22. Januar 2023 - 60 Jahre Élysée-Vertrag
Zwischen Feier und Frust
Kathrin Müller-Lancé (Süddeutsche Zeitung, 20/01/2023)
Es hakt zwischen Deutschland und Frankreich, doch jetzt wollen die Nachbarländer mit viel Pomp 60 Jahre Élysée-Vertrag feiern. Dabei sind längst nicht alle Streitpunkte ausgeräumt.
Natürlich wird an diesem Wochenende wieder von Freundschaft die Rede sein, vom Tandem, vom Motor, vom Paar. Wenn der Jahrestag des Élysée-Vertrages ansteht, werden traditionell viele Bilder für das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich bemüht. Am 22. Januar 1963, also vor 60 Jahren, legten Bundeskanzler Konrad Adenauer und Präsident Charles de Gaulle die Grundlage für dieses Vokabular - mit der Unterzeichnung des Freundschaftsvertrages, der das Verhältnis der beiden einst so verfeindeten Länder auf eine neue Ebene heben sollte. Mit keinem anderen Land arbeitet die Bundesrepublik seitdem so eng zusammen wie mit Frankreich.
So eng sind die deutsch-französischen Wirtschaftsbeziehungen
Niklas Záboji (FAZ, 21/01/2023)
Länderübergreifende Allianzen zwischen beiden Ländern sind keine Seltenheit mehr – und Frankreich hat als Standort zuletzt an Attraktivität gewonnen. Eine Übersicht.
Ungeachtet immer wiederkehrender politischer Verstimmungen: Die deutsch-französischen Wirtschaftsbeziehungen sind 60 Jahre nach Unterzeichnung des Élysée-Vertrags eng. In vielen Branchen gibt es heute Verflechtungen, wie sie zu Zeiten von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle aufgrund von Sprachbarrieren oder vererbter Feindseligkeiten noch undenkbar waren.
Deutsch-französische Freundschaft in der Bewährungsprobe
Christoph Hasselbach (Deutsche Welle, 22/01/2023)
Vor 60 Jahren unterzeichneten Bundeskanzler Adenauer und Präsident de Gaulle den Élysée-Vertrag. Aus Erbfeinden sollten Freunde werden. Heute stellt der Ukraine-Krieg die Freundschaft vor neue Herausforderungen.
Der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer war 87 Jahre alt, der französische Präsident Charles de Gaulle 72. Und doch standen ausgerechnet diese beiden alten Männer für einen Neuanfang in den Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich. Sie gaben sich an diesem 22. Januar 1963 im Amtssitz des französischen Präsidenten, dem Élysée-Palast, die Hand, tauschten sogar einen Bruderkuss aus. Und sie unterschrieben einen Vertrag, der die lange verfeindeten Länder zu Freunden erklärte.
Weniger Pathos, mehr Projekte – ein deutsch-französischer Plan in fünf Punkten
Gregor Waschinski (Handelsblatt, 22/01/2023)
Nie waren die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich wichtiger als heute. Doch die Partnerschaft braucht dringend eine Vertiefung – vor allem auf konkreten Kooperationsfeldern.
Paris Der Élysée-Vertrag, um den in diesen Tagen aufgrund seines Jubiläums so viel Aufsehen gemacht wird, ist ein ziemlich nüchternes Dokument. Auf wenigen Seiten verpflichteten sich Deutschland und Frankreich am 22. Januar 1963 zu regelmäßigen Regierungskonsultationen. Beide Länder legten fest, sich bei auswärtigen Angelegenheiten und bei der Verteidigung abzusprechen. Und sie gaben sich gemeinsame Ziele in der Kultur- und Jugendpolitik.
60 Jahre Élysée-Vertrag: Paris und Berlin sind zur Allianz verdammt
Stefan Brändle (Der Standard, 22/01/2023)
Deutschland und Frankreich feiern am Sonntag den Jahrestag ihrer Versöhnung. Zuletzt wurde die Entente zwar brüchiger – sie bleibt aber für beide Seiten alternativlos
Eine Diamantene Hochzeit ist zu begehen: Vor 60 Jahren, am 22. Jänner 1963, besiegelten Deutschland und Frankreich ihre Versöhnung nach drei schweren Kriegen. Charles de Gaulle sprach bei der Unterzeichnung mit "erfülltem Herzen" von der "immensen Bedeutung" des Anlasses für Europa und die Welt; ebenso bewegt sagte der deutsche Kanzler Konrad Adenauer: "Herr Präsident, Sie haben die Empfindungen und Gefühle (...) so treffend wiedergegeben, dass ich nichts hinzufügen brauche: Jedes Wort, das Sie gesagt haben, entspricht unserem Willen und unserer Auffassung."