13. Januar 2023 - Räumung von Braunkohle-Dorf Lützerath
Warten auf "Tag-X"
Bernd Müllender (taz, 01/01/2023)
Es ist alles vorbereitet: Die Polizeizellen klinisch rein, der Antrag auf Vollzugshilfe gestellt. Doch mehr als 100 Menschen wollen nicht weichen.
Zuerst kommt man in diese Schleuse. Gittertor hoch, Polizeitransporter rein, Gitter wieder zu. Alles dicht, wie ein großer Käfig. Wir befinden uns in der Einfahrt der Gefangenensammelstelle im Aachener Polizeipräsidium. Das ist der Ort für die, wie es polizeideutsch heißt, Ingewahrsamnahme vorläufig Festgenommener, etwa beim bevorstehenden Räumungseinsatz im Braunkohledorf Lützerath.
Der toxische Deal um Lützerath
Susanne Götze (Spiegel Online, 06/01/2023)
Spiegel-Klimabericht
Mehr als 300 Dörfer sind für die Braunkohle in Deutschland bereits abgebaggert worden. Lützerath ist eines der letzten. Die Gründe für die Räumung sind schwach, der politische Preis ist hoch.
Liebe Leserin, lieber Leser,
Jahreswechsel eignen sich für historische Rückblicke, es sind Zäsuren, die uns zum Nachdenken bewegen. In den ersten Tagen von 2023 gibt ein kleines Dorf in Nordrhein-Westfalen dazu Anlass: In Lützerath versammeln sich Hunderte, bald Tausende Menschen, um das Dorf gegen die Zerstörung durch den Braunkohleabbau zu verteidigen. Die Aktivisten kommen aus ganz Deutschland und Europa, sie haben fest vor, keinen Zentimeter herzugeben – es ist ein symbolischer Kampf gegen fossile Konzerne und schwachen Klimaschutz.
Zank vor dem Sturm
Christian Wernicke (Süddeutsche Zeitung, 10/01/2023)
Am Mittwoch ist es so weit, dann beginnt mit großer Wahrscheinlichkeit die Räumung von Lützerath. Auf einer Bürgerversammlung geht es davor noch einmal ordentlich zur Sache.
Für Dialog, für ein wirkliches Gespräch ist es an diesem Dienstagabend zu spät. Alle Teilnehmer der Bürgerversammlung in Erkelenz ahnen das - zehn, zwölf, vielleicht 14 Stunden vor dem sehr wahrscheinlichen Beginn der Räumung von Lützerath, des Protest-Dorfes an der Abbruchkante. Der Weiler, den die Klimabewegung zur deutschen 1,5-Grad-Grenze erklärt hat, gehört zu der 43000-Einwohner-Stadt im Rheinischen Braunkohle-Revier. Weshalb Polizei und lokale Politik in die futuristische Aula des örtlichen Berufskollegs geladen haben. Zum Zank vor dem Sturm.
Faktencheck: Wird die Braunkohle unter Lützerath benötigt?
dpa (Süddeutsche Zeitung, 11/01/2023)
Lützerath (dpa) - Seit Wochen steht der Ort Lützerath im Rheinland unter großer Beobachtung, der Energiekonzern RWE will die darunter liegende Braunkohle abbauen. Ob diese tatsächlich dringend benötigt wird, ist schwierig zu sagen.
Barrikaden und Sirenen – So räumte die Polizei das Protestcamp Lützerath
Kathrin Witsch (handelsblatt, 11/01/2023)
Ob Deutschland die Braunkohle unter Lützerath braucht, ist umstritten. Dennoch startet die Polizei die Räumung des Orts – und bekommt Unterstützung von einem prominenten Grünen.
Lützerath. Zwischen Wind und Regen ertönt das Geheul der Sirenen am frühen Mittwochmorgen in Lützerath. Für die Aktivisten, die das Örtchen seit Wochen besetzt halten, bedeutet das die höchste Alarmstufe. Die Räumung des Dorfs, das sie doch eigentlich vor dem Abriss zugunsten eines Braunkohletagebaus beschützen wollen, hat begonnen. Sie machen sich zum Widerstand bereit.
Polizei startet Räumung von Braunkohle-Dorf Lützerath
cwo/fab (dpa, afp, DW) (Deutsche Welle, 11/01/2023)
Der Räumungseinsatz für das von Klimaaktivisten besetzte Dorf Lützerath hat begonnen. Polizeikräfte sind in den Ort vorgedrungen, die Besetzer leisten Widerstand. Laut Polizei kommt es zu gewalttätigen Zwischenfällen.
Im Braunkohlerevier in Nordrhein-Westfalen ist mit der Räumung des besetzten Ortes Lützerath begonnen worden. Wie das zuständige Polizeipräsidium Aachen erklärte, umstellten Polizeikräfte den Ort. Anschließend begannen sie damit, den Bereich zu umzäunen. Laut Polizei gab es kurz nach Beginn der Räumung gewalttätige Zwischenfälle - es flogen demnach Molotowcocktails, Pyrotechnik und Steine in Richtung der Einsatzkräfte.