14. Dezember 2019 - Mord im Kleinen Tiergarten belastet die deutsch-russischen Beziehungen
Mutmaßlicher Täter womöglich in Gefahr
tobm./dpa (FAZ, 06/12/2019)
Im Fall des Tiergarten-Mordes sorgen sich BND und LKA offenbar um die Sicherheit des mutmaßlichen Täters. Zu seinem Schutz wird er laut Medienberichten in eine andere Haftanstalt verlegt.
Nach dem mutmaßlichen Auftragsmord an einem Georgier in Berlin gibt es einem Medienbericht zufolge Befürchtungen, dass der inhaftierte Verdächtige in Gefahr sein könnte. Der Bundesnachrichtendienst soll nach Informationen des ARD einen entsprechenden Hinweis bekommen haben. So sei damit zu rechnen, dass der mutmaßliche Mörder in der Haft gezielt getötet werden könnte, hieß es in dem Bericht vom Freitag – „und zwar auf Betreiben von derjenigen staatlichen Stelle in Russland, die ihn als Killer beauftragt haben soll“. Der 49-Jährige sei deshalb in eine andere Haftanstalt verlegt worden.
Auch die „Berliner Morgenpost“ berichtete von einer Verlegung des Untersuchungshäftlings. Demnach sei das Landeskriminalamt in einer Sicherheitsanalyse zu dem Schluss gekommen, dass der Verdächtige in Gefahr schwebe. In der Folge soll er von der Haftanstalt Moabit nach Tegel verlegt worden sein. Die Tageszeitung beruft sich auf eine „mit dem Fall vertraute Person“.
Bundesregierung weist Behauptung Putins über ermordeten Georgier zurück
mes/mgb/Reuters (Spiegel Online, 11/12/2019)
Wladimir Putin gab an, dass Russland seit Jahren die Auslieferung von Zelimkhan Khangoshvili gefordert habe, der in Berlin ermordet wurde. Die Bundesregierung weist den Vorwurf nun deutlich zurück.
Die Bundesregierung hat Vorwürfe des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Zusammenhang mit den Ermittlungen zum Mord im Kleinen Tiergarten deutlich zurückgewiesen. Ein Sprecher des Justizministeriums sagte, der Regierung sei "kein Auslieferungsersuchen der russischen Seite bekannt".
Putin hatte beim Ukrainegipfel in Paris Anfang der Woche behauptet, Russland habe seit Jahren die Auslieferung des späteren Mordopfers Zelimkhan Khangoshvili gefordert, da man diesen wegen der Beteiligung an Terroranschlägen in Moskau vor Gericht habe stellen wollen. Deutsche Ermittler zeigten sich von dem Vorwurf verblüfft, bisher jedenfalls war von solchen Versuchen Moskaus nichts bekannt.
"Tiergarten-Mord": Russische Retourkutsche
Marcel Fürstenau (Deutsche Welle, 12/12/2019)
Zwei deutsche Diplomaten müssen Moskau verlassen. Damit reagiert Russland auf den Rauswurf von Botschaftsmitarbeitern aus Berlin. Die nächste Eskalation ist wohl nur eine Frage der Zeit.
"Wie Du mir, so ich Dir" – getreu dieser Redensart hat Russland am Donnerstag zwei Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in Moskau zu "personae non gratae" erklärt, zu unerwünschten Personen also. Sie müssen nun ihre Koffer packen und früher als geplant die Heimreise nach Deutschland antreten. Von dort waren am 4. Dezember zwei russische Botschaftsangehörige in die entgegengesetzte Richtung ausgewiesen worden. Beide Maßnahmen stehen im Zusammenhang mit einem unaufgeklärten Mord, der am 23. August in einem Berliner Park verübt wurde.
Für zunehmende diplomatische Verwicklungen sorgt das Verbrechen, weil der Generalbundesanwalt inzwischen davon ausgeht, dass es sich um ein Gewaltverbrechen im staatlichen Auftrag Russlands handelt. Dafür gebe es "zureichende tatsächliche Anhaltspunkte". Die basieren dem Anschein nach auf Erkenntnissen über das Mordopfer einerseits und den kurz nach der Tat in Berlin festgenommenen mutmaßlichen Täter andererseits.
Neue Hinweise von Geheimdiensten
Florian Flade, Georg Mascolo und Ronen Steinke (Süddeutsche Zeitung, 12/12/2019)
Mitten im Kleinen Tiergarten in Berlin wurde im August ein georgischer Tschetschene regelrecht hingerichtet.
Der mutmaßliche Mörder wurde schnell gefasst - doch seine Identität ist noch unklar.
Die deutschen Geheimdienste gehen nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR nun einem Hinweis eines ausländischen Dienstes auf den wahren Namen des Mannes nach.
Klar ist auch, dass es Hintermänner geben muss. Steckt der Kreml dahinter?
Warum wurde der Tschetschene Zelimkhan Khangoshvili mit zwei Schüssen aus einer Pistole mit Schalldämpfer, Typ Glock 26, regelrecht hingerichtet? Manchmal scheint es, als bestünde die Suche nach den Gründen aus zwei völlig getrennten Ermittlungen: In der einen geht es schnell voran, in der anderen ganz langsam.
Die erste betrifft die Frage des Mörders: Ziemlich klar dürfte sein, dass man den Schuldigen gefasst hat, auf frischer Tat sogar. Es ist ein kräftiger Mann, Glatze, 1,76 Meter groß, fast 90 Kilo schwer, mit auffälligen Tätowierungen: Eine Schlange, eine Krone und eine Raubkatze prangen auf seinen Armen.