29. April 2021 - Laschet «versus» Söder : Bruderkrieg in der Union
Kanzlerkandidat: Armin Laschet will an die Spitze
Christoph Strack (Deutsche Welle, 20/04/2021)
Armin Laschet soll auf Angela Merkel folgen - nicht Markus Söder. Nach dem Rückzug des CSU-Vorsitzenden geht der CDU-Chef bei der Bundestagswahl im Herbst als Kanzlerkandidat der Unionsparteien ins Rennen.
Seit Mitte Januar führt der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet die CDU. Nun soll der 60-Jährige bei der Bundestagswahl Ende September für das Unionslager auch das Kanzleramt erobern. Dafür sprach sich nach einem bislang zehn Tage andauernden Machtkampf mit dem CSU-Vorsitzenden Markus Söder der Bundesvorstand der Christdemokraten mit einer Mehrheit von 77,5 Prozent aus.
Zehn Tage, die das System der Unionsparteien CDU und CSU erschütterten. Denn das Gegeneinander der zwei Vorsitzenden im Rennen um den Parteivorsitz war bislang nicht vorgesehen. Jeder Termin der beiden wurde zum Schaulaufen, jedes Zusammenkommen zum Showdown. Die Umfragewerte sprechen deutlich für Söder - und damit gegen Laschet. Noch Tage vor der Entscheidung brachte das RTL/ntv-Trendbarometer überdeutliche Zahlen: Demnach könnten sich 37 Prozent der Wählerinnen und Wähler vorstellen, bei einem Kanzlerkandidaten Söder die Union zu wählen. Mit Laschet statt Söder seien dies lediglich 13 Prozent der Befragten.
Und was machen nun die Söder-Fans?
Ferdinand Otto und Michael Schlieben (Zeit Online, 20/04/2021)
Armin Laschet hat sich in der K-Frage durchgesetzt, die CSU gratuliert. Zumindest für den Moment geben sich die vielen Söderianer in der Union diszipliniert.
Eine Spitze, mehr ein ganzes Bündel an Spitzen Richtung Berlin kann sich Markus Söder auch jetzt nicht verkneifen. Am Mittag gratuliert er dem CDU-Chef: "Die Würfel sind gefallen, Armin Laschet wird Kanzlerkandidat der Union." Fast unterwürfig bietet der CSU-Chef seinem Kontrahenten dann sogar noch seine Unterstützung an.
Aber dass dies eine Niederlage für die Bayern sein könnte? I wo. Für sein "Angebot", für die Union in den Wahlkampf zu ziehen, habe er "gerade bei den Jungen, bei den Modernen" in der CDU "unglaublich viel Zuspruch" bekommen, so Söder. In der Fraktion hätten sich viele "mutige Abgeordnete" gegen die Parteisolidarität und für ihn ausgesprochen. Und sein Generalsekretär Markus Blume schiebt noch nach: Söder sei der "Kandidat der Herzen".
Der Schatten-Kandidat
Roman Deininger und Wolfgang Krach (Süddeutsche Zeitung, 23/04/2021)
Der CSU-Chef hält sich für "etwas progressiver" als den CDU-Vorsitzenden Laschet. Im SZ-Interview fordert er, dieser müsse bei der Wahl "deutlich über 30 Prozent" holen.
CSU-Chef Markus Söder hat sich deutlich von Unionskanzlerkandidat Armin Laschet abgesetzt. Ihn habe "die Begründung der Kandidatur" Laschets "nicht überzeugt", sagte Söder in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Zwar gebe es nach der Entscheidung der CDU-Spitze für Laschet als Kanzlerkandidaten "keinen persönlichen Bruch zwischen uns". Er und Laschet hätten jedoch "ein unterschiedliches Verständnis von Demokratie und Programm". Mit dem Votum des CDU-Bundesvorstandes für Laschet habe die CDU "auch die Verantwortung für das Verfahren und das Ergebnis" übernommen.
Markus Söder warnt Armin Laschet vor einer "Politik 'Helmut Kohl 2.0'"
Zeit Online, AFP, fo (Zeit Online, 23/04/2021)
Kurz nach dessen Kür hatte der CSU-Chef seinem CDU-Kontrahenten Unterstützung versprochen. Jetzt geht er wieder deutlich auf Distanz und lobt die Kandidatin der Grünen.
Zwar steht Armin Laschet als gemeinsamer Kanzlerkandidat der Union fest. Doch CSU-Chef Markus Söder geht weiter auf deutliche Distanz zum CDU-Chef. Ihn habe "die Begründung der Kandidatur" Laschets "nicht überzeugt", sagte Söder in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.
Laschet hatte sich nach langem Ringen um die Kanzlerkandidatur Anfang der Woche gegen Söder durchgesetzt. Dieser sagte nun mit Blick auf den CDU-Chef, es gebe "keinen persönlichen Bruch zwischen uns". Er und Laschet hätten jedoch "ein unterschiedliches Verständnis von Demokratie und Programm". Mit dem Votum des CDU-Bundesvorstandes für Laschet habe die CDU nun "auch die Verantwortung für das Verfahren und das Ergebnis" übernommen.
Söder stichelt weiter gegen Laschet
AFP, frez. (FAZ, 23/04/2021)
Die Begründung für Laschets Kanzlerkandidatur habe ihn „nicht überzeugt“, sagt der CSU-Chef. Er selbst sei progressiver als der Unionsvorsitzende. Die Grünen bezeichnet Söder als den „spannenderen“ Koalitionspartner für die Union.
CSU-Chef Markus Söder geht weiter auf deutliche Distanz zum Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet. Ihn habe „die Begründung der Kandidatur“ Laschets „nicht überzeugt“, sagte Söder der „Süddeutschen Zeitung“. Zugleich äußerte er Respekt für die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock.
Laschet hatte sich nach langem Ringen um die Kanzlerkandidatur Anfang der Woche gegen Söder durchgesetzt. Dieser sagte nun mit Blick auf den CDU-Chef, es gebe „keinen persönlichen Bruch zwischen uns“. Er und Laschet hätten jedoch „ein unterschiedliches Verständnis von Demokratie und Programm“. Mit dem Votum des CDU-Bundesvorstandes für Laschet habe die CDU nun „auch die Verantwortung für das Verfahren und das Ergebnis“ übernommen.