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19. Oktober 2018 - Ergebnisse der Landtagswahl in Bayern

Publié par Cécilia Fernandez le 19/10/2018

Alle Ergebnisse und Grafiken der Landtagswahl im Überblick

(Welt,15/10/2018)

Mit 37,2 Prozent bleibt die CSU stärkste Kraft, verliert aber die absolute Mehrheit im Landtag. Wahlgewinner sind die Grünen mit 17,5 Prozent der Stimmen. Dahinter folgen die Freien Wähler (11,6) und die AfD (10,2). Die SPD rutscht auf desolate 9,7 Prozent, die FDP erreicht 5,1 Prozent. Die Wahlbeteiligung stieg auf 72,4 Prozent.

Bayern hat gewählt: Knapp 9,5 Millionen Bayern waren am Sonntag zur Landtagswahl aufgerufen. 18 Parteien und Wählergruppen hatten 1923 Kandidaten nominiert.

Laut vorläufigem amtlichen Endergebnis aus der Nacht zu Montag kam die CSU auf 37,2 Prozent – es ist das zweitschlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Die Grünen werden mit 17,5 Prozent zweitstärkste Partei – und kommen damit in Bayern zum ersten Mal auf ein zweistelliges Ergebnis. Sie könnten damit außerdem das viertbeste Ergebnis der Partei bei Landtagswahlen (bessere gab es nur zweimal in Baden-Württemberg und einmal in Bremen) einfahren.

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Freie Wähler drängen mit Macht in die Regierung

Armin Lehmann (Tagesspiegel, 14/10/2018)

Hubert Aiwangers Freie Wähler gehören zu den Wahlsiegern des Abends - und wollen nun unbedingt mit der CSU regieren. Wer ist die Partei?

Manchmal muss man sich fürchten vor diesem Mann. Vor seinen Augen. Es sieht dann so aus, als würden sie beim Sprechen weit aus seinem Kopf in Richtung des Fragestellers wandern. Das liegt daran, dass er seinen Oberkörper und seinen Kopf weit nach vorne beugt und, wenn es ihm wichtig wird, seinem Interviewpartner sehr nahe kommt. Um so ernster dann der Satz oder das Argument, die er selbst verwendet, um so lauter lacht Hubert Aiwanger dann meist auf.


Der Vorsitzende der Freien Wähler (FW) auf Bundes- und Landesebene und ihr Spitzenkandidat in Bayern ist ein im positiven Sinne politisch Besessener. Und er will endlich dort ankommen, wo er selbst glaubt, dass er und seine Partei hingehören: in Regierungsverantwortung. Als am Sonntagabend die ersten Hochrechnungen öffentlich wurden, und es noch sehr unklar war, ob die FDP nach ihrem Rausschmiss durch den Wähler 2013 dieses Mal wieder in den bayerischen Landtag einziehen können, konnte man wieder diesen unheimlichen Aiwanger-Blick beobachten.

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"Bayern aus den Fugen"

Pressestimmen zur Landtagswahl

oka/dpa (Spiegel Online, 15/10/2018)

Das Ergebnis kann der Regierung in Berlin gefährlich werden; mit der Bedeutung der CSU für die Bundespolitik ist es vorbei: So kommentiert die Presse im In- und Ausland die Bayern-Wahl.

So sieht die deutsche Presse den Wahlausgang in Bayern:

"Bayern aus den Fugen? Es sieht selbst nach diesem Erdbeben eher nach business as usual aus. Nichts anderes bedeuten die kommenden Verhandlungen, die in einer veränderten politischen Landschaft stattfinden mögen. Ist der Staub dieser Landtagswahl aber erst einmal verflogen, wird sich vielleicht auch die Einsicht durchsetzen, dass Koalitionen der Normalfall der Bundesrepublik waren und sind. Die Ironie der Geschichte ist der Erfolg einer Protestpartei, der AfD, die im Namen der Systemkritik das alles in Frage stellt, nun aber doch langfristig genau das anstrebt: Koalitionen."
"Frankfurter Allgemeine Zeitung"

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"Ist Bayern aus den Fugen?"

Kommentar von Jasper von Altenbockum (FAZ, 14/10/2018)

Ein politisches Erdbeben verwandelt Bayern in einen Normalfall: Auch hier gibt es die AfD, auch hier müssen jetzt Koalitionen gebildet werden. Die CSU wird nicht lange fackeln. Ein Kommentar.

So besonders diese Wahl für Bayern und die Bundesrepublik auch ist, Bayern ist künftig, parteipolitisch gesehen, nichts Besonderes mehr. Die CSU wird sich auf die Suche nach einem Koalitionspartner machen müssen. Sie kann von Glück sagen, dass sie dafür noch eine strategische Mehrheit hat – ohne sie kann nicht regiert werden. Am allerwenigsten kommt für eine Koalition die AfD in Frage. Gleich danach scheidet auch die SPD aus, die sich in Bayern, ähnlich wie in Baden-Württemberg, zu einer rein kommunalen Größe zurückentwickelt, weil sie schon auf Landesebene Themen sektiererisch ausblendet, die den Kommunen auf den Nägeln brennen – Stichwort Flüchtlinge.

Bleiben für die CSU noch Grüne, FDP und Freie Wähler. Die FDP hat in dieser Wahl zu spüren bekommen, wie es ist, wenn man nicht auf sie zählen kann. Ihr schwaches Ergebnis hängt auch damit zusammen, dass die Rechnung des Parteivorsitzenden auf Bundesebene, lieber gar nicht zu regieren, als schlecht zu regieren, nicht aufzugehen scheint – weil die FDP gewählt wurde, um zu regieren, und weil ihr zugetraut wurde, gut zu regieren. Das hat sie in Bayern wieder zu einem Fall für die Fünfprozenthürde gemacht.

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Zwischen Absturz und Triumph

Andreas Glas, Birgit Kruse, Lisa Schnell, Maria Sprenger, Olaf Przybilla und Benedict Witzenberger (SZ,15/10/2018)

43 Prozent für die Grünen in München, 4,6 Prozent für die SPD in Straubing: Die Landtagswahl hat Ergebnisse geliefert, die kaum zu glauben sind. Eine Reise durch Bayerns Extreme.

Eine Reise durch Bayern ist abwechslungsreich. Hohe Berge gehen über in sanfte Hügel, große Städte wechseln sich ab mit kleinen Dörfern. Hier spricht man niederbayerisch, dort oberpfälzisch, die Münchner sind bekannt für ihre Weißwürste, die Nürnberger für ihre Rostbratwürste.

So vielfältig wie die Landschaften, Dialekte und Delikatessen sind auch die Wahlergebnisse in den bayerischen Stimmkreisen. In München holen die Grünen fünf Direktmandate, die CSU wird zur großen Verliererin - und die AfD bekommt hier kaum einen Fuß auf den Boden. In Niederbayern wiederum holt die AfD ihr bestes Ergebnis und in Kelheim im Herzen Bayerns triumphieren die Freien Wähler. Und es gibt sogar Orte im Freistaat, in denen die SPD noch über 20 Prozent und die CSU über 45 Prozent der Stimmen bekommen.

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Danke, Bayern!

Kommentar von Bernd Ulrich (Zeit Online,15/10/2018)

Die CSU verliert ihre Zauberkraft und hinterlässt einen lebendigen politischen Prozess: Der Wettbewerb um einen gutartigen Konservatismus hat begonnen.

Diese Wahl war eine der wichtigsten in der Geschichte der Bundesrepublik. Denn das, was die CSU den Wählerinnen und Wählern da zur Abstimmung vorgelegt hat, stellte nicht mehr und nicht weniger dar als den Abschied von wesentlichen Grundprinzipien unserer Demokratie.

Diese Partei hatte zwischenzeitlich das hetzerische Vokabular der AfD übernommen und damit den humanitären Minimalkonsens dieses Landes verlassen, sie hat mit dem Kreuzerlass die christliche Religion zum Instrument im Wahlkampf herabgewürdigt und damit die Trennung von Staat und Kirche aufgeweicht. Sie hat die Stabilität ihrer eigenen absoluten Mehrheit mit der Stabilität der Demokratie gleichgesetzt, sie hat in Gestalt von Horst Seehofer beim Masterplan Migration Staat und Partei in eins gesetzt und das eigene Mandat auf Zeit als hoheitliche Ermächtigung verstanden, sich über die im Grundgesetz verankerte Richtlinienkompetenz der Kanzlerin hinwegzusetzen.

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