12. Mai 2023 - Umstrittene Versteigerung von Horten-Juwelen mit NS-Makel
Der Fall Helmut Horten: Erbe mit Schattenseiten
Olga Kronsteiner (Der Standard, 22/01/2022)
Ein Gutachten über den Kaufhausmagnaten, das seine Frau Heidi Horten 2020 beauftragt hat, belegt jetzt dessen Rolle als NS-Profiteur – Grauschattierungen inklusive
Das Wort "Nazi-Makel" ist im Umfeld der Milliardärin Heidi Goëss-Horten, bei ihrem Tross an Anwälten und Beratern, längst zum Reizbegriff mutiert. Irgendwie kann man es der bald 81-jährigen Erbin des 1987 im Schweizer Tessin verstorbenen Helmut Horten nicht verdenken. Sie selbst ist Jahrgang 1941, kam am 13. Februar in Wien zur Welt. Mit dem Aufstieg ihres Mannes zum Kaufhausmagnaten während des Regimes der Nationalsozialisten hat sie nichts zu tun.
Heidi Hortens privates Kunstmuseum: In einem lichten Wiener Stadtpalais sollen die Schatten der NS-Vergangenheit verscheucht werden
Philipp Meier (Neue Zürcher Zeitung, 01/06/2022)
Sie ist eine der reichsten Frauen der Welt und sammelt Kunst von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart. Weil sie jetzt ein Privatmuseum eröffnet, liess die Milliarden-Erbin die geschäftlichen Aktivitäten ihres Ehemannes während des zweiten Weltkriegs aufarbeiten.
Es war in einer Hotelbar am Wörthersee: er ein distinguierter Herr, makellos gekleidet, sie eine blonde Schönheit. Der Altersunterschied von 32 Jahren war Nebensache, zu perfekt war das Match.
Ein Leben für die Kunst
Cathrin Kahlweit (Süddeutsche Zeitung, 12/06/2022)
Die österreichische Milliardärin und Mäzenin Heidi Goëss-Horten ist im Alter von 81 Jahren gestorben - kurz nach der Eröffnung ihres Museums in Wien.
Anfang Juni erst war in Wien ihr Herzensprojekt, die Heidi Horten Collection eröffnet worden - aber die Mäzenin und Namensgeberin hatte gefehlt. Nun ist Heidi Goëss-Horten, nur zwei Wochen später, mit 81 Jahren am Wörthersee verstorben, wie eine Sprecherin ihrer Sammlung am Sonntag mitteilte. Horten hatte zuletzt sehr zurückgezogen gelebt; das Privatmuseum, das künftig zweimal jährlich Teile ihrer über die Jahre auf 700 Objekte angewachsene Kunstsammlung zeigen soll, hatte ihr zuletzt aber wieder viel Aufmerksamkeit beschert.
Die Kronjuwelen der Kaufhauskönigin
Ursula Scheer (FAZ, 02/05/2023)
Heidi Hortens Schmucksammlung könnte die teuerste je versteigerte werden: Mehr als 150 Millionen Dollar sollen die Preziosen der „Kaufhauskönigin“ einbringen. Sie sind auch glitzernde Symbole einer vergangenen Zeit.
Wie zum Abschied vom Zeitalter der Kaufhäuser, die in immer mehr Fußgängerzonen verschwinden, lässt sich dieser Tage bei Christie’s in Genf bestaunen, welchen Wohlstand das Geschäftsmodell zu erwirtschaften fähig war: Die auf über 150 Millionen Dollar geschätzte, 700 Lose zählende Schmucksammlung Heidi Goëss-Hortens, die live und online vom 3. bis zum 15. Mai versteigert wird, ist ein glitzerndes Symbol der jüngeren Vergangenheit – über der durchaus Schatten der etwas ferneren lagen.
"Nazi-Wolke" begleitet den Verkauf von Heidi Hortens Kronjuwelen
Olga Kronsteiner (Der Standard, 06/05/2023)
Mehr als 150 Millionen Dollar soll die Schmucksammlung Heidi Hortens einspielen. Zugleich wird Helmut Hortens Rolle als NS-Profiteur jetzt international Thema
Mit der Krönung von Charles III. und Camilla rücken auch die britischen Kronjuwelen inklusive der wertvollen Sammlung von Juwelen und Diamanten des Königshauses in den Fokus. Das Haupt Camillas wird, entgegen der Tradition, keine neue, sondern eine historische Krone zieren, mit Steinen aus der persönlichen Sammlung ihrer verstorbenen Schwiegermutter. Der berühmteste und umstrittenste Diamant glänzt jedoch durch Abwesenheit: der 108,93 Karat schwere Koh-i-Noor ("Berg des Lichts"), der bekanntlich mehrmals von Indien zurückgefordert, aber auch von anderen Ländern beansprucht wurde.
Jüdische Organisationen fordern Versteigerungsstopp für Horten-Juwelen
swe/afp/dpa/afx (Spiegel online, 11/05/2023)
Ihr Mann soll von der Übernahme jüdischer Unternehmen während der NS-Zeit profitiert haben, nun wird die Schmucksammlung von Heidi Horten versteigert. Daran gibt es scharfe Kritik – auch das Auktionshaus äußert sich.
Seit einer Woche versteigert das britische Auktionshaus Christie's die einzigartige Schmucksammlung der österreichischen Milliardenerbin Heidi Horten. Nach einer Online-Auktion sollten einige der spektakulärsten Stücke am Mittwoch und Freitag bei Christie's vor Ort in Genf angeboten werden. Doch über den Juwelen liegt der Schatten der NS-Vergangenheit des deutschen Unternehmers Helmut Horten – jüdische Organisationen fordern, die Auktion auszusetzen.
Juwelen mit NS-Vergangenheit
Kristina Reymann-Schneider (Deutsche Welle, 11/05/2023)
Heidi Hortens Schmucksammlung wird zurzeit in Genf versteigert. Doch über den glänzenden Juwelen hängt der dunkle Schatten des Nationalsozialismus.
Mehr als 700 Juwelen aus dem Nachlass der österreichischen Milliardärin Heidi Horten werden aktuell in Genf und online von dem Auktionshaus Christie's versteigert. Es handelt sich um kostbare Broschen, Ringe, Perlenketten und Armreife, verziert mit Diamanten und Rubinen, gestaltet von Luxusjuwelieren wie Bulgari, Cartier, Tiffany, Harry Winston und Van Cleef & Arpels. Schätzwert: 136 Millionen Euro.