2. Februar 2017 - Sigmar Gabriels erste Reise nach Washington
"Haben nichts zu verbergen - nur etwas anzubieten"
Torsten Riecke (Handelsblatt)
02. Februar 2017
Sigmar Gabriel steht bei seinem Antrittsbesuch in den USA vor einer schweren Aufgabe: Er muss mit dem ebenfalls frisch gekürten US-Chefdiplomaten Tillerson einen Neubeginn der deutsch-amerikanischen Beziehungen ausloten.
Washington. So viel Neuanfang war selten. Da reist der deutscher Außenminister, der gerade mal eine knappe Woche im Amt ist, eilig über den großen Teich, um seinen amerikanischen Amtskollegen kennenzulernen, der gerade mal einen Tag im State Department am „Foggy Bottom“ in Washington sitzt. Und worüber reden Sigmar Gabriel und Rex Tillerson? Über einen Neubeginn der deutsch-amerikanischen Beziehungen.
So würden das die beiden Chefdiplomaten ihrer Länder natürlich nicht beschreiben. Bei den Gesprächen in Washington war dagegen viel von Freundschaft und transatlantischer Zusammenarbeit die Rede, die es jetzt, nach dem Regierungswechsel in den USA, fortzusetzen gelte.
Bei Gabriel klang das dann so: „Es gibt großes Interesse auf beiden Seiten an der Erhaltung und dem Ausbau der transatlantischen Beziehungen.“ Das sei gerade in unsicheren Zeiten wie diesen wichtig. Die schönen Worte können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Amerika und Deutschland nach dem politischen Weltbeben namens Donald Trump fast von vorne anfangen müssen.
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Gabriel in Washington: Kleine Gesten, große Baustellen
Stefan Braun (Süddeutsche Zeitung)
03. Februar 2017
Der neue deutsche Außenminister wird in Washington sehr verhalten empfangen, die Stimmung ist angespannt. Die Deutschen wissen noch immer nicht, woran sie bei der Trump-Regierung sind.
Wenigstens das Papier bleibt standhaft und lässt sich nicht per Dekret vom Tisch fegen. Selbst Donald Trump könnte gegen dieses Dokument wenig ausrichten. Es ist eingerahmt und dort zu Hause, wo es wertgeschätzt wird: in der berühmten Library of Congress. Diese ist nicht nur eine der größten Bibliotheken weltweit, sondern so etwas wie das größte Gedächtnis der Vereinigten Staaten. Und das Papier, aus dem Sigmar Gabriel gleich vorlesen wird, ist die amerikanische Unabhängigkeitserklärung.
"Wir sind die New Kids on the Block "
Oliver Georgi (FAZ)
03. Februar 2017
Auf seiner ersten Reise nach Amerika ist Außenminister Gabriel bemüht, das Eis gegenüber der neuen Trump-Regierung zu brechen. Das versucht er mit einer Nachhilfestunde in amerikanischen Werten.
Sigmar Gabriel ist gerade mal zwei Stunden in Washington, da rührt er schon an die Grundfesten der amerikanischen Demokratie – und das im Wortsinn. Gerade hat er zum Auftakt seiner Reise im Kongress die Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des Senats getroffen, es ging um die Nato, den Freihandel, um Amerikas Richtung unter Trump. Ein Vorgeschmack auf die Gespräche mit Außenminister Rex Tillerson und Vizepräsident Mike Pence am Nachmittag. Doch der wichtigste Termin des Tages, zumindest, was die Symbolik angeht, findet nicht im Kongress statt, sondern gegenüber in der Kongressbibliothek.
Also eilt Gabriel mit seiner Delegation hinüber, in einen Raum, in dem hinter Glas eine deutsche Übersetzung der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung aus dem Jahr 1789 ausgestellt ist. Gabriel liest den Anfang laut vor, er hat sich das lange überlegt: „Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen worden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden, worunter sind Leben, Freiheit und das Bestreben nach Glückseligkeit.“ Gabriel macht eine Pause, dann schiebt er hinterher: „Gerade in diesen Tagen ist es wichtig, an die universelle Gültigkeit dieser Werte zu erinnern. Die Amerikaner sollten sich an sie erinnern.“
Berlin -
Für den gerade erst ernannten Baustaatssekretär der Linken, Andrej Holm, wird es eng. Sein überraschendes Geständnis vom Mittwoch, bei seinem Lebenslauf für eine Anstellung an der Berliner Humboldt-Universität (HU) falsche Angaben zu seiner Stasi-Zeit gemacht zu haben, sorgt für Irritationen in der rot-rot-grünen Koalition, insbesondere in der SPD. „Es gibt Aufruhr in der Partei“, sagte ein gut vernetzter Sozialdemokrat der Berliner Zeitung. „Viele finden: Der Mann ist nicht mehr zu halten.“ Auch renommierte DDR-Historiker wie Ilko-Saschea Kowalczuk und Jens Gieseke werfen Holm vor, die Unwahrheit gesagt zu haben.
Der 46-jährige Soziologe und Stadtforscher Holm hatte der HU verschwiegen, dass er von September 1989 bis Januar 1990 hauptamtlicher Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit war. Stattdessen hatte er in einem Fragebogen nur seine militärische Grundausbildung beim Stasi-Wachregiment „Feliks Dzierzynski“ angegeben. Ihm sei jetzt erst durch Einblick in seine Kaderakte klar geworden, dass er hauptamtlich als Offiziersschüler beim Ministerium für Staatssicherheit (MfS) beschäftigt gewesen sei, erklärte Holm. Seinen Lebenslauf habe er korrigiert nachgereicht. Die HU prüft derzeit rechtliche Konsequenzen. Auch der Senat hat, wie bei jedem neuen Staatssekretär, eine Regelanfrage bei der Stasi-Unterlagen-Behörde gestartet.
– Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/25302198 ©2016
Alexander Van der Bellen konnte den Vorsprung auf Norbert Hofer bei höherer Wahlbeteiligung ausbauen, er steht als Bundespräsident fest. Die FPÖ bekräftigt, auf eine Anfechtung zu verzichten - derstandard.at/2000048771312/Van-der-Bellens-Wahlsieg-fiel-deutlicher-aus-als-erwartetAlexander Van der Bellen konnte den Vorsprung auf Norbert Hofer bei höherer Wahlbeteiligung ausbauen, er steht als Bundespräsident fest. Die FPÖ bekräftigt, auf eine Anfechtung zu verzichten - derstandard.at/2000048771312/Van-der-Bellens-Wahlsieg-fiel-deutlicher-aus-als-erwarte
Es ist kurios, dass eine Buchpreisrunde mit einer fußballmetaphernhaltigen Verleihung endet. Aber erst die wichtigen Dinge. Bodo Kirchhoff hat am Montagabend im Kaisersaal des Frankfurter Römers den mit 25.000 Euro dotierten Deutschen Buchpreis zugesprochen bekommen.
Der Deutsche Buchpreis zeichnet den „Besten Roman“ eines Jahrgangs aus, „Widerfahrnis“ ist eine Novelle, aber Kirchhoff mendelte sich beim fortschreitenden großen Lesen zunehmend als Favorit unter den letzten sechs der Nominierten heraus – der vielleicht noch am häufigsten genannte Mitfavorit Thomas Melle hat äußerst gezielt gar keine Fiktion geschrieben, so viel dazu.
– Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/24932162 ©2016
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Alles halb so Trump
Michael Thumann (Zeit Online)
03. Februar 2017
Sigmar Gabriel findet in Washington einen Draht zum Außenminister und dem Vizepräsidenten. Wäre da nur nicht diese finstere Gestalt im Hintergrund.
Irgendwie passte das schon wieder. Der ehemalige Wirtschafts- und Energieminister und der Ex-Vorstandschef von Exxon Mobil. Der deutsche und der amerikanische Außenminister. Sigmar Gabriel und Rex Tillerson. Beide in etwa gleich groß, schwarze Anzüge und rote Krawatten, von kräftiger Statur.
So standen sie vor dem mächtigen Marmorkamin in Tillersons Büro und lachten. Gabriel erzählte etwas von Niedersachsen und Tillerson lachte noch mehr. Das war wohl sehr lustig. Dann drehte sich das Gespräch auf wichtigere Themen: Nato, Sicherheit, Handel, Russland. Anschließend zeigte sich Gabriel fast beschwingt: "Wir haben einen Draht zueinander gefunden." Und als sei das zu beschwingt, fügte er schnell hinzu, es sei alles auch erst ein Anfang.
Dabei war die Diplomatendelegation aus Berlin mit durchaus klammen Gefühlen nach Washington geflogen. Gefühlen, die man früher eher bei Reisen nach Moskau oder Teheran hatte. Vorsicht war angesagt, man wollte den fremd-neuen Gesprächspartner abtasten und war sich unsicher, was bei diesem Besuch wohl herauskommen würde: Einigung oder Eklat. So viel sei hier vorweg gesagt, es wirkte alles viel harmonischer, als die Attacken von Präsident Donald Trump auch auf Deutschland es befürchten ließen.
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Deutschland muss Trumps Vorwürfe ernst nehmen - auch wenn sie falsch sind
Kommentar von Cerstin Gammelin (Süddeutsche Zeitung)
01. Februar 2017
Trumps Berater Navarro wirft Deutschland vor, die Euro-Partner zu übervorteilen. Hinter dem absurden Angriff steckt ein reales Problem - und eine Gefahr für die EU.
Bemerkenswert systematisch arbeitet die Trump-Truppe sich an Ländern ab, die nicht in die Kosten-Nutzen-Rechnung ihres Präsidenten passen: America first. Zuerst knöpfte sie sich Mexiko vor. Dann China. Und jetzt Deutschland. Donald Trump gab den Ton an, als er der Bundesregierung vorwarf, Europa für egoistische Interessen zu missbrauchen. Ein Berater legte nun nach und behauptet, dass Berlin den Kurs des Euro bewusst niedrig halte, um Handelspartner zu übervorteilen und auszubeuten. Das ist die nächste Stufe der Eskalation in dem von Trump begonnenen globalen Währungs- und Handelskonflikt.
Die Argumente der US-Regierung sind überwiegend falsch, unsinnig und leicht zu widerlegen. Gerade Berlin kritisiert die lockere Geldpolitik in der Euro-Zone. Würde sie beendet, würde die Europäische Zentralbank also auf Berlin hören, dann stiege der Kurs des Euro, deutsche Waren würden im Ausland teurer. Trumps Logik ist also verquer: Dennoch ist die Bundesregierung gut beraten, die Kritik ernst zu nehmen.
Pour citer cette ressource :
2. Februar 2017 - Sigmar Gabriels erste Reise nach Washington, La Clé des Langues [en ligne], Lyon, ENS de LYON/DGESCO (ISSN 2107-7029), mars 2017. Consulté le 24/11/2024. URL: https://cle.ens-lyon.fr/allemand/revue-de-presse/archives-revue-de-presse-2017/2-februar-2017-sigmar-gabriels-erste-reise-nach-washington