10. April 2021 - Prinz Philip im Alter von 99 Jahren gestorben
Prinz Philip im Alter von 99 Jahren gestorben
Volker Wagener, Stephanie Höppner (Deutsche Welle, 09/04/2021)
Als eines der größten Mitglieder der britischen Königsfamilie war Prinz Philip kaum zu übersehen - als Gatte von Königin Elizabeth II. musste er sich jedoch oft zurücknehmen. Ein Rückblick auf sein bewegtes Leben.
Er wirkte schon immer wie aus der Zeit gefallen, manchmal fiel er auch aus dem Protokoll. Der deutsche Philip am Hofe der Windsors - offiziell der Duke of Edinburgh - hat die britischen Royals jahrzehntelang "politisch unkorrekt" begleitet. Was für die einen Anlass zur Kritik bot, war für andere wohltuend.
"The Hun", der Hunne, hatte ihn Queen Mum, seine Schwiegermutter, anfangs immer mal wieder tituliert - nicht nur zum Scherz. Die Heirat 1947 des deutschstämmigen Philip mit Elizabeth, der späteren Königin, galt zwei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs als äußerst heikel für das britische Königshaus.
"Meine Stärke und Stütze"
Johannes Leithäuser (FAZ, 09/04/2021)
Am Freitagmorgen ist Prinz Philip im Alter von 99 Jahren gestorben. Mit Elisabeth II. trauert das Vereinigte Königreich um den Mann der Königin. Was soll aus dieser Monarchie nur ohne ihn werden? Ein Nachruf.
Nicht nur Trinity House, die gemeinnützige Gesellschaft, die alle Leuchttürme an den englischen Küsten betreibt, hat ihren einstigen „Master“ verloren – es war einer von zeitweise Hunderten Ehrenvorsitzen, den Prinz Philip innehatte. Seine Tochter, Prinzessin Anne, hatte ihn 2011 beerbt, der Herzog von Edinburgh fungierte seither nur noch als einer der Altbrüder („Elder Brethren“) der Leuchtfeuerverwaltung, so wie es einst auch Sir Winston Churchill ehrenhalber tat.
Nein, ganz Großbritannien fehlt mit dem Tod des zuletzt eher zurückgezogen lebenden Prinzgemahls nun ein Orientierungspunkt. Sieben Jahrzehnte lang ist Philip den Untertanen des Vereinigten Königreichs vertraut gewesen. Häufig hat er die spontanere, unkonventionellere, ja mitunter modernere Seite der Monarchie verkörpert. Er hat die zivile und fehlbare Hälfte des königlichen Paars vorgestellt, war nie komplett umgeben von royaler Aura. Zu Beginn seiner Verbindung mit der Königin empfand er das sicher als Fluch, später jedoch kam es ihm manchmal zupass.
Eine Ära neigt sich dem Ende zu
Bettina Schulz (Zeit online, 09/04/2021)
Als Ehemann half Prinz Philip der Queen dabei, ihre Rolle zu erfüllen. Das fiel ihm nicht immer leicht. Mit seinem Tod nähert sich die britische Krone einer neuen Zeit.
Prinz Philip, der Duke of Edinburgh, ist tot. Der langjährige Prinzgemahl von Königin Elisabeth II. starb an diesem Freitag im Alter von 99 Jahren. Mit dem Tod von Philip neigt sich die Regentschaft von Königin Elisabeth II. und ihrem Prinzgemahl langsam dem Ende zu. Elisabeth ist 94 Jahre alt und Zeitalter bemessen sich in der englischen Monarchie – anders als in profanen Republiken – nach der Regentschaft der Könige und Königinnen, die ihre Funktion ein Leben lang ausführen.
Fünfzehn Premierminister hat Elisabeth II. seit ihrer Krönung 1953 erlebt, darunter große Staatsmänner wie Winston Churchill und Politiker wie Boris Johnson, die gern wie Churchill gewesen wären. Lady Margaret soll ihrer Schwester einmal gesagt haben: "Wir alle, selbst die Premierminister, fallen wie die Eintagsfliegen – nur eine Person bleibt, muss immer weitermachen, darf nicht aufhören, und das bist du, die Königin."
Wie Prinz Philip einmal auf der Museumsinsel verschwand
Elisabeth Binder (der Tagesspiegel, 09/04/2021)
Er war geschätzt als amüsanter Gesprächspartner, sprach deutsch mit dem Regierenden Bürgermeister. Der Tagesspiegel erwähnte ihn zuerst 1947.
Für seine lockeren Sprüche war er berühmt: Wenn Prinz Philip an der Seite der Queen Berlin besuchte, schlugen ihm in Berlin, der Stadt mit der schnoddrigen Schnauze, Wogen der Sympathie entgegen. Als die Nachricht vom Tod des britischen Prinzgemahls am Freitag die Öffentlichkeit erreichte, gingen die Flaggen der Botschaft in der Wilhelmstraße und der Residenz im Grunewald auf Halbmast.
Auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller würdigte die Rolle des Verstorbenen für Berlin: „Er hat über die vielen Jahrzehnte in seiner Rolle als Gemahl der Königin auch das Herz vieler Berlinerinnen und Berliner erreicht, die am Wohlergehen des britischen Königshauses seit jeher Anteil nehmen.“
Prinz Philip ist tot: Sein Leben im Schatten der Krone
Katrin Pribyl (Augsburger Allgemeine, 09/04/2021)
Mit 99 Jahren ist Prinz Philip, der Mann an der Seite von Queen Elizabeth gestorben. Ein Nachruf über ein langes Leben, seine deutschen Wurzeln und seinen Humor.
Wahrscheinlich wäre ihm jetzt ein Witz eingefallen – ein makabrer gewiss, gut möglich auch ein politisch unkorrekter. Solche Sprüche hatte er am liebsten.
Wie würde Prinz Philip auf die stille Trauer reagieren, die sich nun urplötzlich über das Königreich gelegt hat? Dieser kantige, scharfsinnige Mann, der laut eigenen Worten „nach der Verfassung gar nicht existierte“? Wahrscheinlich würde er sogar auf seinen eigenen Tod mit seinem äußerst trockenen Humor antworten. Und das britische Volk würde in seiner Bestürzung milde lächeln, wie es das zumeist getan hat, wenn es um den Royal ging. Am 9. April 2021 ist Prinz Philip, Herzog von Edinburgh, Graf von Merioneth und Baron Greenwich, nun im Alter von 99 Jahren gestorben. Der Mann, der den überwältigenden Großteil seines Lebens einen Schritt hinter Königin Elizabeth II. verbrachte, die durch ihre gekrönte Stellung und zumeist farbenfrohe Kleiderwahl im Rampenlicht steht.