Volker KUTSCHER : "Der nasse Fisch"
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par
mduran02
le 27/05/2010
Ein Krimi im Berlin der 20er- und frühen 30er Jahre
Volker Kutscher: Der nasse Fisch, Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008, KiWi 1059, 543 Seiten. ISBN 10: 3462040227 Der nasse Fisch erzählt den ersten Kriminalfall Gereon Raths, welcher in Berlin zwischen dem 28. April und dem 21. Juni des Jahres 1929 spielt. Gereon Rath, Kriminalkommissar in Köln, wird dank der Beziehungen seines Vaters nach Berlin versetzt. Leider gibt es keine freie Stelle bei der Kripo, weshalb er bei der Sitte arbeiten muss. Aufgrund seines Ehrgeizes möchte Gereon aber so schnell wie möglich seinen vorherigen Job wiedererlangen. In den Maiunruhen sieht er dazu seine Chance. Mit Hilfe eines Kollegen hat er sich ein Zimmer bei einer Witwe verschafft, das bis vor kurzem Alexej Kardakow, ein russischer Künstler, bewohnt hat. Eines Abends besucht ihn ein Russe namens Boris, der auf der Suche nach Kardakow ist. Doch da der Mann betrunken ist, nur Russisch spricht und noch dazu anfängt zu randalieren, wirft Gereon ihn raus. Einige Tage später wird die Leiche eines schwer misshandelten Mannes im Landwehrkanal gefunden. Die Polizei ist ratlos. Wer ist dieser Mann und wer hat ihn ermordet? Gereon erkennt Boris und entschließt sich, den Fall auf eigene Faust zu lösen. Aber der Kriminalkommissar steht schnell vor einem Rätsel: Wo ist Kardakow? Und wo ist Kardakows Freundin, die ebenfalls spurlos verschwunden ist? Nur eines ist klar: Das Sorokin-Gold spielt eine essentielle Rolle und sowohl russische Flüchtlinge als auch Bolschewisten, die Ringvereine, die Stahlhelmer und die SA interessieren sich dafür. Gereon Rath stößt also auf allerlei Schwierigkeiten, was so weit geht, dass er sich auch selbst verdächtig macht. Der nasse Fisch basiert auf dem Prinzip Spannung und ist alles andere als langweilig. Am Anfang erlebt man mit, wie die Sitte einen Pornoring aushebt. Dann führt einen der Autor ins Berliner Nachtleben und macht mit den mächtigen Ringvereinen bekannt. Der Chef eines dieser Ringvereine heißt sogar Dr. M., eine Intertextualität zum gleichnamigen Film von Fritz Lang. Und schließlich sorgen auch die Russen für Chaos, egal, auf welcher Seite sie stehen. Volker Kutscher beschreibt sehr detailliert die historischen Hintergründe, wie zum Beispiel die Maiunruhen, die Stahlhelmer oder die SA. Für einen größeren Authentizitätseffekt fügt der Autor Berliner Dialektanteile bei. Die Gauner sprechen nämlich nur Berlinerisch. Damit konstruiert er ein sehr realistisches Ambiente, in das sich der Leser gut hineinversetzen kann. Zum Schluss soll hier nur so viel gesagt werden: der erste Fall von Gereon Rath gehört nicht zu den "nassen Fischen", das heißt der Fall wird nicht ungeklärt bleiben. Der Kriminalkommissar gelangt natürlich an sein Ziel und bekommt auch seine Stelle bei der Kripo wieder. Wie er dies schafft, wollen wir nicht verraten. Auch Gereon Raths zweiter Kriminalfall ist schon erschienen und heißt Der stumme Tod. Der dritte Band ist in Vorbereitung.
Sylvie Boléa
professeur d'allemand
Über den Autor
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Volker Kutscher liest im Goethe Institut Lyon aus "Der nasse Fisch"Pour citer cette ressource :
"Volker KUTSCHER : "Der nasse Fisch"", La Clé des Langues [en ligne], Lyon, ENS de LYON/DGESCO (ISSN 2107-7029), mai 2010. Consulté le 16/10/2024. URL: https://cle.ens-lyon.fr/allemand/bibliotheque/volker-kutscher-der-nasse-fisch-