Vous êtes ici : Accueil / Revue de presse / Archives Revue de presse - 2018 / 08. Juni 2018 - Kreuz-Erlass sorgt für Streit in Bayern

08. Juni 2018 - Kreuz-Erlass sorgt für Streit in Bayern

Publié par Cécilia Fernandez le 08/06/2018

Markus Söder und sein Kreuz

epd / dpa (FAZ, 01/06/2018)

Seit diesem Freitag gilt die umstrittene Kreuz-Pflicht für bayerische Landesbehörden. Oppositionspolitiker sind sich sicher, dass sie bald wieder abgeschafft wird. Markus Söder hat pünktlich zum Start derweil einen Termin beim Papst.

In Bayern gilt von diesem Freitag an die umstrittene Kreuzpflicht für Landesbehörden. Auf Anordnung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) soll in allen Dienstgebäuden des Freistaates ein Kreuz im Eingangsbereich hängen. Damit soll nach Darstellung der Staatsregierung die christlich-abendländische Tradition Bayerns deutlich gemacht werden. Einzig Hochschulen, Theater und Museen sind von der Verpflichtung ausgenommen. Regierungsintern ist das Innenministerium für die Umsetzung des Kreuzerlasses zuständig, es soll aber keine Kontrollen geben. Die Neuregelung gilt zudem nicht für die Behörden des Bundes und der Kommunen in Bayern, da diese nicht der Staatsregierung unterstehen. Vorgaben zur Gestaltung oder Größe des Kreuzes gibt es nicht. Bislang hängen bereits in Bayern Kreuze in Klassenzimmern und Gerichtssälen.

Mehr

Kreuzpflicht in Bayern sorgt für Streit

Volker Witting (DW, 01/06/2018)

Es geht um nichts weniger als das Verhältnis von Staat und Kirche. Kritiker glauben, es stehe Wahlkampf dahinter: In Bayern sollen laut einem Erlass von diesem Freitag an in allen Landesbehörden Kreuze aufgehängt werden.

Andreas Püttmann jedenfalls ist rundum zufrieden mit dem Kreuz-Erlass – ohne Wenn und Aber. Der bekennende Christ handelt mit kirchlichen Devotionalien. Für das Kirchenbedarf-Fachgeschäft Schreibmayr in München laufen die Geschäfte derzeit gut. "Am besten laufen die schlichten Holzkreuze ohne den Gekreuzigten", sagt Geschäftsführer Püttmann.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder von der konservativen bayerischen CSU (das "C" steht für christlich) hatte Ende April für Furore gesorgt. Sein Kabinett hatte einmütig beschlossen, dass im Eingangsbereich jeder Landesbehörde nun ein Kreuz hängen soll.

Mehr

Museen und Theater müssen kein Kreuz aufhängen

dpa / KNA / sk  (Zeit Online, 30/05/2018)

Ab Freitag müssen in Bayerns Landesbehörden Kreuze hängen. Für die umstrittene Anordnung von Ministerpräsident Markus Söder soll es einige wenige Ausnahmen geben.

Wenn am Freitag in Bayern die Kreuzpflicht für die Landesbehörden in Kraft tritt, wird diese nicht für Hochschulen, Museen und Theater des Freistaats gelten. Für diese Häuser gebe es keine Verpflichtung, sondern lediglich eine Empfehlung, sagte eine Sprecherin des Kunst- und Wissenschaftsministeriums in München. Über diese Ausnahme hatte zuvor die Süddeutsche Zeitung berichtet.

In der Geschäftsordnung bayerischer Behörden wird es künftig heißen: "Im Eingangsbereich eines jeden Dienstgebäudes ist als Ausdruck der geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns gut sichtbar ein Kreuz anzubringen." Die Anordnung kommt von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), sie soll von Juni an gelten. Die Sprecherin des Kunst- und Wissenschaftsministeriums sagte nun: "Die Verpflichtung, Kreuze im Eingangsbereich anzubringen, gilt auch für alle Behörden im Bereich des Kunst- und Wissenschaftsministeriums, mit Ausnahme der Hochschulen, Theater und Museen." Dabei handle es sich nicht um eine Korrektur, sondern das sei von Anfang an so geplant gewesen.

Mehr

Der Schaden ist angerichtet, die Verwirrung groß

Zusammengestellt von: Christine Dössel, Jörg Häntzschel, Catrin Lorch, Olaf Przybilla, Johan Schloemann, David Steinitz (Süddeutsche Zeitung, 01/06/2018)

Von diesem Freitag an gilt für Bayerns Behörden der Kreuz-Erlass. Auch für den Kunst- und Kulturbetrieb? Wie Museen, Theater und Hochschulen mit dem neuen Paragrafen umgehen.

Der Wortlaut des Erlasses ist von trügerischer Einfachheit: "Im Eingangsbereich eines jeden Dienstgebäudes ist als Ausdruck der geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns gut sichtbar ein Kreuz anzubringen." So bestimmte es Ministerpräsident Markus Söder, so soll der Paragraf 28 der Geschäftsordnung für bayerische Behörden am Freitag in Kraft treten: Für Gerichte und Finanzämter, aber auch für Hochschulen, Museen und Archive. Im Ernst? Ein Kreuz im Eingang einer Archäologischen Sammlung als Ausdruck der "geschichtlichen Prägung"? Diese Vorstellung hatte Widerstand hervorgerufen, das Neue Museum in Nürnberg will auf keinen Fall ein Kreuz aufhängen (SZ vom 24. Mai). Inzwischen klingt das Wissenschaftsministerium deutlich konzilianter: Für Hochschulen, Theater und Museen sei die Präsentation eines Kreuzes nur eine "Empfehlung", sagt Mira Barthelmann, Sprecherin des bayerischen Wissenschaftsministeriums. "Damit kann der Kultur- und Kunstbetrieb in seiner Freiheit, die wir ja so lieben, sicher gut leben."

Indes, der Schaden ist angerichtet, die Verwirrung groß, das zeigt diese Umfrage. Welche Institution muss das Kreuz zeigen, welche will es sogar? Welche weigert sich, und was heißt das? Stoff für Debatten - über den Eingangsbereich hinaus.

Mehr

Das gottverlassene Kreuz der Bayern

Kommentar von Malte Lehming (Der Tagesspiegel, 01/06/2018)

Das Kreuz in Bayern. Seit Freitag hängt es in allen Behörden. Es ist weder Ärgernis noch Anmaßung. Sondern eher Ausdruck einer spirituellen Leere.

In bayerischen Amtsstuben hängt nun das Kreuz. Es hängt dort nicht, weil die Bayern plötzlich besonders fromm geworden wären. Es hängt dort auch nicht, weil es eine Rückbesinnung auf die Lehre des Christentums gegeben hätte. Sondern es hängt dort per Dekret – als Zeichen eines kulturellen Selbstbehauptungswillens.

Tendenziell werden die Bayern und Deutschen ja eher kirchenferner. Das aber scheint einherzugehen mit einer spirituellen Leere, die durch Verwurzelungsbekenntnisse kompensiert werden muss. Verwurzelt im Abendland, in der Heimat, im christlichen Erbe. Ohne die Debatte über Flüchtlinge, Muslime, Integration und Identität wäre es zu dieser kleinen Demonstration wohl nicht gekommen. Wer Flüchtlinge auf den Islam reduziert, hat einen Grund gefunden, sich selbst durch das Christentum zu definieren. Für einen Hammer sieht eben alles wie ein Nagel aus.

Mehr