17. Juni 2024 - Gedenkfeier zur Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944
80 Jahre nach dem D-Day: Gedenken an die Landung
Christoph Hasselbach (DW, 05/06/22024)
Mit ihrer Landung in der Normandie am 6. Juni 1944 läuteten die Alliierten die Befreiung Westeuropas von der Nazi-Herrschaft ein. 2014 nahm noch Wladimir Putin teil. Diesmal ist gar kein Vertreter Russlands dabei.
Es war die größte Landeoperation der Geschichte. Die "Operation Overlord", die Landung alliierter Truppen im von Deutschland besetzten Frankreich, war monatelang geplant und in England geübt worden. Schlechtes Wetter hatte das Unternehmen kurz zuvor noch verzögert. Doch am 6. Juni 1944, der seitdem D-Day genannt wird, war es soweit: Tausende von Schiffen, unterstützt aus der Luft, starteten an der englischen Küste und brachten rund 150.000 Soldaten aus den USA, Großbritannien, Kanada und anderen verbündeten Ländern an die Strände der Normandie. Ihr Ziel: Frankreich befreien und dann auf Deutschland vorrücken, um der Nazi-Herrschaft in ganz Europa ein Ende zu setzen.
Als Adolf Hitler von der Invasion erfuhr, soll er hocherfreut gesagt haben: "Solange sie in England waren, konnten wir sie nicht fassen. Jetzt haben wir sie endlich dort, wo wir sie schlagen können."
Tatsächlich ist die deutsche Wehrmacht auf die Landung vorbereitet. Die Küste des besetzten Frankreichs ist mit Bunkern und Geschützstellungen stark gesichert, dem sogenannten Atlantikwall. Allerdings warten die größten deutschen Militärverbände an der falschen Stelle, nämlich bei Calais, wo der Ärmelkanal am schmalsten ist. Die Wehrmacht ist einem gezielten Täuschungsmanöver aufgesessen.
Die letzten D-Day-Helden: Gedenken in Zeiten des Krieges
dpa ( FAZ, 06/06/2024)
Bei mehreren Gedenkfeiern zur Landung der Alliierten in der Normandie vor 80 Jahren haben US-Präsident Joe Biden und andere Staatschefs die letzten überlebenden Soldaten des D-Days gewürdigt. Zugleich riefen sie zur Verteidigung der Demokratie auf. «Wir kennen die dunklen Mächte, gegen die diese Helden vor 80 Jahren gekämpft haben. Sie vergehen nie», sagte Biden bei einer Zeremonie auf dem US-Militärfriedhof in Colleville-sur-Mer iWestliche Staatschefs beschwören Einigkeit im Kampf gegen die Tyrannein Nordfrankreich.
Auch heute seien Demokratie und Freiheit in Gefahr, mahnte der US-Präsident. Er verwies dabei auf den Krieg, der heute in Europa tobt: Russlands Angriff auf die Ukraine. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj war beim D-Day-Jubiläum in der Normandie dabei. Auch zahlreiche hochbetagte Veteranen waren gekommen.
Am 6. Juni 1944, waren die Soldaten der Alliierten an den Stränden der Normandie gelandet. Der D-Day markierte den Auftakt der Befreiung Frankreichs und Westeuropas von der Nazi-Herrschaft («Operation Overlord»). Er steht aber auch für ein unmenschliches Blutvergießen, Zehntausende Tote und Verwundete. Zur Streitmacht der Alliierten gehörten damals vor allem US-Amerikaner, Briten, Kanadier, Polen und Franzosen. Etwa 3100 Landungsboote mit mehr als 150.000 Soldaten machten sich auf den Weg nach Nordfrankreich.
„Wir sind alle Kinder der Normandie-Landung“, sagt Macron
Martina Meister (die Welt, 06/06/2024)
Im Zeichen der Freiheit und Demokratie haben in Frankreich Staats- und Regierungschefs aus aller Welt des 80. Jahrestags der Landung der Alliierten in der Normandie gedacht. Die Anwesenheit von Wolodymyr Selenskyj unterstrich, dass der Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung nicht vorbei ist.
Omaha Beach hat sich nicht verändert. Er ist derselbe Anblick, Jahrestag nach Jahrestag, Jubiläum nach Jubiläum. Unendliche Weite, ein kilometerlanger, goldener Sandstrand, den nur der ewige Rhythmus von Ebbe und Flut schmaler oder breiter sein lässt. Geblieben, 80 Jahre nach der Normandie-Landung, ist die Erinnerung an „bloody Omaha“, den blutigen Strand, an die 4414 Soldaten, die an diesem ersten Tag der Befreiung Europas von der Naziherrschaft gestorben sind.
Am eindrücklichsten verkörpert wird ihr Opfer durch das endlose Feld weißer Kreuze des amerikanischen Soldatenfriedhofs, der oberhalb des Landungsstrandes liegt. Geblieben ist auch das Bewusstsein der Opferbereitschaft junger Soldaten aus den USA, Kanada, Großbritannien und Teilen des Commonwealth, die bereit waren, für die Freiheit Fremder zu sterben.
„Why“, warum, fragte US-Präsident Ronald Reagan die noch zahlreich anwesenden Soldaten bei der ersten großen Gedenkfeier vor 40 Jahren? „Why did you do it“, lautete Reagans eindringlich Frage an die Menge? Nach kurzer Stille gab er die Antwort selbst: „Weil die Demokratie es wert ist, für sie zu sterben.“
Weltkriegs-Sightseeing ohne Putin
Rudolf Balmer (taz, 06/06/2024)
Die Schauplätze des D-Days sind zu Tourispots geworden. Am Gedenktag zeigt sich, dass die Alliierten von gestern nicht die Verbündeten von heute sind.
PARIS taz | Für die Normandie scheint es wie gestern zu sein. 80 Jahre nach dem 6. Juni 1944, als die alliierten Truppen an den Stränden der Normandie landeten, wird der runde Jahrestag mit zahlreichen Ausstellungen, Konzerten, Konferenzen, kulturellen, sportlichen und militärischen Shows zelebriert. Fans von Soldatenuniformen und Ausrüstungen nutzen die Gelegenheit, als GI verkleidet im Jeep vorzufahren und in Museen vor dem Transportmaterial der Landungstruppen zu posieren.
Der französische Präsident Emmanuel Macron gedachte am Mittwoch zu Beginn der dreitägigen Feierlichkeiten in Plumelec in der Bretagne den bretonischen Widerstandskämpfern und französischen Fallschirmjägern im Verband der britischen Spezialeinheit SAS, die in der Nacht vom 5. auf den 6. Juni 1944 den Militäreinsatz „Overlord“ einleiteten.
Längst ist auch Deutschland, der ehemalige Feind, an die Festtafel geladen. Gerhard Schröder war der erste deutsche Regierungschef, der vor zwanzig Jahren dabei sein durfte: eine symbolische Geste des damaligen Präsidenten Jacques Chirac. Seine Amtsnachfolgerin Merkel traf vor zehn Jahren in der Normandie noch auf Russlands Präsidenten Wladimir Putin, der wenige Monate zuvor die ukrainische Halbinsel Krim annektiert hatte.
Westliche Staatschefs beschwören Einigkeit im Kampf gegen die Tyrannei
eru/dpa/Reuters/AFP (Spiegel, 06/06/2024)
»Wir werden uns nicht beugen«: Die westlichen Staatschefs haben die Gedenkfeier zur Landung der Alliierten in der Normandie genutzt, um an den Ukrainekrieg zu erinnern. Die Demokratie sei auch heute von »Tyrannen« bedroht.
Zum 80. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie haben sich westliche Staats- und Regierungschefs zum gemeinsamen Gedenken zusammengefunden. Sie nutzten den Anlass, um an die Herausforderungen durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu erinnern.
»Sie haben alles verlassen und alle Risiken für unsere Unabhängigkeit, für unsere Freiheit auf sich genommen. Das werden wir nicht vergessen«, sagte Macron auf dem amerikanischen Soldatenfriedhof in Colleville in Anwesenheit von US-Präsident Joe Biden und rund 170 Veteranen. »Die freie Welt brauchte jeden von Ihnen und Sie sind gekommen«, sagte der Präsident. »An unserer Seite haben Sie diesen Krieg geführt, und wir haben ihn gewonnen.«Die Demokratie sei heute stärker gefährdet als zu jedem anderen Zeitpunkt seit dem Zweiten Weltkrieg, mahnte hingegen Biden. »Wir werden uns nicht beugen, wir können uns den Tyrannen nicht ergeben, das ist einfach undenkbar. Wenn wir das tun, wird die Freiheit unterdrückt, ganz Europa wird bedroht sein«, so Biden.
Bundespräsident Steinmeier warnt bei Gedenken vor Nationalismus
dpa, AFP, caf (die Zeit, 10/06/2024)
Frank-Walter Steinmeier hat in Frankreich der Opfer eines SS-Massakers gedacht. Heute dürfe man nicht vergessen, was Nationalismus und Hass in Europa angestellt hätten.
Angesichts der Erfolge rechter und rechtsextremer Parteien bei der Europawahl hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Verteidigung eines weltoffenen und friedlichen Europas aufgerufen. Bei einer Gedenkveranstaltung für die Opfer eines Massakers der deutschen Nationalsozialisten im französischen Oradour-sur-Glane vor 80 Jahren sagte Steinmeier, es dürfe nie vergessen werden, "was Nationalismus und Hass in Europa angerichtet haben".
"Vergessen wir nie das Wunder der Versöhnung, das die Europäische Union erreicht hat. Schützen wir unser vereintes Europa! Und vergessen wir nie den Wert der Freiheit", sagte der Bundespräsident, der seine gesamte Rede auf Französisch hielt. Die Gedenkveranstaltung fand gemeinsam mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron statt.
Steinmeier und Macron beschwören Europa
"Unser Auftrag ist die Europäische Union", sagte Steinmeier und erinnerte auch an die Landung der Alliierten in der Normandie wenige Tage vor dem Massaker von Oradour-sur-Glane. Mit dieser verlustreichen Operation hatte die kriegerische Niederlage Nazi-Deutschlands sowie die Befreiung Europas vom Faschismus begonnen. "Auch heute gilt: Die Freiheit muss erkämpft und sie muss verteidigt werden", sagte Steinmeier.