Vous êtes ici : Accueil / Revue de presse / Archives Revue de presse - 2021 / 2. Juni 2021 - Koloniale Verbrechen in Namibia : Deutschland erkennt den Völkermord an den Herero und Nama an

2. Juni 2021 - Koloniale Verbrechen in Namibia : Deutschland erkennt den Völkermord an den Herero und Nama an

Publié par Clémentine Richard le 02/06/2021

Deutschland erkennt Verbrechen an Herero und Nama als Völkermord an

Von Daniel Brössler (Süddeutsche Zeitung, 28/05/2021)

Nach jahrelangen Verhandlungen will sich die Bundesrepublik mit dem heutigen Namibia aussöhnen. Es geht um ein Schuldeingeständnis, eine Bitte um Vergebung - und um einen Milliardenbetrag.

Mehr als 110 Jahre nach dem Völkermord an den Herero und Nama im heutigen Namibia bekennt sich Deutschland zu seiner historischen Schuld und bittet um Vergebung. "Ich bin froh und dankbar, dass es gelungen ist, mit Namibia eine Einigung über einen gemeinsamen Umgang mit dem dunkelsten Kapitel unserer gemeinsamen Geschichte zu erzielen", erklärte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) zum erfolgreichen Abschluss sechs Jahre dauernder Verhandlungen. In einer gemeinsamen Erklärung erkennt Deutschland die Geschehnisse in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika zwischen 1904 und 1908 als Völkermord an und sagt als "Geste der Anerkennung" Zahlungen in Höhe von 1,1 Milliarden Euro über einen Zeitraum von 30 Jahren zu.Was bedeutet der Begriff Genozid eigentlich genau? Warum gab es erst so spät ein Bewusstsein für Kolonialverbrechen? Und was wurde aus den Überlebenden des Völkermords? Medardus Brehl ist Forscher des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum. Im Interview beantwortet er die wichtigsten Fragen zur Anerkennung des Völkermords an den Herero und Nama.

Mehr

 

 

Was bedeutet "Genozid"?

Von Anna Ernst (Süddeutsche Zeitung28/05/2021)

Deutschland erkennt den Völkermord an den Herero und Nama an - weit mehr als 100 Jahre später. Antworten von einem Genozidforscher auf die wichtigsten Fragen.

Was bedeutet der Begriff Genozid eigentlich genau? Warum gab es erst so spät ein Bewusstsein für Kolonialverbrechen? Und was wurde aus den Überlebenden des Völkermords? Medardus Brehl ist Forscher des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum. Im Interview beantwortet er die wichtigsten Fragen zur Anerkennung des Völkermords an den Herero und Nama.

Was ist in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika 1904-1908 geschehen?

Medardus Brehl: Die Kolonie Deutsch-Südwestafrika war seit 1884 die erste Kolonie des Deutschen Kaiserreichs. Im Januar 1904 haben sich die Herero gegen die Kolonialherrschaft erhoben. Hintergrund ist sicherlich die grundsätzliche Gewaltstruktur der kolonialen Situation. Aber der konkrete Anlass bestand in der Zunahme gewaltsamer Übergriffe von Siedlern und Händlern gegen Afrikaner. Zum anderen waren die Herero nach einer schweren Rinderpest dazu gezwungen, Land zu verkaufen und konnten ihre verbliebenen Herden nicht mehr darübertreiben.

Mehr

 

 

»Herr Steinmeier kann nur um Verzeihung bitten«

Von Katja Iken (Der Spiegel26/05/2021)

Deutschland will den Völkermord an Herero und Nama anerkennen und Hilfsgelder für soziale Projekte zahlen. Doch Nachfahren der Opfer kritisieren das Abkommen. Der namibische Historiker Wolfram Hartmann erläutert, warum.

SPIEGEL: Herr Hartmann, wir wollen mit Ihnen über das Wiedergutmachungsabkommen für deutsche Kolonialverbrechen in Namibia sprechen. Sie hatten Bedenken, dass Ihr deutscher Name uns möglicherweise abstoßen könnte. Wieso?

Hartmann: Mein Großvater mütterlicherseits war kaiserlicher Soldat und Mitglied der Schutztruppe, er kam 1908 mit 20 Jahren in »Deutsch-Südwestafrika« an, leistete seinen Militärdienst ab und etablierte sich dann als Schmied. Für manche deutsche Historiker bin ich deshalb ein rechter Kolonialnachfahre, werde quasi in Sippenhaft genommen und so disqualifiziert. Für eine Mehrheit deutschsprechender Namibier hingegen bin ich der Linksaußen, die unbequeme Kommunistensau.

Mehr 

 

 

Die schwierige Aufarbeitung kolonialen Unrechts

Von Gerhard Ziegenfuß im Gespräch mit Liane von Billerbeck (Deutschlandfunk Kultur28/02/2019)

Der ehemalige Lehrer Gerhard Ziegenfuß war Jahrzehnte im Besitz eines Schädels aus Namibia. Er wollte ihn zurückgeben – doch das war gar nicht so einfach. Ein Gespräch darüber, wie schwierig es sein kann, dem kolonialen Unrecht gerecht zu werden.

So hatte sich die deutsche Seite die Sache sicher nicht vorgestellt: Heute will eine von der baden-württembergischen Wissenschaftsministerin Theresia Bauer angeführte Delegation die bisher im Stuttgarter Linden-Museum aufbewahrte Bibel und Peitsche des Stammesführers Hendrik Witbooi an Namibia zurückgeben. Doch in Namibia selbst ist Streit um die Rückgabe ausgebrochen: Denn die Witbooi-Nachkommen sehen sich als als rechtmäßige Besitzer der Gegenstände. Die Regierung des Landes wiederum sieht die Witbooi als „Nationalhelden“ – und deren Erbe als öffentliches Eigentum.

Mehr