04. Dezember 2020 - Zum Tod von Ex-Präsidenten Frankreichs Valéry Giscard d'Estaing
Französischer Ex-Präsident Giscard d'Estaing ist tot
haz / bru (dpa, afp, rtr) (Deutsche Welle, 02/12/2020)
Valéry Giscard d'Estaing überlebte seine Nachfolger François Mitterrand und Jacques Chirac. Nun starb der frühere französische Staatspräsident und Europafreund hochbetagt im Alter von 94 Jahren.
Der frühere französische Staatschef Valéry Giscard d'Estaing (Artikelbild) ist tot. Der Zentrumspolitiker, der von 1974 bis 1981 im Élyséepalast amtiert hatte, starb im Alter von 94 Jahren. Der Altpräsident war erst Mitte des Monats nach einem fünftägigen Aufenthalt aus dem Krankenhaus im westfranzösischen Tours entlassen worden.
Im Duo mit Helmut Schmidt
Giscard d'Estaing war ein überzeugter Europäer und äußerte sich in der französischen Öffentlichkeit bis ins hohe Alter hinein zu EU-Fragen. In den 1970er Jahren bildete er mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) ein als vorbildhaft gepriesenes deutsch-französisches Duo.
Aristokrat und Modernisierer
Britta Sandberg (Spiegel Online, 03/12/2020)
Valéry Giscard d'Estaing modernisierte Frankreich und kämpfte sein Leben lang für ein einiges Europa. Nun ist er im Alter von 94 Jahren an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben.
Einer seiner letzten öffentlichen Auftritte galt einem anderen französischen Präsidenten: Im September vergangenen Jahres war Valéry Giscard d'Estaing einer der vielen prominenten Besucher des Trauergottesdienstes für den verstorbenen Jacques Chirac. In der Pariser Kirche Saint-Sulpice stand er in einer der ersten Reihen – kahlköpfig, wie er es schon seit Langem war und für 93 Jahre noch erstaunlich aufrecht. Chirac war Premierminister unter Giscard gewesen, die beiden Männer mochten sich nie wirklich, aber nun war er gekommen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen.
Ein europäischer Pragmatiker
Nakissa Salavati (SZ, 03/12/2020)
Als französischer Präsident führte Giscard d'Estaing Europa gemeinsam mit seinem Freund Helmut Schmidt zur Währungsunion - den Ruf des arroganten Adeligen wurde er aber nicht los. Später sah er sich Belästigungsvorwürfen ausgesetzt.
Es ist Abend geworden an dem Tag, an dem Frankreich einen neuen Staatschef wählt. Valéry Giscard d'Estaing sitzt in seiner Pariser Ministerwohnung, Kamerateams umlagern den konservativen Politiker. Keine Freunde, nicht einmal Ehefrau Anne-Aymone de Brantes sind anwesend. Alleine verfolgt er seinen Sieg über den Sozialisten François Mitterrand. Es ist der 19. Mai 1974. Sieben Jahre später wird Giscard den mächtigen Posten an Mitterrand verlieren. Mit der Haltung eines Beleidigten wird er dann dem französischen Volk vor laufenden Kameras den Rücken kehren und wortlos den Raum verlassen.
Beginn und Ende von Valéry Giscard d'Estaings Präsidentschaft stehen beispielhaft für den Aristokraten. Viele Franzosen hielten ihn für abgehoben und volksfern, in einer Art Hassliebe gaben sie ihm den Spitznamen VGE.
Der Präsident der verpassten liberalen Wende in Frankreich: Valéry Giscard d'Estaing ist tot
Rudolf Balmer (Neue Zürcher Zeitung, 03/12/2020)
Er war nach der De-Gaulle-Ära und dem Mai 68 als Modernisierer Frankreichs angetreten. Doch seine liberalen Zielsetzungen stiessen auf hartnäckigen Widerstand. Letztlich blieb Valéry Giscard d’Estaing bis zu seinem Tod unverstanden – und trotz seinen Bemühungen um Volksnähe unpopulär.
Er war der Letzte noch Lebende der drei französischen Staatsmänner, die am Ende des 20. Jahrhunderts die Politik Frankreichs bestimmten. Nun ist nach dem Sozialisten François Mitterrand und dem Gaullisten Jacques Chirac auch Valéry Giscard d’Estaing im Alter von 94 Jahren gestorben. Der Élysée Palast in Paris gab den Tod des Ex-Präsidenten bekannt. Giscard d'Estaing war erst Mitte November nach einem fünftägigen Aufenthalt aus dem Spital im westfranzösischen Tours entlassen worden. Der Altpräsident sei am Mittwoch in seinem Haus im zentralfranzösischen Département Loir-et-Cher an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben, hiess es in einer Erklärung.
Früherer französischer Präsident Valéry Giscard d'Estaing gestorben
chrs. / AFP / dpa (FAZ, 02/12/2020)
Der Zentrumspolitiker amtierte von 1974 bis 1981 im Élysée-Palast. Zu seinem Lebenswerk gehören die Einigung Europas und die deutsch-französische Freundschaft. Er starb im Alter von 94 Jahren an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung.
Der frühere französische Präsident Valéry Giscard d'Estaing ist tot. Er starb am Mittwochabend im Alter von 94 Jahren „umgeben von seiner Familie" auf seinem Anwesen in der Gemeinde Authon, wie sein Umfeld der Nachrichtenagentur AFP mitteilte. Sein Tod steht nach Angaben der Familie mit einer Covid-19-Erkrankung in Zusammenhang.
Der ehemalige Staatschef war in den vergangenen Monaten mehrfach wegen Herzproblemen ins Krankenhaus eingeliefert worden. „Sein Gesundheitszustand hatte sich verschlechtert und er starb an den Folgen von Covid-19“, teilte die Familie in einer Erklärung mit. „Seinem Wunsch entsprechend wird seine Beerdigung im engsten Familienkreis stattfinden.“ Frankreichs amtierender Präsident Emmanuel Macron würdigte Giscard d'Estaing in der Nacht auf Donnerstag als „Diener des Staates“ und „Politiker des Fortschritts und der Freiheit“. Er habe „Frankreich verändert“ und seine Vorgaben würden „noch immer unsere Schritte leiten“, hieß es in einer Kondolenzbotschaft aus dem Elysée-Palast.