07. November 2025 - Schweizer Schriftstellerin Dorothee Elmiger erhält Deutschen Buchpreis
Dorothee Elmiger gewinnt Deutschen Buchpreis
DIE ZEIT, dpa, epd, lgi (Zeit Online, 13/10/2025)
Für Die Holländerinnen ist Dorothee Elmiger mit dem Deutschen Buchpreis 2025 ausgezeichnet worden. Die Jury bezeichnete den Roman als "ein Ereignis".
Der Deutsche Buchpreis geht in diesem Jahr an Dorothee Elmiger für ihren Roman Die Holländerinnen (Carl Hanser Verlag). Das gab der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Frankfurt bekannt. Elmiger erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro. Mit dem Preis zeichnet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels den besten deutschsprachigen Roman des Jahres aus.
Lob der Konjunktiv-Korrektorin
Andreas Platthaus (FAZ, 13/10/2025)
Die Schweizer Schriftstellerin Dorothee Elmiger gewinnt für ihren Roman „Die Holländerinnen“ den Deutschen Buchpreis: die mutige Entscheidung für einen Titel, der Ende der Woche wieder lieferbar sein soll.
Noch nie war eine Preisverleihung beim Deutschen Buchpreis so rasch vorbei wie an diesem Montagabend. Was machte da eigentlich der Deutschlandfunk mit seiner Livesendung, die so deutlich unter der angesetzten Dauer blieb? Um 18.45 Uhr war die Preisträgerin bereits verkündet, und ihre Dankesrede war gehalten. Und das lag nicht daran, dass sie nichts zu sagen gehabt hätte. Oder an der Eindeutigkeit der Jury-Entscheidung; vielmehr hatte es selten eine Finalrunde mit sechs derart interessanten Kandidaten gegeben.
Auszeichnung für „Die Holländerinnen“
Julia Hubernagel und Dirk Knipphals (taz, 13/10/2025)
Mit Dorothee Elmigers „Die Holländerinnen“ geht der Deutsche Buchpreis an den besten Roman unter den nominierten. Aber auch an den anspruchsvollsten.
Man musste ihn ihr eigentlich geben, den Deutschen Buchpreis, denn der Roman von Dorothee Elmiger ist das mit Abstand beste Buch unter den sechs nominierten. Es ist jedoch auch das mit Abstand anspruchsvollste Buch und so kann man sich vorstellen, dass die Jury womöglich kurz zögerte: Kann man in diesen Zeiten, in denen Komplexität nun nicht gerade Konjunktur hat, in denen simple Wahrheiten dominieren, einen Roman mit dem wichtigsten deutschen Buchpreis auszeichnen, der stellenweise so undurchdringbar ist, wie das Dickicht, in das er auch erzählerisch eintaucht?
Dorothee Elmiger schickt uns mit den "Holländerinnen" ins Herz der Finsternis
Mia Eidlhuber (Der Standard, 13/10/2025)
Mit ihrem dunklen Roman beschreibt die Schweizer Autorin sämtliche Verstörungen unserer Gegenwart. Er steht auf der Shortliste für den Deutschen Buchpreis.
Diese kleine Frau, die uns die Schweizer Schriftstellerin Dorothee Elmiger zu Beginn ihres Romans "Die Holländerinnen" – vielleicht noch kurz etwas sperrig – an ein Rednerpult stellt, entpuppt sich schnell als große Erzählerin und ganz genaue Beobachterin einer zutiefst verstörenden Reise in den südamerikanischen Urwald. Diese Frau, eine für uns namenlose Autorin, wurde von einem ebenso namenlosen Theatermacher (viele denken beim Lesen sicher an Milo Rau) eingeladen, der im Inneren eines tropischen Dschungels das Verschwinden von zwei holländischen Rucksacktouristinnen für ein Theaterprojekt nachstellen möchte. Die Schriftstellerin soll das Theaterkollektiv als Protokollantin begleiten.
Ein Stück (seiner) Zeit
Agatha Heinold (a3Kultur, 29/10/2025)
Der verdiente Siegertitel des Deutschen Buchpreises 2025, »Die Holländerinnen«, zeichnet die Stimmung der deutschen Literaturszene beispielhaft ab.
»Worum geht es?« ist eine Frage, die Leser*innen des Romans von Dorothee Elminger (Foto) wohl dauerhaft beschäftigt. Doch geht es weniger um die Handlung als um das Thema: das Bruchstückhafte, die Polyphonie, das Grauen, die Angst und Verunsicherung. Was ist Traum, was ist echt? Bei diesem Text braucht es das »Wie«, um sich dem »Worum geht es« anzunähern.
Dorothee Elmiger: "Die Holländerinnen"
Quelle: Perlentaucher.de
Klappentext
Mit blinkenden Warnlichtern fährt die Erzählerin, eine namenlose Schriftstellerin, an den Straßenrand, als ein unerwarteter Anruf sie erreicht. Am Apparat ist ein gefeierter Theatermacher, der sie für sein neuestes Vorhaben zu gewinnen versucht - ein in den Tropen angesiedeltes Stück, die Rekonstruktion eines Falls.
Der ekstatischen Wahrheit nahe
Julia Hubernagel (taz, 16/08/2025)
Dorothee Elmiger webt in ihrem Roman ein enges Zeichendickicht um einen Vermisstenfall, in dem sich zu verlieren großes Vergnügen bereitet: „Die Holländerinnen“.
Erinnert sich noch jemand an Elisa Lam? Der mysteriöse Tod der Kanadierin, die man Wochen nach ihrem Verschwinden nackt in einem Wassertank eines Hotels in Los Angeles entdeckte, hatte 2013 für heftige Spekulationen im global village, dem World Wide Web, gesorgt. Irritationen hatte vor allem ein Überwachungsvideo ausgelöst, das Lam im Hotelfahrstuhl zeigte, scheinbar mit einer körperlosen Erscheinung im Gespräch.
Cover zum Roman "Die Holländerinnen" von Dorothee Elmiger


