10. Juli 2020 - Aus für Maskenpflicht?
Händler gegen "Konsumkiller" Maske
Ein Beitrag von Sandra Röseler (taz, 06/07/2020)
Der Einzelhandel lobbyiert gegen die Maskenpflicht. Die Mund-Nasen-Bedeckung störe das Shoppingerlebnis und verhindere Spontankäufe.
BERLIN taz/dpa/rtr | Der deutsche Einzelhandel will die Maskenpflicht am liebsten so schnell wie möglich abgeschafft sehen. Vertreter der Branche begrüßen einen entsprechenden Vorstoß von Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe.
Der CDU-Politiker hatte am Wochenende eine Debatte um die Maskenpflicht im Handel angestoßen, als er ankündigte, diese in Mecklenburg-Vorpommern abschaffen und eine einheitliche Regelung für alle norddeutschen Bundesländer finden zu wollen. Noch lieber wäre ihm ein bundesweites Ende der Maskenpflicht im Handel, sagte Glawe. Als Grund für seinen Vorstoß hatte er angeführt, dass er die „Ungeduld des Handels“ sehr gut nachvollziehen könne.
Mehrere Bundesländer erwägen Abschaffung der Maskenpflicht im Handel
(Spiegel Online, 05/07/2020)
Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe will die Maskenpflicht im Einzelhandel lockern. Das Kabinett könnte schon Anfang August darüber entscheiden. Weitere Länder wollen die Option prüfen, einige lehnten ab.
Mehrere Bundesländer erwägen eine Abschaffung der Maskenpflicht im Handel. "Wenn das Infektionsgeschehen so gering bleibt, sehe ich keinen Grund, länger an der Maskenpflicht im Handel festzuhalten", hatte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) der "Welt am Sonntag" gesagt. Er gehe davon aus, dass das Kabinett in Schwerin am 4. August das Ende der Maskenpflicht im Einzelhandel beschließen werde.
Das falsche Geschenk
Ein Kommentar von Christian Vooren (Zeit, 06/07/2020)
Einige Bundesländer planen, die Maskenpflicht im Einzelhandel abzuschaffen. Der Reflex ist verständlich, wäre aber ein Fehler – und könnte nach hinten losgehen.
Erstaunlich, wie oft man das wiederholen muss: Die Pandemie ist nicht vorbei. Sie ist vielleicht unter Kontrolle, zumindest in Deutschland. Öffentliches Leben ist wieder weitgehend normal möglich. Aber das Virus ist immer noch da.
Es hat Spuren hinterlassen, medizinisch und ökonomisch: Mehr als elf Millionen Menschen haben sich weltweit damit infiziert, mehr als eine halbe Million Patienten sind daran gestorben. Unternehmen und Geschäften droht der Ruin oder sie sind bereits pleite. Menschen haben ihre Jobs verloren. Es ist also richtig, so viel wie möglich zu lockern, um gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben zu ermöglichen. Es ist jedoch falsch, das auf Kosten der Gesundheit zu tun. Die Idee einiger Landespolitiker, die Maskenpflicht im Einzelhandel aufzuheben, ist deshalb ein Fehler.
Ende der Maskenpflicht? Viel Gegenwind für Glawe
(NDR Info, 06/07/2020)
Der Vorschlag von Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) zur Abschaffung der Maskenpflicht beim Einkaufen ist auf viel Gegenwind gestoßen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zum Beispiel ist strikt dagegen. "Überall dort, wo im öffentlichen Leben der Mindestabstand nicht gewährleistet sein kann, sind Masken ein wichtiges und aus heutiger Sicht auch weiter unverzichtbares Mittel", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Dies sei nötig, "um die Infektionszahlen niedrig zu halten und, um unsere Mitmenschen und uns selbst zu schützen. Im Bus, in der U-Bahn oder im Einzelhandel solle es bei der Pflicht bleiben, Masken zu tragen. Das sei gerade jetzt in der Sommerferienzeit wichtig: "Auch Regionen, die womöglich jetzt sehr geringe Fallzahlen hatten, bekommen nun Zulauf aus anderen Teilen des Landes."
Maskenpflicht gilt bundesweit weiter
(FAZ, 06/07/2020)
Eine Aufhebung, wie sie Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister angeregt hatte, ist vorerst vom Tisch. Nur die AfD fordert sie weiterhin.
Im Kampf gegen die Corona-Krise wird die Maskenpflicht in Deutschland vorerst weiter gelten - auch im Einzelhandel. Das haben die 16 Gesundheitsminister der Länder am Montag vereinbart, wie die Deutsche Presse-Agentur nach einer Schaltkonferenz der Länderressortchefs mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) aus Teilnehmerkreisen erfuhr. Zur Begründung hieß es, es dürfe nicht der falsche Eindruck entstehen, die Pandemie sei vorbei. Zuvor hatte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einer Aufhebung der Maskenpflicht in Geschäften eine klare Absage erteilt - mit Unterstützung der Parteiführungen von CDU, CSU und SPD.