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17. Oktober 2019 - Sasa Stanisic erhält den Deutschen Buchpreis 2019

Publié par Cécilia Fernandez le 17/10/2019

Saša Stanišić, der Zeitgenosse

Karin Janker (Süddeutsche Zeitung, 15/10/2019)

Der Schriftsteller ist vom Nobelpreis für Peter Handke tief getroffen. Er verlor seine Heimat an den Krieg, in dem Handke einseitig Partei ergriff.

Dass Saša Stanišić wütend ist, wusste man schon vor seiner Dankesrede am Montagabend in Frankfurt. Der Hamburger Schriftsteller, der in diesem Jahr mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde, twittert seit Donnerstag seine Fassungslosigkeit wegen des Nobelpreises an Peter Handke in die Welt, zitiert Sätze aus Handkes Werk und kommentiert sie ironisch oder auch völlig unironisch: Handke sei ein Autor, der sich "hinter der Freiheit, alles erzählen zu dürfen, weil alles Poesie und alles Ambivalenz und alles Autor sein darf, feigst versteckt"; er bleibe aber "ein kitschiger Möchtegern".

So klingt Saša Stanišić, wenn er wütend ist. Wobei man ihn sich eigentlich nicht als wütenden Zeitgenossen vorstellen sollte. Im Gegenteil: Stanišić mag die meisten Menschen, das merkt man im Gespräch mit ihm und auch, wenn man seine Bücher liest. "Mich interessieren Barmherzigkeit und Warmherzigkeit mehr als ihre Gegenteile", hat er einmal gesagt. Es klang wie eine Verteidigung. Dabei schreibt er über Krieg, Gewalt, Demütigung - ohne jedoch zum Voyeur zu werden. Stanišić ist als Mensch wie als Autor überaus höflich. Sogar vor seiner Rede beim Buchpreis hatte er sich erst einmal entschuldigt: "Ich bitte Sie um Nachsicht, wenn ich diese kurze Öffentlichkeit dafür nutze, mich kurz zu echauffieren."

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Dieser Preis war nie politischer

Kommentar von Johannes Schneider (Zeit Online, 15/10/2019)

Die Verleihung des Deutschen Buchpreises an Saša Stanišić ist auch als Kommentar auf die Nobelpreisehren für Peter Handke zu verstehen. Wie überaus gut und richtig!

Die Autorin Sophie Passmann machte auf Twitter den Witz der Stunde. "Eine krachende Ohrfeige für die politische Unkorrektheit", schrieb sie, unmittelbar nachdem der Deutsche Buchpreis des Jahres 2019 an Saša Stanišićs Buch Herkunft gegangen war. Damit spielte Passmann auf eine Äußerung des Literaturkritikers Denis Scheck an, der vor wenigen Tagen in der Vergabe des Literaturnobelpreises an Peter Handke frohlockend eine "krachende Ohrfeige" eben für die "politische Korrektheit" gesehen hatte.

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Der Deutsche Buchpreis 2019 geht an Saša Stanišić

Suzanne Cords, Sabine Peschel (Deutsche Welle, 14/10/2019)

Saša Stanišić hat das Rennen um den begehrten Buchpreis gewonnen. Herkunft wurde zum besten Roman des Jahres 2019 gekürt. In der Literaturwelt ist Stanišić kein Unbekannter: 2014 gewann er den Leipziger Buchpreis.

Trotz angeschlagener Gesundheit war Saša Stanišić die Freude über die Auszeichnung sichtlich anzusehen. Über seinen Siegerroman hatte der 41-Jährige im Vorfeld gesagt: Es ist "ein Buch über den ersten Zufall unserer Biografie: irgendwo geboren werden. Und was danach kommt. HERKUNFT ist ein Buch über meine Heimaten, in der Erinnerung und der Erfindung." 

Dieser Ansatz überzeugte auch die siebenköpfige Jury. "Unter jedem Satz dieses Romans wartet die unverfügbare Herkunft, die gleichzeitig der Antrieb des Erzählens ist", hieß es in der Laudatio. "Verschmitzt und behände bleibt der Erzähler stets auf der Hut vor sich selber, mit Klugheit, Humor und Sprachwitz, ohne Zugehörigkeitskitsch und Opferpathos." Sein berückendes Vergnügen am Erzählen mache die bleischweren Themen federleicht, das sei " Wundbehandlung mit den Mitteln der Literatur". Der Autor beweise große Fantasie und verweigere sich der Chronologie, des Realismus und der formalen Eindeutigkeit: "Mit viel Witz setzt er den Narrativen der Geschichtsklitterer seine eigenen Geschichten entgegen", so die Jury.

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"Ich feiere eine Literatur, die die Zeit beschreibt"

Andreas Platthaus (FAZ, 14/10/2019)

In seiner Dankesrede kritisiert der in Bosnien geborene Schriftsteller Saša Stanišić die Verleihung des Literaturnobelpreises an Peter Handke. Dessen Texte über Jugoslawien sieht der Autor als vergiftet an.

„Mich erschüttert, dass so etwas prämiert wird.“ Saša Stanišić meinte an diesem Montagabend bei seiner Dankesrede für die Verleihung des diesjährigen Deutschen Buchpreises natürlich nicht sein eigenes Buch Herkunft, das gerade im Frankfurter Kaisersaal als Siegertitel verkündet worden war. Seine Worte richteten sich gegen die Vergabe des Literaturnobelpreises 2019 an Peter Handke: Diesen Preis habe einer bekommen, der, so Stanišić, die Freude über die eigene Auszeichnung getrübt habe. „Deshalb möchte ich die Öffentlichkeit nutzen, um mich ein bisschen zu echauffieren.“

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Ein Superbuch!

Volker Weidermann (Spiegel Online, 20/03/2019)

Leben nach der Migration: Sasa Stanisic schreibt mit kindlich-poetischer Weisheit über den Verlust der Heimat und die Angst vor der Ankunft in Deutschland.

Was soll das denn schon wieder? Herkunft, Herkunft - wir brauchen doch, wenn alle Welt sich rückbesinnt auf Wurzeln, Identitäten, Nationen, Mikrogrüppchen der Abstammung, Zukunftsbücher, verdammt! Bücher, die sich frei machen, von den Herkunftsfesseln, die ja doch nur dazu genutzt werden, um sie erst zu lösen und sie dann dem Nachbarn anderer Herkunft über den Kopf zu ziehen. Was soll das also, Sasa Stanisic, deutscher Superautor, Jahrgang 1978, Welterfolg mit seinem Romandebut Wie der Soldat das Grammofon repariert, dass er jetzt sein neues Buch Herkunft nennt und genau darüber schreibt: sein Herkommen aus Visegrád, früher Jugoslawien, jetzt Bosnien, und was das für ihn bedeutet? Muss das wirklich sein?

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Die Deutschen überholen

Rezension von Ijoma Mangold (Zeit Online, 13/03/2019)

Saša Stanišić erzählt in seinem autobiografischen Buch Herkunft, wie er aus Bosnien nach Heidelberg kam und lernte, Eichendorff, Hölderlin und die Alpen zu lieben.

Wenn es sie gibt, die goldene Generation der deutschen Gegenwartsliteratur mit Migrationshintergrund, dann ist Saša Stanišić ihr Libero. Denn er ist ein Sprachspieler, voll kindlicher Freude darüber, was seine Sätze alles können: kalauern, rühren, reflektieren und zum Lachen bringen. Mit dieser Sprache kann Stanišić die jugoslawische Tito-Welt, in der er seine Kindheit verbrachte, ebenso heraufbeschwören wie das Deutschland der Nullerjahre in einem brandenburgischen Dorf, als dessen zärtlich-ironischer Ethnologe er sich in seinem Roman Vor dem Fest erwiesen hat.

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Saša Stanišic sur la Clé des Langues