01. Dezember 2023 - Düstere Aussichten für Galeria Kaufhof nach Insolvenz der Holding Signa
Signa-Insolvenz: Die möglichen Folgen in Deutschland
Mischa Ehrhardt (Deutsche Welle, 30/11/2023)
Nach der Insolvenz der österreichischen Signa-Holding stellt sich die Frage nach dem Fortbestand der Galeria-Warenhäuser. Und für den ohnehin gebeutelten Immobilienmarkt könnte das weitere Unruhe mit sich bringen.
Das jahrelange Zittern der Beschäftigten in den Galeria-Karstadt-Kaufhof-Warenhäusern in deutschen Innenstädten geht weiter. "Es ist eine absolute Verunsicherung vorhanden", stellt Corinna Groß von der Gewerkschaft Verdi gegenüber der DW fest.
Zwei Insolvenzen haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den vergangenen Jahren schon durchgemacht. Von über 170 Filialen zu Beginn des Jahres 2020 sind nur noch 91 übriggeblieben. Um die zukunftstüchtig zu machen, hatte Galeria gerade im Frühjahr einen Insolvenzplan vorgelegt. Der steht durch die Insolvenz der Signa Holding nun zum Teil wieder in Frage, und das Geld könnte knapp werden. Denn der Insolvenzplan sieht vor, dass der Mutterkonzern Signa 200 Millionen Euro zur Sanierung von Galeria beisteuert. Allerdings ist ein Großteil dieser Gelder noch nicht geflossen.
Der nächste Akt im Galeria-Drama beginnt
Melanie Bergermann, Florian Weyand und Henryk Hielscher (WirtschaftsWoche, 30/11/2023)
Nach dem Insolvenzantrag der Signa Holding zeichnen sich auch für Deutschlands letzte große Warenhauskette neue Probleme ab. So könnte es nun für Galeria weitergehen.
Die warme Heizungsluft flimmert, als ein Kunde durch die Glastür der Galeria-Filiale in Bielefeld in das Kaufhaus eilt. Das Warenhaus schließt Ende Januar und einige Innenstadtbesucher nutzen die Möglichkeit für Weihnachtseinkäufe. Reichlich Schnäppchen sind aber nicht mehr zu machen. Schon seit Monaten hängen bunte Plakate mit Rabatt-Ankündigungen in den etwa 30 Schaufensterfronten. Einige Regale sind bereits seit Wochen leergefegt, teilweise warten nur noch Restposten und Ladenhüter auf Interessierte.
"Mich überrascht gar nichts mehr"
Anne Eberhard und Stefanie Witterauf (Süddeutsche Zeitung, 30/11/2023)
Die Insolvenz von René Benkos Signa trifft Galeria Kaufhof und Sport-Scheck. Während manch ein Branchenvertreter von "Hiobsbotschaft" spricht, bleiben Angestellte in den Münchner Filialen gelassen - und führen gute Gründe an.
Das Weihnachtsgeschäft hat in der Innenstadt längst begonnen. Im Galeria Kaufhof am Marienplatz wirbt ein großer Aufsteller am Eingang mit "30 Prozent Rabatt", ein Mann verteilt Gutscheine für Sonderaktionen, im Kaufhaus laufen Weihnachtslieder. Eine Frau hängt Kleider ordentlich auf Bügel. Sie ist nicht direkt bei Galeria angestellt, sondern bei einer Zeitarbeitsfirma. Von der Pleite des österreichischen Immobiliengiganten hat sie erfahren und von möglichen Folgen für den Kaufhof am Marienplatz. "Der macht nicht zu, das ist eine der wenigen Filialen, die gehalten werden", sagt sie überzeugt. "Ich mag es hier."
Reisst die Pleite der Signa-Holding auch die deutschen Töchter und den Warenhauskonzern Galeria mit in den Abgrund?
Michael Rasch (Neue Zürcher Zeitung, 30/11/2023)
Der Niedergang der grossen Immobilien- und Handelsgruppe Signa betrifft nicht nur die rund tausend Subgesellschaften, sondern auch Banken und weitere Geldgeber sowie die zu Signa gehörende Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof. Ihr Schicksal ist ungewiss.
Das Kartenhaus des österreichischen Immobilien- und Einzelhandelsunternehmers René Benko beginnt, zusammenzufallen. Was davon am Ende noch stehen wird, ist schwierig abzusehen. Am Mittwoch meldete die österreichische Dachgesellschaft Signa-Holding in Wien Insolvenz an, indem sie einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung stellte. Die Holding soll fünf Milliarden Euro an Schulden haben. Am Abend wurde zudem bekannt, dass die Muttergesellschaft von Galeria Karstadt Kaufhof, die Schweizer Signa Retail Selection, Nachlassstundung beantragen will.
Galeria womöglich vor Verkauf – Städte wollen bei Kaufhäusern mitreden
mmq/dpa/Reuters (Spiegel Online, 30/11/2023)
Nach der Insolvenz der Signa Holding des Immobilieninvestors René Benko sind viele Kommunen in Sorge, was aus Galeria Karstadt Kaufhof und Immobilien in den Innenstädten wird. Der Städtetag fordert ein Mitspracherecht.
Erst nach und nach werden sich die Auswirkungen des Insolvenzantrags der Signa Holding des österreichischen Immobilieninvestors René Benko zeigen. Der Deutsche Städtetag hat nun eine Einbindung der Städte gefordert. »Sollte die Insolvenz der Signa Holding Auswirkungen auf Standorte von Galeria Karstadt Kaufhof haben, müssen die betroffenen Städte aktiv in die Gespräche zwischen Gläubigern und Eigentümern, Anteilseignern und Insolvenzverwaltern einbezogen werden«, sagte der Hauptgeschäftsführer des Städtetages, Helmut Dedy, den Zeitungen der Funke-Gruppe.