12. Oktober 2017 - Frankreich als Ehrengastland der Frankfurter Buchmesse
Deutsch-Französische Zusammenarbeit: Merkel und Macron eröffnen die Frankfurter Buchmesse 2017
Sabine Peschel/ jhi/ bb (Deutsche Welle)
10. Oktober 2017
Frankreich ist Gastland der diesjährigen Buchmesse. Emmanuel Macron und Angela Merkel betonten bei ihren Eröffnungsreden das Verbindende von Kultur und Literatur beider Länder - und feiern "Frankfurt auf Französisch".
Es ist 28 Jahre her, dass Frankreich bei der Frankfurter Buchmesse eine bedeutende Rolle spielte. Europa war noch überschaubar und geteilt, die Mauer noch nicht gefallen. Daran erinnert Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Eröffnungsfeier am Dienstagabend (10.10.17), ehe sie gutgelaunt und entspannt gemeinsam mit dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron und Heinrich Riethmüller, Vorsitzender des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, mit einem Hammerschlag die Messe eröffnete.
"Nicht abschotten, um unsere Werte zu schützen"
Zwei volle Stunden hatte die Eröffnungsfeier bis zu diesem Schlusspunkt gedauert, und die Reden Macrons und Merkels waren alles andere als von Floskeln geprägt. Der philosophisch gebildete Präsident schlug einen weiten Bogen in die Geschichte, zurück zum über 80-jährigen Johann Wolfgang von Goethe und seinem blutjungen französischen Faust-Übersetzer Gérard de Nerval, um die gut nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich zu betonen. "Sprache wird stärker, wenn sie Vorstellungswelten aus anderen Kulturen annimmt", sagte er in seiner halbstündigen Rede.
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Rückholung der Musen
Volker Breidecker (SZ)
10. Oktober 2017
Sie ist eröffnet: Das Gastland Frankreich bringt eine ganze Bücherstadt mit, das E-Book bleibt in seiner Nische, und die Rechten sind allenfalls eine Marginalie.
Wie lange es die Frankfurter Buchmesse schon gibt, wissen nicht einmal die Historiker. Spärlichen Überlieferungen zufolge sollen in Ufernähe bereits im 11. Jahrhundert Handschriften getauscht oder verkauft worden sein. Handschriften und ihre gedruckten Nachfolger wurden lange Zeit noch wie saure Heringe in Fässern über die Flusswege transportiert. Diese Bücherfässer waren die Nachfahren antiker Amphoren, der stapelbaren Vorläufer moderner Container. Mehr über den Frankfurter Messeplatz erfahren wir aus den Berichten gelehrter Messebesucher des 16. Jahrhunderts, die wie Erasmus von Rotterdam eigens dahin pilgerten: "Ella a ramené les Muses d'exil" - "Sie hat die Musen aus dem Exil zurückgeholt" - schrieb voller Begeisterung der französische Humanist, Buchdrucker und Verleger Henri Estienne im Jahr 1573 über die Frankfurter Buchmesse.
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Macron schwärmt, Merkel geht früher
Felix Bayer (Spiegel Online)
10. Oktober 2017
"Ohne Kultur kein Europa!" In Frankfurt wurde die weltgrößte Buchmesse mit Reden der Bundeskanzlerin und des Präsidenten des Ehrengastlandes Frankreich eröffnet.
Im Pavillon des Ehrengastlandes brennt noch Licht, kurz nach 20 Uhr am Dienstagabend. "Der Macron ist da immer noch drin", sagt die Messebedienstete an der Ausgangstür des gegenüberliegenden Kongresszentrums der Frankfurter Messe - es klingt wie ein Stoßseufzer. "Ja, sehr gesprächig der Herr", antwortet ihr Kollege, als wolle er seinem Oberbürgermeister Ehre machen, der das als typisch frankfurterisch angesehene Gemecker in seiner Rede zur urdemokratischen Tugend zu erheben suchte.
Aber er hat ja auch recht, der Sicherheitsmann. Unermüdlich schob sich Emmanuel Macron durch die labyrinthischen Holzregalgänge der Präsentation des Gastlandes Frankreich, plauderte mit Übersetzern, ließ sich eine Bibliothekssoftware zeigen, begrüßte eine Gruppe Schulkinder - und zwischendurch immer wieder ein Selfie hier, ein Autogramm dort. Monsieur le Président liebt es ja sowieso, das Bad in der Menge - und wenn die Menge nicht aus frisch entlassenen Arbeitern, sondern aus Büchermenschen besteht, dann um so mehr.
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Frankfurter Buchmesse mit Macron, Merkel und auch Masse
Michael Wurmitzer (der Standard)
09. Oktober 2017
Frankfurt am Main – Im Jahr des Mauerfalls, 1989, war Frankreich zuletzt Gastland auf der Frankfurter Buchmesse. Der Bau der Mauer rund 30 Jahre zuvor hatte der Veranstaltung dazu verholfen, jener in Leipzig, das nun in der DDR vom Westen abgeschnitten war, den Rang abzulaufen und zur wichtigsten der Welt zu werden. Knapp darauf fiel die Mauer. Beides hat natürlich nichts miteinander zu tun.
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Was erst Macrons Dolmetscher offenbarte
Marc Reichwein (Welt)
11. Oktober 2017
Alle beschwören Demokratie, Vielfalt und Bücher. Nur: Ein pathosgeladener französischer Präsident stiehlt einer nüchternen Bundeskanzlerin die Show. Eindrücke von der Buchmesse-Eröffnung, bei der ein Live-Übersetzer eine ungewohnte Rolle spielte.
1:0 für Frankreich. Man muss so eine Buchmesseeröffnung sportlich lesen, gerade weil alle dazu neigen, die Gemeinschaft der Veranstaltung zu beschwören. Emmanuel Macron und Angela Merkel, der französische Präsident und die deutsche Kanzlerin, haben die diesjährige Buchmesse eröffnet. Und natürlich fällt, alle Reden von dem Buchmesseboss über den Frankfurt-OB bis zum Börsenvereinschef mit eingerechnet, das Publikum im Festsaal am Ende fast um vor lauter warmen, guten und noch mehr warmgut gemeinten Worten.
Berlin -
Für den gerade erst ernannten Baustaatssekretär der Linken, Andrej Holm, wird es eng. Sein überraschendes Geständnis vom Mittwoch, bei seinem Lebenslauf für eine Anstellung an der Berliner Humboldt-Universität (HU) falsche Angaben zu seiner Stasi-Zeit gemacht zu haben, sorgt für Irritationen in der rot-rot-grünen Koalition, insbesondere in der SPD. „Es gibt Aufruhr in der Partei“, sagte ein gut vernetzter Sozialdemokrat der Berliner Zeitung. „Viele finden: Der Mann ist nicht mehr zu halten.“ Auch renommierte DDR-Historiker wie Ilko-Saschea Kowalczuk und Jens Gieseke werfen Holm vor, die Unwahrheit gesagt zu haben.
Der 46-jährige Soziologe und Stadtforscher Holm hatte der HU verschwiegen, dass er von September 1989 bis Januar 1990 hauptamtlicher Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit war. Stattdessen hatte er in einem Fragebogen nur seine militärische Grundausbildung beim Stasi-Wachregiment „Feliks Dzierzynski“ angegeben. Ihm sei jetzt erst durch Einblick in seine Kaderakte klar geworden, dass er hauptamtlich als Offiziersschüler beim Ministerium für Staatssicherheit (MfS) beschäftigt gewesen sei, erklärte Holm. Seinen Lebenslauf habe er korrigiert nachgereicht. Die HU prüft derzeit rechtliche Konsequenzen. Auch der Senat hat, wie bei jedem neuen Staatssekretär, eine Regelanfrage bei der Stasi-Unterlagen-Behörde gestartet.
– Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/25302198 ©2016
Alexander Van der Bellen konnte den Vorsprung auf Norbert Hofer bei höherer Wahlbeteiligung ausbauen, er steht als Bundespräsident fest. Die FPÖ bekräftigt, auf eine Anfechtung zu verzichten - derstandard.at/2000048771312/Van-der-Bellens-Wahlsieg-fiel-deutlicher-aus-als-erwartetAlexander Van der Bellen konnte den Vorsprung auf Norbert Hofer bei höherer Wahlbeteiligung ausbauen, er steht als Bundespräsident fest. Die FPÖ bekräftigt, auf eine Anfechtung zu verzichten - derstandard.at/2000048771312/Van-der-Bellens-Wahlsieg-fiel-deutlicher-aus-als-erwarte
Es ist kurios, dass eine Buchpreisrunde mit einer fußballmetaphernhaltigen Verleihung endet. Aber erst die wichtigen Dinge. Bodo Kirchhoff hat am Montagabend im Kaisersaal des Frankfurter Römers den mit 25.000 Euro dotierten Deutschen Buchpreis zugesprochen bekommen.
Der Deutsche Buchpreis zeichnet den „Besten Roman“ eines Jahrgangs aus, „Widerfahrnis“ ist eine Novelle, aber Kirchhoff mendelte sich beim fortschreitenden großen Lesen zunehmend als Favorit unter den letzten sechs der Nominierten heraus – der vielleicht noch am häufigsten genannte Mitfavorit Thomas Melle hat äußerst gezielt gar keine Fiktion geschrieben, so viel dazu.
– Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/24932162 ©2016
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"Ich will keinen Arzt, ich will Visionen!"
Sandra Kegel (FAZ)
10. Oktober 2017
Emmanuel Macron wählt seine Auftritte mit Bedacht. In Frankfurt begab sich der französische Präsident an die Universität, dann mit der Kanzlerin zur Buchmesse. Er wirbt für ein neues Europa. Wie sieht das aus?
Der französische Präsident, der mit seiner im April 2016 in Amiens gegründeten Bewegung En Marche das politische Frankreich innerhalb weniger Monate auf den Kopf gestellt hat, wählt seine Auftritte mit Bedacht. Als Emmanuel Macron im Februar während des Wahlkampfs im Stade Gerlan von Lyon vor Zehntausenden die „Feuillets d’Hypnos“ von René Char zitierte wie Pompidou einst Éluard, da war das keine Idee seines Redenschreibers. Und auch seine große Rede zu Europa, in der Macron nicht ohne Pathos so etwas wie seine Universalformel zur Neufindung des Kontinents formulierte, hielt er Ende September nicht im Brüsseler oder im Pariser Parlament, sondern an der Universität Sorbonne.
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Mehr Solidarität in Europa - und keine für Katalonien
Miriam Benhadid (FAZ)
10. Oktober 2017
Frankreichs Präsident diskutierte in der Goethe-Universität über die Zukunft Europas und macht sich abermals für eine stärkere Zusammenarbeit stark. In der Katalonien-Krise schlägt Macron jedoch andere Töne an.
Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron hat bei der Diskussion mit dem deutsch-französischen Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit und dem französischen Sozialwissenschaftler Gilles Kepel in der Goethe-Universität Frankfurt über die Zukunft Europas diskutiert. Kepel und Cohn-Bendit stellten dem Präsidenten abwechselnd Fragen über die europäische Identität, Möglichkeiten der Bekämpfung des islamistischen Terrors und die Katalonien-Krise. Anschließend hatten einige Studierende die Möglichkeit, dem Präsidenten Fragen zu stellen. Es war der ausdrückliche Wunsch Macrons, mit ihnen zu sprechen.
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Pour citer cette ressource :
12. Oktober 2017 - Frankreich als Ehrengastland der Frankfurter Buchmesse, La Clé des Langues [en ligne], Lyon, ENS de LYON/DGESCO (ISSN 2107-7029), octobre 2017. Consulté le 26/12/2024. URL: https://cle.ens-lyon.fr/allemand/revue-de-presse/archives-revue-de-presse-2017/12-oktober-2017-frankreich-als-ehrengastland-der-frankfurter-buchmesse