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05. Januar 2021- Folter anwenden um ein Leben zu retten? Eine Frage von Recht und Gerechtigkeit

Publié par Yola Rey Büchler le 05/01/2021

„Feinde“ in der ARD: Folter als letztes Mittel – Finden Sie das ungerecht?

Sylvia Staude (Frankfurter Rundschau, 04/01/2021)

„Feinde“, ein zweiteiliger Film von Ferdinand von Schirach, greift das Thema Folter auf. Der Fall dürfte nicht nur Frankfurter Zuschauer:innen bekannt vorkommen.

Der Strafverteidiger und Autor Ferdinand von Schirach hat sich nach „Terror“ und „Gott“ ein weiteres Mal ans ethische und juristische Reißbrett gesetzt. Die ARD hat die Varianten des Stoffes – es geht um „verschärfte Vernehmungsmethoden“, also Folter – plus eine halbstündige Doku am Sonntag zur Tatort-Zeit kompliziert programmiert. Im Ersten ist um 20.15 Uhr „Feinde – Gegen die Zeit“ zu sehen, die Sicht des Ermittlers; in allen Dritten um 20.15 Uhr „Feinde – Das Geständnis“, die Sicht des Verteidigers. Dazwischen folgt (aber nicht in sämtlichen Dritten) jeweils die Doku. Danach, quasi überkreuz, der je andere 90-minütige Spielfilm. Ausschließlich für die Mediathek, für „andere Sehgewohnheiten“, wie es heißt, gibt es eine 45-minütige „Feinde“-Fassung. Geht also offenbar, interessant.

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Viele Stunden schlechtes Fernsehen

Heike Hupertz (Frankfurter Allgemeine, 02/01/2021)

Vorausgesetzt wird mal wieder ein naiv-moralischer „Urzustand“ der Nichtjuristen im Publikum.

„Feinde“ will Zuschauer beeindrucken, die bislang weder mit dem Kant’schen Imperativ in seiner allgemeinsten, formalen Form („Verhalte dich so, dass deine Taten Grundlage der allgemeinen Gesetzgebung sein könnten“) noch dem Volksmundspruch „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu“ in Berührung gekommen sind. Die Zahl dürfte wohl verschwindend gering sein. Aber damit die Schirach-Fernsehfestspiele in gewünschter Weise funktionieren, muss die Handlung so gestrickt werden, dass dem avisierten „freien Nachdenken“ kein Raum gegeben wird. Wenn Bildungsfernsehen einen humanistischen Freiheits- und Meinungsbegriff mitdenkt, dann handelt es sich auch bei „Feinde“ nicht um Bildung, sondern um jurapopulistische Erziehung.

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Ein Folter-Abend

Volker Weidermann (Der Spiegel, 03/01/2021)

Die ARD startet das Jahr auf allen Kanälen mit Ferdinand von Schirachs »Feinde«. Aufwand und Ergebnis stehen dabei in keinem Verhältnis, denn das TV-Drama bauscht moralische Dilemmata auf, die keine sind.

Wie zuletzt in seinem Drama »Gott«, in dem die Frage der Straffreiheit der Beihilfe zum Suizid verhandelt wurde, stellt Ferdinand von Schirach auch hier wieder ein moralisches Dilemma aus: die Abwägung zwischen Gerechtigkeitsempfinden und Recht. Die Frage: Darf man denn wirklich niemanden foltern, auch wenn man dadurch das Leben eines Kindes retten kann?

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"Feinde" – rechtlicher Hintergrund

Frank Bräudigam (ARD)

Darf man einen Verdächtigen foltern, um ein entführtes Kind zu retten? ARD-Rechtsexperte Frank Bräutigam erklärt die rechtlichen Hintergründe zum Filmprojekt "Feinde".

Der Polizist Peter Nadler möchte das Leben eines Kindes retten. Um dieses Ziel zu erreichen, verstößt er aber gegen einen wichtigen Grundsatz: Der Staat darf nicht foltern. Auch nicht Beschuldigte in einem Ermittlungsverfahren. Oder – darf er das im konkreten Fall vielleicht ausnahmsweise? Und was hat die Folter für Konsequenzen im späteren Gerichtsprozess gegen den Entführer?

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