Gruppe von Multiplikatoren. Es sind vor allem die sogenannten Renegaten der Bewegung, also ehemalige K- Gruppenmitglieder oder RAF-Sympathisanten oder in dem Gewaltgeschehen des roten Jahrzehnts sonst engagierte Leute und auch ehemalige Führungskader der 68er-Bewegung, die damals die Menschheit in ihrem ideologischen Wahn belehren wollten, und heute die Menschheit wieder belehren, und die sich leider nicht als hoch befangene Zeitzeugen präsentieren, sondern als objektive Historiker. So sind viele Bücher und Veröffentlichungen von biographischen Verstrickungen beherrscht mit der durchaus verständlichen Folge, dass die schlimmsten historischen Irrungen und Wirrungen wie historisch nie geschehen behandelt werden. Da gibt es viel Geschichtsklitterung“.
Abgesehen davon, dass viele der „Renegaten“ der einstigen Renegation erneut abtrünnig geworden sind (siehe Fußnote 21), verschafft es der Tochter eines RAF-Mitglieds nicht mehr Anspruch auf Objektivität, wenn sie diese den ehemaligen RAF-Mitgliedern und - Sympathisanten abspricht ((Wenngleich B. Röhl Klar zunächst „instrumentalisiert“ (Interview mit Westermann) und dem „Druck der Medien ausgesetzt“ (ebd.) sieht, fordert sie im Hinblick auf seine Entlassung im Namen der Opferangehörigen seinen „Verzicht auf Medienöffentlichkeit“ (Interview mit Volkery). Der Hauptvorwurf gegenüber Ditfurth, den Machern von Der Baader Meinhof Komplex und den Kuratoren der RAF-Ausstellung betrifft die Kolportierung des wie auch immer gearteten RAF-Mythos (vgl. Westermann, Eisenhauer, Seegers, Thieme (A), B. Röhl 2005A und 2008A). Einerseits verlangt sie Transparenz über die Bezahlung von sog. Ex-Terroristen als Berater, andererseits echauffiert sie sich darüber, dass die „geistige ‚Meinhof-Tochter’“ (Interview mit Eisenhauer) Ditfurth aus ihrem Buch zitiere (Interview mit Westermann) und Aust und K. R. Röhl es nicht angäben, wenn sie von ihr erhaltene Informationen verwendeten (Interview mit Thieme [A]).)). Anstatt das Wissen um die „biographische[n] Verstrickung“ anderer dazu zu nutzen, ihnen das Wort zu verbieten, könnte es zur Erkenntnis der eigenen Befangenheit und damit zur Akzeptanz von Wahrheiten neben der eigenen führen. In Hinblick auf die traditionelle Historiografie mag es idealistisch erscheinen, dass die Vergangenheit genauso wie die Gegenwart eine Vielfalt von Betrachtungsweisen bereithält. Aber auch aktuell erweist sich B. Röhls offen ausgetragener Machtkampf um die „Deutungshoheit“ mehr noch als gute politische Strategie, als Förderung der eigenen Karriere. So sehr sie ihren Gegenspielern den ab und zu bezüglich der RAF wieder auflebenden „Duktus alter Aufpeitschereien wie sie in den Medien damals in den siebziger Jahren üblich waren“ (Interview mit Westermann) und das Schema „RAF sells“ (B. Röhl 2005A) zu Lasten legt ((Als Begründung dafür, dass sie der RAF-Ausstellung auch die Befürwortung einiger Politiker und die wenigen Berliner Gelder missgönnt, belässt B. Röhl es nicht bei den moralischen Aufrechnungen, dass ohne Konzeptvorlage keine finanzielle Unterstützung erfolgen dürfe und dass „menschheitsrelevantere Themen“ (2005A) ohne Förderung verblieben. Vielmehr mutmaßt sie hinter der Nichtveröffentlichung des Konzeptes eine Werbestrategie. „[Ö]ffentliche[n] Subventionsgelder[n]“ (B. Röhl 2008A) sieht sie auch an Edels „marktwirksam[en]“ (ebd.) „Propagandafilm dieser Generation“ (ebd.) vergeudet. Besonders Aust habe sich an diesem Thema „dumm und dusselig verdient“ (ebd.) und durch dieses „Medienmacht [...] erlangt“ (ebd.).)), so sehr verdankt sie ihre eigene Bekanntheit und ihren eigenen Erfolg Skandalen und der Tochterrolle, die intimes Wissen über ihre Eltern und damit die Befriedigung voyeuristischer Interessen verspricht.
Im Gegensatz zu F. Ensslin scheint B. Röhl Kunst als im Sinne der „Deutungshoheit“ politisch aufzufassen. Sie führt die Zusammenfassung der Ereignisse von 1977 im Begriff „Deutscher Herbst“ auf „Werner Rainer Fassbender[s] [sic!]“ (Interview mit Westermann) Film Deutschland im Herbst zurück ((Den Einfluss der Kunst auf die Geschichtsschreibung könnte ebenso der italienische Terminus „anni di piombo“ belegen, der die dortige Hochphase des sog. linken Terrorismus bezeichnet und der Übersetzung des Filmtitels Die bleierne Zeit entstammt. B. Röhls Kritik richtet sich weniger gegen Fassbinders „filmisch wenig gekonnt[es]“ (ebd.) Werk, als gegen dessen berühmten Titel, der „den Holocaust ziemlich grob relativierend“ (Interview mit Westermann) und historisch bewiesen fälschlicherweise einen Winter, sprich einen „neue[n] Faschismus“ (ebd.) prophezeie. Den Begriff „Deutscher Herbst“ konnotiert sie dagegen positiv, weswegen sie ihn lieber auf andere historisch relevante Ereignisse (sie nennt Reformation und Wiedervereinigung) angewandt wüsste.)). Das Thalia-Theater veranlasst sie mit einer Anklagedrohung, die Stellen aus Ulrike Maria Stuart zu streichen, an denen sie ihre Persönlichkeitsrechte verletzt sieht. An Edels Der Baader Meinhof Komplex stört sie insbesondere, dass „mir [...] die eigene Biografie fehlinterpretiert wird“ (Interview mit Seegers). Als Interviewerin von C. Ponto zeigt sie sich darüber erstaunt, dass diese eine Klage gegen die Verfälschung des Todes ihres Vaters in der filmischen Darstellung nicht in Erwägung zieht. Dagegen ist F. Ensslin gezwungen, sich gegen die v. a. in Siemons Rezension erscheinende Vermutung zur Wehr zu setzen, dass sein Name der RAF-Ausstellung Authentizität verleihen solle und einzig seine Qualifikation zum Kurator begründe. Die Exposition widme sich nicht der RAF, sondern Kunst über die RAF und deren Zusammenstellung sei in Team-Arbeit entstanden. Die „Hautnähe“ zur RAF habe nur in seiner frühsten Kindheit bestanden, während Philosophie, Politik und Kunst einen kontinuierlicheren Hintergrund bildeten. In den Interviews, die er anlässlich der Ausstellung gibt, betrifft die einzige Angabe zu seiner Herkunft trotz seines Einstehens für die Freiheit der Kunst einen Film. Die tragische Darstellung seiner Kindheit aus der Perspektive seiner Tante Christiane Ensslin in Margarethe von Trottas Die bleierne Zeit (1981) korrigiert er anhand eines Ereignisses: Seine Brandnarben rührten nicht von einem Attentat, sondern von einem Unfall.
Auch B. Röhls Nebenformulierungen ähneln denen ihrer eigenen Rezensenten. So kritisiert sie die „willkürlich[e]“ (2005A) Auswahl der die RAF-Ausstellung begleitenden Medieninformationen, und, dass die Kunst über die RAF „wenig Neues“ (ebd.) schaffe, sondern vielmehr das mediale Bild der RAF tradiere. Hanno Rauterberg bemängelt ebenso die „erschlagen[de] Fülle“ der von den Kuratoren erstellten sog. medialen Zeitleiste. Allerdings gesteht er ihr die Botschaft zu, „[d]ass die Medien [...] überfordern“, anstatt aufzuklären. Den „[d]etailbesessen[en]“ (B. Röhl 2008A) „kalte[n] Film“ (Interview mit Seegers) Der Baader- Meinhof-Komplex ordnet sie als „technisch bei Steven Spielbergsfilm ‚München’ abgekupfert“ (B. Röhl 2008A) ein. Austs Unreflektiertheit und Distanzlosigkeit erklärt sie dadurch, dass er „im Mythos abgesoffen“ (ebd.) sei. Anhand der an sich müßigen Frage nach der Originalität lässt sich auch aufzeigen, dass B. Röhls Ablehnung von jeglicher Ideologie (vgl. das Interview mit Eisenhauer) real in der Umkehrung des Weltbilds ihrer Mutter besteht. Im Interview mit Kramer-Santel teilt sie Schwarzers Ansicht, dass Meinhof „Nonkonformistin unter Nonkonformisten“ war und deren „Texte ausnahmslos die klassischen Themen der Linken abhaken“. Den „linke[n] Mainstream“ (Interview mit Kramer-Santel) ihrer Mutter bekämpft die Tochter jedoch „schlicht [mit] der [heute] herrschenden Meinung“ (Chotjewitz 2006B).
Auf persönlicher Ebene kann man es als Ausweitung der Suche nach Schuldigen am Tod der Mutter werten, dass B. Röhl die RAF inzwischen als „Speerspitze von 68“ (Interview mit Seegers) einordnet. Was die eigene „Geschichtsklitterung“ betrifft, so hat B. Röhls fetischistische Beschäftigung mit der Elterngeneration nicht nur dazu beigetragen, dass „die RAF-Geschichte ausschließlich von ihrem Ende her [ge]sehen“ (A. Proll im Interview mit Winkler 2006B) wird, sondern auch der sog. linke Terrorismus mittlerweile unhinterfragt als Konsequenz der 68er-Bewegungen gilt. Verstärkt wird diese auch in Der Baader Meinhof Komplex ((In ihrer in der konkret vom Oktober 2008 zum Anlass von Der Baader Meinhof Komplex veröffentlichten Kritik parodiert Schiller die Kausalketten sowohl des Buchautors als auch des Regisseurs und Produzenten, indem sie B. Röhls „[Schreib]versuch[e]“ als Spätfolge der RAF hinstellt. Der Film kommt 2008 und nicht etwa 2007 in die Kinos, wenngleich er, zwar mit dem Tod von Benno Ohnesorg 1967 beginnend, die erste und zweite Generation der RAF zum Thema hat.)) aufzufindende Vermengung von der dichten Folge der Erinnerung an den dreißig Jahre zurückliegenden Deutschen Herbst und das vierzig Jahre vergangene 1968 in den Jahren 2007 und 2008.
Um das von Gremliza und Chotjewitz zu Genüge analysierte Politische an B. Röhls Handeln schließend in Erinnerung zu rufen, ist folgendes Zitat der Autoren von Das RAF-Phantom von der Zeit, in der die RAF, ob als Geheimdiensterfindung oder real, noch bestand, auf die ihrer historischen Einordnung zu übertragen: „Einfach durch die Tatsache, daß sich die mordende und schießende Gruppe mit dem Namen ‚Rote Armee Fraktion’ als links etikettiert, wird linkes Gedankengut in Mitleidenschaft gezogen“ (1997: 74).
Notes
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Pour citer cette ressource :
Katrin Raehse, "Ulrike Meinhof als naturbelassene Bikinischönheit": Das Medienspektakel um Bettina Röhls Buch So macht Kommunismus Spaß! Ulrike Meinhof, Klaus Rainer Röhl und die Akte Konkret, La Clé des Langues [en ligne], Lyon, ENS de LYON/DGESCO (ISSN 2107-7029), novembre 2010. Consulté le 30/12/2024. URL: https://cle.ens-lyon.fr/allemand/civilisation/ulrike-meinhof-als-naturbelassene-bikinischonheit-das-medienspektakel-um-bettina-rohls-buch-so-macht-kommunismus-spa-ulrike-mein