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09. Februar 2024 - Deutsch-Französischer Politologe und Historiker Alfred Grosser ist gestorben

Publié par Cécilia Fernandez le 09/02/2024

Alfred Grosser, 12. Oktober 1975
Überreichung des Friedenspreises des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels an den französischen Politologen in der Paulskirche, Frankfurt.
Bundesarchiv, B 145 Bild-F046665-0008 / Wienke, Ulrich / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons
 

Deutsch-französischer Politologe Alfred Grosser ist tot

Sarah Judith Hofmann (Deutsche Welle, 08/02/2024)

Intellektueller jüdischer Herkunft, Kämpfer für die deutsch-französische Verständigung. Der Politologe Alfred Grosser mischte sich stets ein. Nun ist der Versöhner aus Frankreich im Alter von 99 Jahren gestorben.

Die besänftigende Sprache der Diplomatie war seine Sache nicht - und doch war Alfred Grosser ein großer Diplomat, und zwar immer dann, wenn es um die deutsch-französische Freundschaft ging  Dabei redete er nie etwas schön. Immer ehrlich und gerade heraus zu sein, war Grossers Besonderheit. Als sich die halbe Welt nach den Anschlägen auf das Satiremagazin Charlie Hebdo zum Solidaritätsmarsch in Paris einfand, sprach er von einer "Heuchlerparade". Es sei lächerlich, dass Politiker aus Ankara und Moskau an einer Demonstration für Pressefreiheit teilnähmen.

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Alfred Grosser gestorben: Aussöhner, Historiker, le Mensch

Claus Leggewie (Frankfurter Rundschau, 09/02/2024)

Im Alter von 99 Jahren ist der Politologe und Publizist Alfred Grosser gestorben. Ein Nachruf auf den statiker der deutsch-französischen Freundschaft.

Frankfurt am Main - Die Liste der Frankfurter Ehrenbürger seit 1795 ist nicht sehr lang. Göring und Hitler wurden 1947 gestrichen, Leo Gans und Arthur von Weinberg dafür wieder aufgenommen. Max Horkheimer bekam den Ehrenbürgerbrief 1960, François Mitterrand 1986, Trude Simonsohn 2016. Ein Name fehlt dort: Alfred Grosser. Der am Mittwoch im Alter von 99 Jahren verstorbene Politikwissenschaftler hatte sich in seinen letzten Lebensjahren kaum etwas mehr gewünscht als von der Stadt gewürdigt zu werden, in der er am 1. Februar 1925 als Sohn von Lily Rosenthal und Paul Grosser, dem damaligen Chef der Kinderklinik, geboren wurde.

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Der unermüdliche Vermittler

Rudolf Balmer (taz, 08/02/2024)

Mit 99 Jahren ist der Politologe Alfred Grosser verstorben. Kein anderer setzte sich so beharrlich für die deutsch-französische Annäherung ein.

PARIS taz | Immer wenn es zwischen Paris und Berlin knirschte, gab es diesen einen kompetenten Gesprächspartner. Er nahm dann selbst das Telefon ab, um meistens ausführlich in einem Interview die Zusammenhänge zu erklären, mit witzigen Randbemerkungen als Zugabe. Das war der unersetzbare Alfred Grosser, ein lebendes Sachbuch der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Der deutsch-französische Politologe ist nun wenige Tage nach seinem 99. Geburtstag verstorben. Alfred Grosser wurde als Deutscher am 1. Februar 1925 in Frankfurt am Main geboren, er starb als Franzose in Paris.

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Das lange, hyperaktive Intellektuellenleben eines Brückenbauers

Martina Meister (Welt, 08/02/2024)

Alfred Grosser war einer, der den Deutschen Frankreich und den Franzosen Deutschland beibrachte. Der Publizist und Politologe hatte jüdische Wurzeln. Überschattet wird seine Versöhnungsleistung durch seine Israelkritik. Ein Nachruf.

Er war ein „echter Franzose“, kein Deutscher mit französischem Pass, das hat Alfred Grosser gern und mit dem ihm typischen Augenzwinkern immer wieder betont. Als Jude geboren, konvertierte er zum Katholizismus und endete als säkularer Humanist. Sein Leben lang war er um die deutsch-französischen Beziehungen bemüht, wobei er das Wort „Versöhnung“ ausdrücklich mied. „Wie anders sind die Deutschen?“, fragte er noch im hohen Alter und schob gleich das nächste Buch hinterher: „Wie anders ist Frankreich?“

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