Presseschau vom 5. bis zum 12. Oktober
· – Weiter oder nicht mit der deutschen Militärpräsenz in Afghanistan?
Diese Frage wird der Bundestag am Freitag den 12. Oktober beantworten. An diesem Tag findet nämlich eine parlamentarische Abstimmung statt, die über die weitere Beteiligung an der ISAF-Schutztruppe in Afghanistan entscheiden soll. Die Regierung und die Parteien der Groen Koalition sind dafür, die Grünen haben aber nach einem Sonderparteitag in Göttingen entschlossen, sich zu enthalten.
Was die meisten nichtstaatlichen Hilfsorganisationen wie Medico International oder die Welthungerhilfe anbelangt, so haben sie sich für die Verlängerung dieses Mandats, aber gegen eine Unterordnung der Entwicklungspolitik unter das Militärische ausgesprochen. Eine wahre Zumutung für Thomas Schmid, den Chefredakteur der Welt, der am Montag unter dem Titel Bigotte Helfer Folgendes schrieb: Die Hilfsorganisationen, die sich vom Militär ganz abkoppeln wollen, nehmen etwas Wichtiges nicht zur Kenntnis: Die Bundeswehr ist nicht nur aus sozialarbeiterischen Gründen in Afghanistan. Ihr Einsatz soll auch verhindern helfen, dass von dort aus unsere Freiheit bedroht wird. Das nennt man wohl Menschennähe.
Verkompliziert wird der Entschluss am Freitag auch noch durch eine Serie von Anschlägen, die im Laufe der Woche gegen die deutschen Truppen verübt worden sind. Am Freitag, dem 5. Oktober, wurden drei deutsche Soldaten und ein afghanischer Dolmetscher bei einem Selbstmordanschlag verletzt und am Sonntagabend zerstörten vier Geschosse die Küche des Bundeswehrlagers in Kunduz. Für die deutsche Regierung war da kein Zweifel möglich: Mit Angriffen wollen die Taliban-Kämpfer die Mandatsentscheidung beeinflussen. Verteidigungsminister Jung (CDU) betonte aber, dass sich die Regierung nicht von ihrem Kurs abbringen lassen werde.
· – Beck gegen Müntefering: die SPD im Zwiespalt
Mittlerweile hat sich die Debatte um die Verlängerung des Arbeitslosengeldes für ältere Leute (siehe vorherige Presseschau) zu einem internen Duell innerhalb der SPD ausgeweitet: Parteivorsitzender Kurt Beck tritt an gegen Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD).
Auf der einen Seite ein Mann, der sich als Sozialkämpfer darstellt und der gerne einen Linksruck in seiner Partei bewirken würde. Seine letzte Idee: die Verkürzung des Arbeitslosengeldes für Erwerbslose über 50 wieder rückgängig zu machen.
Auf der anderen Seite, ein Mann der Zahlen und der Treue zur Agenda 2010 des ehemaligen Bundeskanzlers Schröder. Sein Credo: Die Reformen im Arbeitsmarktbereich haben sich schon durch zahlreiche Erfolge bewährt. In seiner Regierungserklärung am Donnerstag hob der Bundesarbeitsminister vor allem zwei Zahlen hervor: 1998 waren nur 38% der Leute über 50 Jahre erwerbstätig. Jetzt sind es 52%. Ein Anstieg, den Müntefering direkt auf die Einführung der Reformen Anfang 1998 zurückführt. Experten sind sich aber darüber nicht so einig: Besteht da wirklich ein Zusammenhang? Es könnte ja auch sein, dass immer weniger ältere Leute frühzeitig in den Ruhestand gehen.
Müntefering hat in seinem Kampf mit Beck aber schon gepunktet, glaubt der Spiegel zu wissen, auch wenn es nicht immer mit fairen Methoden zuging: Wenn sich die Konjunktur abschwäche, könne die Arbeitslosengeld I- Verlängerung schnell teurer werden als die von Beck veranschlagten 800 Millionen Euro. So ein Satz aus Münteferings Mund ist in dieser Situation ein Treffer unter der Gürtellinie.
· – Die Lok läuft immer noch Amok
Keine Verbesserung im Streit zwischen der deutschen Bahn (DB) und der kleinen Gewerkschaft deutscher Lokführer (GDL) in Sicht. Im Gegenteil: Am Freitag, dem 12. Oktober, kündigte die Gewerkschaft, die vor allem einen eigenständigen Tarifvertrag für die Lokführer fordert, einen neuen bundesweiten und ganztägigen Streik an.
Die DB weigert sich noch immer, auf die Forderungen der Lokführer einzugehen, und wird dazu durch einen Teil der CDU ermuntert. So betonte Michael Fuchs, Chef des Parlamentskreises Mittelstand der Unionsfraktion (PKM) am Donnerstag: Wir erwarten von Hartmut Mehdorn - dem Bahn-Vorstandschef -, dass er keinen Spartentarifvertrag abschliet. Das liegt im gesamtwirtschaftlichen Interesse. Zur gleichen Zeit hat aber die GDL die Unterstützung der deutschen Ärzte zugesichert bekommen.
· – Physik-Chemie: Deutschland holt gleich zweimal den Nobelpreis
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2007 ist für Deutschland ein Rekordjahr. Zumindest was den Nobelpreis angeht. Gleich zwei davon haben die Deutschen dieses Jahr von Schweden nach Hause gebracht. Zuerst den Nobelpreis für Physik, der gleichzeitig an den deutschen Forscher Peter Grünberg und an den Franzosen Albert Fert geht. Die beiden haben Ende der achtziger Jahre die gleiche Entdeckung gemacht: die Spintronik. Nicht, dass die zwei plötzlich durchgedreht wären: Es handelt sich hier um eine neue Elektronik, die auf dem natürlichen Drehen der Elektronen basiert. Etwas konkreter ausgedrückt: Dank dieser Entdeckung können Sie zum Beispiel diese Presseschau auf einer immer kompakteren Festplatte speichern, oder Tokio Hotel auf ihrem iPod hören.
Am Tag darauf hat nochmal ein Deutscher zugeschlagen, nämlich Gerhard Ertl, der den Nobelpreis für Chemie gewonnen hat. Seine Spezialität: die Chemie der Oberflächen. Damit sind alle Kontakte gemeint, die zwischen einem Gegenstand und flüssigen oder Gas-Elementen entstehen. Wieder etwas direkter formuliert: Einer solchen Wissenschaft haben wir unter anderen den Auspuff mit Katalysator oder den Dünger zu verdanken. Jungs, Einstein wäre stolz auf euch!
Pour citer cette ressource :
"Presseschau vom 5. bis zum 12. Oktober", La Clé des Langues [en ligne], Lyon, ENS de LYON/DGESCO (ISSN 2107-7029), octobre 2007. Consulté le 07/10/2024. URL: https://cle.ens-lyon.fr/allemand/revue-de-presse/presseschau-vom-5-bis-zum-12-oktober