09. Mai 2025 - Friedrich Merz im zweiten Wahlgang zum neuen Bundeskanzler gewählt
Porträt Friedrich Merz: Endlich Bundeskanzler
Christoph Strack und Jens Thurau (Deutsche Welle, 06/05/2025)
Er trug nie Regierungsverantwortung und ist nun doch Kanzler der Bundesrepublik Deutschland: Friedrich Merz und der Weg hin zum Bundeskanzler.
Um kurz nach 16 Uhr an diesem Dienstag ist Joachim-Friedrich Martin Josef Merz, am 11. November 1955 in Brilon im Sauerland geboren, am Ziel: Eben hat ihn der Bundestag zum zehnten Bundeskanzler der Bundesrepublik gewählt. Es hat lange Zeiten gegeben, da hat sich Merz das zwar gewünscht, aber sicher nicht mehr für möglich gehalten. Der Schritt ins Kanzleramt, er ist die letzte Stufe auf einer ungewöhnlichen politischen Karriereleiter - und zugleich ein Schritt ins Unbekannte.
Nach Debakel im ersten Wahlgang: Merz neuer Bundeskanzler
Jens Thurau (Deutsche Welle, 06/05/2025)
Christdemokrat Friedrich Merz ist neuer Bundeskanzler. Die Mehrheit kam aber erst im zweiten Wahlgang zustande. Ein solches Debakel hatte es in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland noch nicht gegeben.
Am Ende hat es dann doch noch funktioniert, nach vielen turbulenten, zum Teil auch bedrückenden Momenten und bangen Stunden im politischen Berlin: Im zweiten Wahlgang hat Friedrich Merz, der Vorsitzende der CDU, im Bundestag die notwendige Mehrheit erhalten. Er erhielt 325 Stimmen, 289 Abgeordnete stimmten mit Nein.
Sichtlich erleichtert und etwas erschöpft sagte er: "Ich bedanke mich für das Vertrauen und nehme die Wahl an." Er ist damit der zehnte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Und wird diesen Tag sicher lange nicht vergessen, wie viele der Teilnehmenden im Bundestag auch.
Geschichte wurde gemacht - und wie
Karoline Meta Beisel, Sarah Crone, Lisa Nguyen, Jens Schneider und Kassian Stroh (Süddeutsche Zeitung, 06/05/2025)
Wie ist eine Kanzlerwahl geregelt? Wird bekannt werden, wer die Abweichler waren? Was man zum historischen Tag im Parlament wissen muss.
Damit hat niemand gerechnet: Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz fällt im ersten Wahlgang zur Kanzlerwahl im Bundestag durch. Dabei hatte es bei den Probeabstimmungen in den Fraktionen zuvor keine Abweichler gegeben.
Wie ging der erste Wahlgang aus?
Friedrich Merz hätte für die Wahl zum Kanzler 316 Stimmen gebraucht – das ist die „Mehrheit der Mitglieder des Bundestags“, die das Grundgesetz fordert. Insgesamt haben 621 der 630 Abgeordneten an der Abstimmung teilgenommen. Lediglich 310 stimmten mit Ja und damit für Merz. Mit Nein stimmten 307 Abgeordnete, enthalten haben sich drei. Zudem wurde eine ungültige Stimme abgegeben.
„Ein Akt der kollektiven Hyperventilation“
Internationale Presse (FAZ, 07/05/2025)
Verantwortungslos, demütigend, typisch deutsch: Die Wahl von Friedrich Merz zum neuen Bundeskanzler wurde auch in ausländischen Medien kommentiert. Eine Auswahl.
Der holprige Start der Regierung Merz hat auch im Ausland für Aufsehen gesorgt. Das zeigen Pressestimmen aus einigen Ländern.
Schweiz
Der „Tages-Anzeiger“ aus Zürich schreibt an diesem Mittwoch:
„Die Merz-Gegnerinnen und -Gegner aus den eigenen Reihen spielten im ersten Wahlgang in verantwortungsloser Weise mit der Stabilität der deutschen Demokratie.
Wahlschreck für Merz: Wie stabil ist seine Koalition?
Jan Dörner (Berliner Morgenpost, 07/05/2025)
Berlin. Die Kanzlerwahl war ein Warnschuss für Friedrich Merz. Die schwarz-rote Mehrheit ist dünn. Der Kanzler muss hoffen, dass sie ihn trägt.
Von einem „kleinen Makel“ spricht der neue Bundeskanzler Friedrich Merz. Der CDU-Politiker ist mit einem blauen Auge ins Amt gekommen. Im ersten Wahlgang fehlten ihm Stimmen aus den Reihen der schwarz-roten Koalition. Erst im zweiten Anlauf erhielt Merz die erforderliche Mehrheit. Der Pannenstart wirft die Frage auf: Wie stabil ist das Bündnis aus CDU, CSU und SPD?
Über welche Mehrheit verfügt Schwarz-Rot?
Gemeinsam stellen Union und SPD 328 Abgeordnete im Bundestag. Die Mehrheit („Kanzler-Mehrheit“) auch für die Wahl des Bundeskanzlers in den ersten beiden Wahlgängen liegt bei 316 Stimmen.
Erste Kanzlerreise: Neustart in Paris - Ärger in Warschau
dpa (Zeit online, 07/05/2025)
Eine innige Umarmung in Paris, dafür Ärger über die Migrationspolitik in Warschau: Die ersten Antrittsbesuche des neuen Bundeskanzlers Friedrich Merz in Polen und in Frankreich sind sehr unterschiedlich verlaufen. Mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron vereinbarte der CDU-Chef einen «Neustart» der Beziehungen beider Länder für ein stärkeres Europa. Dafür soll es neue Gesprächsformate und ein Arbeitsprogramm geben.
Friedrich Merz 2024. Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0. ©Steffen Prößdorf.